Süddeutsche Zeitung

Forstenried:Überdimensioniert

Nachbarn kritisieren die Umbaupläne für den Derzbachhof in Forstenried

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Zwei Herzen schlagen, ach, in der Brust mancher Forstenrieder. Einerseits sind sie erleichtert, dass sich endlich jemand daran machen will, den historischen Derzbachhof, Münchens ältestes erhaltenes Bauernhaus, zu retten. Die in solchen Dingen erfahrene Firma Euroboden hat sich dieser Aufgabe angenommen. Auf der anderen Seite wollen trotz Zustimmung städtischer und staatlicher Behörden sowie des Bezirksausschusses zu deren Sanierungsplänen Stimmen nicht verstummen, die dem Vorhaben mit Skepsis begegnen. Die scheunenartig stilisierten Ergänzungsbauten im hinteren Grundstücksteil mit ihren 19 Wohnungen erscheinen zumal einigen Anwohnern überdimensioniert. Andere fragen sich, wie der Einbau einer weiteren Wohnung in den alten Bauernhof gelingen soll, ohne den Denkmalcharakter zu beschädigen. Vorbehalte gegen die Ausweitung des Projekts in den Außenbereich schwingen mit, und ob das Ganze den Ortskern wirklich aufwerten würde, ist gleichfalls ein Thema unter den Bürgern des Stadtteils.

Ihre Zweifel an dem "sehr gewaltigen Plan" hat unlängst eine Nachbarin des Derzbachhof-Geländes, Vera Grundler, dem Bezirksausschuss vorgetragen und dazu Fotos des Geländes vorgelegt. Um besser sichtbar zu machen, wie sich das Vorhaben einmal darstellen könnte, fordert sie das Stadtteilgremium auf, von Euroboden ein Modell zu erbitten. Zudem empfahl sie, bei der Stadt einen Grundstückstausch anzuregen, der eine Wegeführung in Forstenried erleichtern könnte.

Der SZ sagte Grundler, ihre Vorschläge seien nicht als Affront gegen die Firma Euroboden oder die städtischen Behörden zu verstehen. Wünschenswert wäre jedoch ein Stopp der Bauvoranfrage für die Sanierung des Derzbachhofs, bis Fachleute eine Gestaltungslösung für den gesamten Forstenrieder Ortskern erarbeitet haben. Erforderlich sei ein "denkmalgerechtes, umweltverträgliches, sozial stimmiges und langfristiges Konzept".

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Quelle:
SZ vom 27.03.2018
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