Süddeutsche Zeitung

Freising kauft mehr Bio:Mehr Lust auf Genuss

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Die Pandemie hat bei vielen Menschen zu einem Umdenken bei der Ernährung geführt. Viele kaufen bewusster ein. Die Bioläden in Freising registrieren den Wandel im Konsumverhalten.

Von Maike Velden, Freising

Mehr Kreativität am Herd und in der Küche: Aufgrund der Pandemie und dem Rückzug ins Homeoffice kochen die Menschen mehr selber. Die Nachfrage nach Bioprodukten hat laut Bundesregierung zugenommen und Biosiegel werden immer wichtiger. Die Bioläden in der Freisinger Innenstadt bemerken hier und da einen Anstieg bei der Nachfrage an Bioprodukten, manche mehr, manche weniger.

Die Pandemie hat laut Johannes Frankel, Leiter des Denn's Biosupermarkts in Freising, zu einem erhöhten Bewusstsein für Biolebensmittel geführt. Die Leute würden bewusster einkaufen und darauf achten, was sie konsumieren. "Es ist viel mehr los im Laden, Corona hat unseren Kundinnen und Kunden zu mehr Nachhaltigkeit verholfen", erzählt er. "Weil die Leute mehr selber kochen, wollen sie wissen, was sie da essen", erklärt er. "Am Anfang der Pandemie, vor genau einem Jahr, war alles knapp, wir hatten bei fast allem Engpässe. Das liegt vor allem daran, dass bei Bioprodukten keine Unmengen vorrätig sind. Es gibt weniger Anbaufläche, deswegen gibt es einfach nicht so viele Lebensmittel von einer Sorte", erklärt Frankel. Aber nicht das heiß begehrte Klopapier habe im Biomarkt gefehlt. "Das waren eher die frischen Lebensmittel, wie Obst und Gemüse. Auch an der Brottheke war die Nachfrage extrem hoch." Die Nachfrage bei allen anderen Produkten und Lebensmitteln sei ebenfalls angestiegen, da mehr Menschen bei Denn's eingekauft hätten.

Die Laufkundschaft ist weniger geworden

Die Inhaberin vom Biosupermarkt Lebenskunst, Kathi Zanker, kann auch einen Anstieg an Kunden verzeichnen. In ihrem Geschäft sei mehr los, da die Freisinger nicht in Urlaub fahren, nicht essen gehen können und selber kochen und einkaufen müssen. "Bei uns ist nicht die Nachfrage an Biolebensmitteln gestiegen, die Kunden sind solidarisch und kaufen bei uns einfach alles, was sie für die Woche brauchen und unterstützen uns", sagt sie. "Man merkt aber schon, dass Leute von außerhalb wegbleiben, die im Homeoffice in Erding sind zum Beispiel", erklärt sie. In dem Biosupermarkt gebe es teilweise immense Lücken, weil im Biobereich, wie auch Frankel erklärt, weniger Rohstoffe vorhanden sind. "Was die Gastro eingekauft hat, kaufen jetzt kleine Betriebe in kleinen Gebinden bei Händlern, die darauf nicht vorbereitet sind."

Zu Beginn der Pandemie sei die Nachfrage im Ludwigsmarkt Naturkost in Freising gestiegen, laut Inhaberin Conny Zaczek habe sich das aber schnell einpendelt. "Es gibt gute und große Einkäufe und volle Körbe, aber die Kunden verteilen sich auch auf die umliegenden Angebote" sagt sie. "Wenn die Nachfrage im zweiten Lockdown wieder so hoch gewesen wäre wie vor einem Jahr, dann wäre es eng geworden. Das wären dann drei extreme Monate geworden." Mit Engpässen hatte das Team nicht zu kämpfen. "Wir sind dann einfach auf andere Marken umgestiegen und standen im Kontakt mit dem Großhändler", sagt Zaczek. Manchmal habe das Team selber reguliert, und nur zwei Liter Milch rausgegeben und nicht gleich ein Gebinde. "So haben wir versucht, alle fair zu behandeln und es allen recht zu machen", erklärt sie. Die Kunden haben das gut verstanden.

Im Weltladen gehen vor allem Kaffee und Schokolade

Wenn man durch die Freisinger Innenstadt spaziert und in die Ziegelgasse abbiegt, findet man den Weltladen in Freising. Neben Lebensmitteln gibt es hier faire Kleidung und Accessoires aus der ganzen Welt. Die scheinbar steigende Nachfrage nach Biolebensmitteln bemerkt auch Theresia Endriß, Teamleiterin des Freisinger Weltladens. Sie erzählt, die Nachfrage nach Lebensmitteln sei gestiegen, vor allem bei Kaffee und Schokolade.

Solch einen Anstieg der Nachfrage hat Lisa Kronpass, Inhaberin des Unverpackt-Ladens "Fräulein Lose" in Freising, nicht bemerkt. Bei ihr kauft vor allem Stammkundschaft ein, aber es seien durchaus auch viele neue Kunden dabei gewesen. "Es kann sein, dass die Leute mehr kaufen, das kann aber auch einfach daran liegen, dass das Sortiment stetig wächst und wir neue Produkte bekommen", erklärt Lisa Kronpass. Engpässe habe sie in ihrem Unverpackt-Laden noch nicht gehabt. "Natürlich am Anfang der Pandemie, da haben die Leute dann mehr Toilettenpapier und Trockenhefe gekauft, das hat sich aber schnell gelegt. Generell ist meine Kundschaft sehr entspannt", sagt sie lachend. Die Nachfrage nach Kuchen sei aber gestiegen, ebenso wie die nach Kaffee zum Mitnehmen. Da man sich nicht mehr ins Café setzen kann, gibt es Pfandbecher. Im Hintergrund surrt die neue Kaffeemaschine und verbreitet einen angenehmen Kaffeeduft, bereit für die kaffeedurstige Kundschaft.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2021
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