Süddeutsche Zeitung

Bürgerentscheid:Sieg für die Straßenbauer

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56,5 Prozent der Freisinger sprechen sich für den Bau der Westtangente aus. Die Befürworter der Umgehungsstraße haben eine deutlichere Mehrheit erwartet, die Gegner nennen ihr Ergebnis "achtbar"

Von Kerstin Vogel

Die Freisinger wollen eine Westtangente - und sie wollen den Tunnel durch den Stadtteil Vötting. Am Sonntag im Bürgerentscheid haben sich 12 173 Bürger (56,5 Prozent) für die umstrittene Trasse ausgesprochen, 9389 (43,5 Prozent) waren dagegen. Das ist unerwartet knapp, wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher einräumen musste. Er hatte eine deutlichere Mehrheit für den Bau der Umgehungsstraße erwartet. In den Wahllokalen in Vötting sprachen sich mehr als 70 Prozent gegen die Westtangente aus, aber auch in den Wahllokalen in der Fröbelschule oder in der Paul-Gerhard-Schule hatten die Tangentengegner die Nase vorn. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,4 Prozent.

Die Gegner der Umgehungsstraße hätten mit ihren "extremen Aussagen" noch viele Wähler beeindruckt, sagte Eschenbacher: "Viele haben deshalb wohl noch Bedenken bekommen." Er hoffe, dass das "nach 43 Jahren das letzte Mal gewesen ist, dass wir so ausführlich über diese Straße diskutieren mussten." Gleichzeitig erneuerte Eschenbacher seine Zusage, die Gutachten zur Gefährdung des Trinkwassers und den höheren Kosten noch prüfen zu lassen. "Wir schicken nicht sofort die Bagger los." Gleichwohl werde man versuchen, die abgebrochenen Grundwasserpumpversuche in Vötting im Herbst fortzusetzen und den Projektbeschluss noch in diesem Jahr zu fassen. Dafür müssten allerdings wegen der Verzögerung durch das Bürgerbegehren die Kosten noch einmal fortgeschrieben werden, so der Oberbürgermeister. FW-Stadtrat Richard Grimm erklärte, er sei froh, dass sich die Mehrheit für den Bau der Umgehung entschieden habe: "Freising braucht diese Tangente." Auch Grimm hätte erwartet, dass das Votum eindeutiger ausfallen würde - und baut nun auf die Einsicht der Gegenseite: Geht es nach Stadträtin Monika Hobmair (ÖDP), wird das Bündnis den Ausgang des Bürgerentscheids akzeptieren, wie sie versicherte. Sie sprach von einem "achtbaren Ergebnis" für die Tangentengegner: "Man sieht, wie viele Leute die Natur erhalten wollen und das Auto nicht als einziges Allheilmittel sehen." Ähnlich argumentierte Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Maguhn. Natürlich hätte man lieber gewonnen, sagte er, trotzdem sei das ein Ergebnis, "das uns sehr zufriedenstellt". Alfred Schreiber, Vorsitzender des VCD, nutzte das Ergebnis, um gleich eine Forderung aufzustellen. Man brauche Verbesserungen auch beim Bus- und Radverkehr in Freising. Schon zum nächsten Fahrplanwechsel am 15. Dezember wünschte er sich einen Zehn-Minuten-Takt für den Stadtbus.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2013
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