Süddeutsche Zeitung

Fasching:"Immer mit voller Kapelle"

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Rainer Bachmeier managt die Auftritte der Heidechia im Fasching. Arbeit hat er damit das ganze Jahr über. Der Vorstand der Echinger Narrhalla versucht bei jeder Veranstaltung vollzählig dabei zu sein

Interview von Klaus Bachhuber, Eching

Vier Jahreszeiten lang arbeitet Rainer Bachmeier in der Versicherungsbranche; in der sogenannten "fünften Jahreszeit" - vom 11.11. bis Aschermittwoch - firmiert er scherzhaft als "Faschingsfachwirt". Der 44-Jährige, der mit Ehefrau Frauke, 33, und zwei Kindern in Fürholzen

lebt, ist im 19. Jahr an vorderster Front für die Narrhalla Heidechia aktiv. Frauke Bachmeier war 2010 auch schon Faschingsprinzessin der Heidechia.

SZ: Mit ihrem Inthronisationsball ist die Heidechia in den langen Fasching gestartet. War es schön?

Bachmeier: Wir hatten einen sehr schönen Inthronisationsball vor ausverkauftem Haus. Unser Prinzenpaar und unsere Jubiläums-Show sind gut beim Publikum angekommen. Im Vorfeld hatten wir ein wenig Sorge mit dem neuen Caterer im Bürgerhaus, aber auch das hat ganz gut funktioniert.

Ist man da als Narrhalla-Vorstand den ganzen Abend in Aktion und angespannt oder kann man so einen Abend auch rundum genießen?

Man ist schon den ganzen Abend unterwegs und organisiert, trifft Absprachen, schaut nach dem Rechten und unterhält sich mit den Gästen. Viel Zeit zum Hinsetzen und Genießen bleibt nicht. Die Anspannung verliert sich erst nach Mitternacht, wenn alle Einlagen vorbei sind, sich das Haus langsam leert und an der Bar Betrieb herrscht.

Der Fasching läuft seit 11.11., richtig begonnen hat er jetzt mit der Inthronisation - wann beginnt er für Sie? Wie ist so ein Jahreslauf der Vorbereitung, wann ist was zu tun?

Wie sagt man so schön, nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Die Vorbereitungen für die neue Saison beginnen schon während der laufenden. Die Termine für die eigenen Bälle werden reserviert, die Bands und DJs werden gebucht. Man schreibt auch während des Faschings schon Dinge auf, die man im nächsten Jahr anders oder besser machen möchte. Sobald der Aschermittwoch rum ist, wird erst mal aufgeräumt. Technik, Requisiten, Kostüme werden in unsere Kellerräume eingelagert, Rechnungen werden bezahlt und geschrieben. So sechs bis acht Wochen später trifft man sich dann schon wieder, um das nächste Jahr detaillierter zu planen. Dieses Jahr stehen bei uns Neuwahlen an. Wer hört auf, wer macht weiter, wer ist für welches Amt geeignet, das sind die Fragen, die bis zur Jahreshauptversammlung geklärt sein müssen. Nach den Wahlen geht es weiter. Eine Garde muss aufgestellt und ein neues Prinzenpaar gesucht werden. Letzteres kann schon mal zeitaufwendig und nervenaufreibend sein. Nach einer kleinen Sommerpause gehts im August oder September mit dem Training los und eine wichtige Einnahmequelle - unser Faschingskalender - wird geplant. Texte werden geschrieben, Fotos werden gemacht, Werbeanzeigen werden gesammelt. Es gibt also immer was zu tun.

Für wie viele Veranstaltungen ist die Heidechia 2019 gebucht?

Die Prinzen-Garde hat etwa 40 Auftritte, das Prinzenpaar über 50 Termine und Auftritte. Unser Teenie-Nachwuchs hat auch noch mal an die 20 Auftritte. An einem Abend sind drei Auftritte gut zu händeln, vier werden dann schon stressig. Vier Auftritte sind dieses Jahr auch das Maximum an einem Tag. Vor Jahren gab es mal einen Rosenmontag mit acht Auftritten, die auf den ganzen Tag verteilt waren. Nach dem letzten Auftritt sind wir in der Umkleide in Au gestrandet, die Narrhalla Au hat Party gemacht, wir waren total erledigt und sogar zum Heimfahren zu platt. Vor zehn Jahren hatte die Garde über 50 Auftritte, das ist heute schon deshalb nicht mehr möglich, weil es weniger Faschingsveranstaltungen gibt.

Muss da der Vorstand immer dabei sein? Was sind während der Saison die Aufgaben "hinter den Kulissen"?

Wir versuchen, mit "voller Kapelle", also mit vollständigem Vorstand zu den Veranstaltungen zu fahren. Auch bei den Auftritten hat jeder seine Aufgaben, wie Licht, Technik, Auf- und Abbau von Requisiten. Auch der persönliche Kontakt mit den Veranstaltern ist mir sehr, sehr wichtig.

Nach dem vierten Auftritt an einem Abend, ist da die Faschingslaune immer noch prächtig?

Die gute Faschingslaune ist immer vorhanden, außer ein Auftritt ging total daneben und der Veranstalter ist unzufrieden. Seit 2004 bin ich für das Auftrittsmanagement verantwortlich, in dieser Zeit gab es einen oder zwei schlechte Auftritte, das hatte dann auf meine Laune große Auswirkung.

Die Heidechia hat ja 60. Jubiläum. Was erzählen da frühere Prinzen oder was liest man in den Chroniken, wie es früher war?

In der Tat habe ich mich mit der Historie der Heidechia intensiv beschäftigt. Früher ist die Garde noch mit Gewehren oder Säbeln, als Leibgarde des Prinzenpaars, aufgetreten. Das wäre heute wohl undenkbar.

Die Kostüme wurden alle selbst geschneidert, heute kann aus der ganzen Welt bestellt und dann umgeändert werden. Lustig finde ich, dass gerne ein Sack Kartoffeln bei der Ordensverleihung mit überreicht wurde. Unser Vereinsgründer Hans Gamon hat sich gern als Freisinger Mohr - aus dem Heidechia-Wappen - verkleidet und ist als Echinger Hofnarr mit schwarzer

Farbe geschminkt aufgetreten. Verändert hat sich, dass früher mehr persönlich und telefonisch vereinbart wurde, heute fast alles per Mail oder WhatsApp läuft. Erfreulich ist, dass keine großartigen schriftlichen Vereinbarungen oder Verträge für Auftrittsbuchungen erforderlich sind. Ein Wort zählt in der Faschingsgemeinschaft.

Was ist für einen Vorstand der schönste Moment am Fasching?

Der schönste Moment ist nach einer gelungenen Premieren-Show auf dem Inthro-Ball. Wenn die Garde und das Prinzenpaar und alle Aktiven mit leuchtenden Augen die Bühne verlassen, jubelnd und strahlend sich in den Armen liegen und im Hintergrund noch der Applaus zu hören ist. Dann spürt man, dass der ganze Verein bereit für die Saison ist und dass es ein erfolgreicher Fasching werden wird. Ein wirklich schöner Moment, der einen stolz macht.

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Quelle:
SZ vom 14.01.2019
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