Süddeutsche Zeitung

67 barrierefreie Wohnungen geplant:Grün und weitläufig

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Das Hallbergmooser Mehrgenerationen-Wohnhaus könnte ein Vorzeigeprojekt sein - wäre da nicht das Parkplatzproblem

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Pläne für das Mehrgenerationen-Wohnprojekt sind im Hallbergmooser Gemeinderat auf breite Zustimmung gestoßen, ein absolutes Vorzeigeprojekt könne das werden, war man sich einig. Wenn nicht zwei große Fragezeichen die Freude schmälerten: Das erste ist die geltende Stellplatzverordnung, die zumindest dem grünen, Lebensqualität versprechenden Charakter des Gebäudekomplexes den Garaus machen könnte, das zweite sind die Kosten des größten kommunalen Bauprojekts in der Geschichte der Gemeinde. Bislang geht man von 25,5 Millionen Euro aus, 15,8 Millionen davon aus staatlichen Fördermitteln.

Grün, licht und weitläufig präsentiert sich das Mehrgenerationen-Wohnen am Tassiloweg, zumindest auf den Plänen, die Vertreter des Nürnberger Architektenbüros Bär, Stadelmann, Stöcker jüngst im Gemeinderat vorstellten. Das Büro war 2018 als Sieger im Ideenwettbewerb hervorgegangen. Der Entwurf sieht vier dreigeschossige Gebäude vor, die sich um verschiedene Plätze mit viel Grün gruppieren. Insgesamt soll es 67 barrierefreie Wohnungen geben, von einem bis vier Zimmer groß, sechs Wohnungen sind sogar rollstuhlgerecht.

Alle Wohnungen haben Balkon oder Terrasse

Im südlichsten Gebäude sind ein Gemeinschaftsraum für bis zu 100 Personen mit Teeküche, Toiletten, Büro und vielleicht sogar ein kleiner Laden geplant. Diesem Bereich vorgelagert soll ein halböffentlicher Platz als Eingang zur Anlage entstehen, mit Sitzmauern und Bäumen. Der zentrale Treff für die Bewohner ist ein Quartiersplatz in der Mitte der Anlage, dazu gibt es noch einen Spielhof für Kinder. Alle Wohnungen haben einen Balkon, die im Erdgeschoss sogar einen Gartenanteil.

Eine Tiefgarage, die sich unter fast dem gesamten Grundstück erstreckt, bietet nicht nur die laut Stellplatzverordnung nötigen 146 Parkplätze für die Bewohner, sondern auch diverse Nutzflächen. Oberirdisch haben die Planer allerdings gerade mal fünf Besucherparkplätze vorgesehen, und das, war sich die Mehrheit im Gemeinderat sicher, ist ein Problem. Da die Hälfte der Wohnungen für Senioren reserviert werden soll, werde es viel Besuch aus den Familien geben, mutmaßte man. Die Satzung schreibt in Bezug auf die Zahl der Wohnungen 25 Besucherparkplätze vor. Mit denen aber, so machten die Architekten klar, könne man den großzügigen Charakter des Komplexes vergessen, denn 20 Parkplätze verschlingen viel Platz.

Schon beim Ideenwettbewerb hat die Gemeinde eine Reduzierung der Stellplätze in Aussicht gestellt, wenn die Architekten ein Mobilitätskonzept zur Vermeidung von Autoverkehr vorlegen. Nun dürfte ein Seniorenehepaar in einer Zweizimmerwohnung die satzungsmäßigen zwei Autos eher nicht haben, die Reduzierung der Tiefgaragen-Plätze ist aber schon Bestandteil des Sparpakets, das nötig wird, wenn die Baukosten, wie befürchtet, nicht eingehalten werden können. Auch in Hallbergmoos herrscht gerade Haushaltssperre, weil unklar ist, wie tief Gewerbe- und Einkommenssteuern sinken.

Die Planer erhielten jedenfalls den Auftrag, Einsparmöglichkeiten zu prüfen und ein Mobilitätskonzept zu erstellen. Auf Anregung von Grünen-Gemeinderätin Sabina Brosch sollen sie auch untersuchen, wie teuer alles käme, würde man auf einen Baukörper verzichten. Denn die Lebensqualität sollte, erhoben sich erste Stimmen, in dem Mehrgenerationen-Quartier ausschlaggebend sein, nicht die maximale Bestückung.

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Quelle:
SZ vom 05.06.2020
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