Süddeutsche Zeitung

Echinger "Brass Wiesn":Gute Stimmung und ziemlich viel Müll

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Die einen finden alles einfach nur "griabig", für die anderen sprengt das Spektakel alle Dimensionen. Sie stören sich an Lärm, Umweltzerstörung und den Müllmassen. Impressionen von der Echinger "Brass Wiesn", bei der in den vergangenen vier Tagen über 20 000 Menschen gefeiert haben.

Von Lena Meyer, Eching

Die "Brass Wiesn" ist wichtig für Eching", sagt Michi Greier. "Das brauchen wir." Er ist Anwohner des Festivalgeländes und zusammen mit seiner Familie an diesem Wochenende auch auf der "Brass Wiesn" unterwegs. Die Kritik an dem Spektakel und dass sich jetzt sogar eine Bürgerinitiative gegen das Festival gründen will, kann er nicht nachvollziehen. Er selbst wohne direkt neben dem Festivalplatz, der Lärm störe ihn nicht, sagt er, im Gegenteil: "Es sind drei Abende, an denen es ein bisschen lauter ist", erklärt Greier, "da braucht sich keiner beschweren." Die "Brass Wiesn" sei "etwas Einzigartiges" und die Musik "passt zur Region".

Ähnliche Meinungen werden auch über Facebook mitgeteilt: "Ich denke, Spaßbremsen sollten auf eine einsame Insel und sich dort zu Tode langweilen - sorry", kommentiert dort beispielsweise eine Nutzerin die Empörung einiger Anwohnender. "Man kann aber auch wirklich alles miesmachen", heißt es weiter.

Miesmachen wolle sie die "Brass Wiesn" niemandem, trotzdem empfindet eine Anwohnerin das Festival als "zu groß". Natürlich freue es sie, dass die Musik international angesehen sei. Dennoch zeigt sie sich besorgt: Vor allem wegen der Müllmassen sei das Festival ein Problem.

Die Mengen an Abfällen empfindet Greier wiederum als unproblematisch: Die Veranstalter seien sensibilisiert und kümmerten sich um eine fachgerechte Entsorgung, sagte er. Am Eingang jedoch sind die Mülleimer schon fast ausgebeult, soviel Plastik und Papier steckt drin. Gestopft voll sind sie, quellen teilweise über und entladen ihren Inhalt auf den Boden, wo dieser achtlos zur Seite getreten wird und im nächsten Busch verschwindet. "Der Mensch ist ein Depp", kommentiert Greier dieses Phänomen, das auch anderen Gästen auffällt.

"Jeder schmeißt den Müll einfach hin", bemerken Marinus und Lena, eine fachgerechte Entsorgung kontrolliere offenbar niemand und gerade außerhalb des Festivalbereichs werde viel Unrat entsorgt. Beide kommen aus Rosenheim und befinden sich seit Donnerstag auf dem Festival. Sie nutzen das Angebot des Comfort Campings - das wollen sie auch im nächsten Jahr wiederholen, denn auf dem normalen Campingplatz liege nur Müll. "Da stinkts!", schimpft Lena.

Fanta-Flaschen, Plastikteller und leere Bierbongbecher liegen dort auf dem Boden verstreut. Das Bier versickert in der Erde daneben und wässert die letzten Überreste Rasens - eine gehisste Bayernflagge sieht traurig dabei zu. "Da schauts brutal aus", bestätigt Herrmann im Bierzelt vor seiner Halben. Ihm gefällt die Musik - Blasmusik spiele er selber auch. Trotzdem kann er die Anwohnenden verstehen: Obwohl es "sauberer als auf anderen Festivals" zugehe, würde dennoch viel Unrat auf der "Brass Wiesn" produziert werden.

Die vielen parkenden Autos stellen eine zusätzliche Belastung des Verkehrs da und verstopfen die anliegenden Straßen. Insgesamt hat Bethina das Gefühl, es seien mehr Menschen als üblich anwesend. Und sie muss es wissen, wird sie doch von Herrmann als ein "alter Profi" gelobt: Dieses Jahr ist Bethina zum dritten Mal dabei - und findet es nach wie vor "sehr cool".

Dem stimmen ihr auch andere Gäste zu: "Griabig" sei es, einfach gemütlich und schön. Viele der Besucher loben zudem die Veranstalter. Marinus und Lena beschreiben das Festival trotzdem als "mega gut": Es gebe keine aggressive Stimmung, alle seien entspannt und die Atmosphäre familiär. "Jeder hat Vernunft", bestätigen Simon und Andi. Mit ihrer Bayernflagge sind sie seit Donnerstag auf der "Brass Wiesn" anwesend und loben den Umgang untereinander. "Man feiert mit den Leuten, mit denen man sich unterhalten kann." "Nach Corona ist das einfach richtig cool!", findet auch Lissi. Das Festival sei aufregend, bestätigt ihre Freundin Leni.

Dass es auf der "Brass Wiesn" überwiegend friedlich zugeht, wissen auch Einsatzleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, Benjamin Oppenrieder, und Pressesprecher Paul Eisenmann. Alles sei "sehr friedlich und ruhig." Viele Besucher stünden den Sanitätern zur Seite, die bei Einsätzen auch Schaulustige wegschickten, erklärt Oppenrieder.

Wegen des Gewitters am Freitagabend musste die "Brass Wiesn" kurzzeitig unterbrochen werden. Eine örtliche Turnhalle wurde für Schutzsuchende geöffnet, genutzt haben das aber nur drei Personen - der Rest fand einen anderen geeigneten Unterschlupf. Natürlich sei die Hitze in den vergangenen Tagen eine Herausforderung gewesen, doch die Festivalbesucher seien teilweise gut darauf vorbereitet gewesen oder von den Sanitätern entsprechend betreut worden. Das Rote Kreuz merkt an, dass sich viele Menschen sehr positiv verhalten hätten und anderen, die wegen der Hitze Probleme bekommen hätten, ihre Hilfe angeboten hätten.

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