Süddeutsche Zeitung

Feuerwehreinsatz bei Freunden:Helfen statt feiern

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23 Freisinger Feuerwehrleute rücken nach Südtirol aus, um die unwettergeplagte Partnergemeinde Innichen zu unterstützen. Nach 300 Stunden Arbeit sind sie jetzt wieder zuhause.

Von Laura Dahmer, Freising

Ein Notruf trifft ein: Es gab ein Unwetter, der Fluss ist über die Ufer getreten, Keller und Tiefgaragen sind vollgelaufen. Die Freiwillige Feuerwehr Freising macht sich zum Einsatz bereit, zwei Mannschaftstransporter, ein Kommandowagen und ein Gerätewagen für Logistik rücken mit 23 Einsatzkräften aus. Ein großer, aber sonst ganz normaler Einsatz also. Nur, dass der Notruf aus Südtirol kommt, über 300 Kilometer von Freising entfernt.

Natürlich hilft man der Partnerstadt

"Unsere Partnerstadt Innichen hat am Dienstag um Hilfe gerufen - natürlich haben wir mit Ja geantwortet", erklärt Stadtbrandinspektor Anton Frankl. Nach heftigen Unwettern in Südtirol befindet sich die Region im Ausnahmezustand, auch in Innichen trieben die Regenfälle die Hilfskräfte an ihre Grenzen. Mittwochmorgen um vier Uhr trat Frankl mit einigen Kollegen deshalb die vierstündige Reise nach Italien an. Es war ein ungewöhnlicher Einsatz, normalerweise kommt Unterstützung aus Nachbarorten, nicht aus dem Ausland. "Aber Freising hat eine langjährige Stadtpartnerschaft mit Innichen, und für mich gehört das bei einer lebendigen Partnerschaft dazu", meint der Feuerwehrkommandant. Es war die erste Zusammenarbeit dieser Art - bisher hatte man zwar eine "Feuerwehrfreundschaft", so Frankl, diese beschränkte sich aber vor allem auf Festivitäten. Trotzdem hat der Einsatz aus seiner Sicht einwandfrei geklappt: "Ob Südtirol, Oberpfalz oder Norddeutschland - Feuerwehrarbeit läuft eigentlich überall gleich ab, untereinander besteht ein gewisses Verständnis."

Die Abläufe sind gleich, aber der Einsatzort doch ein anderer. Eine Herausforderung für die Freisinger Feuerwehrleute: "Der massive Schlamm. Wir hatten in Freising auch schon einiges an Hochwasser. Aber das, was hier in die Keller läuft, ist deutlich sauberer." Der Schlamm in Südtirol sei dagegen so fein, dass er überall hinlaufe. Und schnelles Handeln erfordere. "Wenn der einmal trocken ist, bekommt man ihn nicht mehr aus dem Keller raus", stellt Frankl fest. Also machten sich die Einsatzkräfte nach ihrer Ankunft am Mittwoch sofort daran, Keller und Tiefgaragen auszuräumen, zu entschlammen und sauber zu machen. Die Freisinger kümmerten sich dabei auch um die Altöttinger- und Grabeskirche und eine Pizzeria im Ort. Der Einsatz dauerte bis Donnerstagabend, dann machten sich Frankl und seine Mannschaft wieder auf den Heimweg. Bilanz des ungewöhnlichen Einsatzes: "Über 300 ehrenamtlich geleistete Helferstunden, ein großer Berg schmutziger Einsatzkleidung, viele glückliche Gesichter in der Partnerstadt und das gute Gefühl, Freunden geholfen zu haben", so liest es sich im Ticker, den die Feuerwehr auf ihrer Webseite eingerichtet hat.

Die Kosten übernimmt Freising

Während die Arbeit der Einsatzkräfte ehrenamtlich war und man sich in Innichen mit Verpflegung und Unterkunft bedankt hat, fielen bei der Reise trotzdem Sprit- und Mautkosten an. "Diese Kosten übernimmt selbstverständlich die Stadt Freising, auf der bleiben die Helfer nicht sitzen", gibt Pressesprecherin Christl Steinhart Auskunft. Dafür gebe es im Feuerwehretat ein Budget für unvorhergesehene Ereignisse, auch die Stadt sei schließlich sehr dankbar für den unkomplizierten und schnellen Einsatz der Feuerwehr.

Während die Freisinger am Donnerstag zurückgekehrt sind, geht es für die Innicher weiter: "Unsere Kollegen in Südtirol werden noch einige Tage arbeiten müssen, bis alle Unwetterschäden beseitigt sind", weiß Frankl.

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Quelle:
SZ vom 03.11.2018
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