Süddeutsche Zeitung

Forstenried:Masken rauf, Masken runter

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Divergierende Regeln für Mittagsbetreuung und Hort verärgern die Eltern der Grundschüler von der Königswieser Straße

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Weil die Bundesländer laufend unterschiedliche Corona-Schutzregeln erlassen, herrscht seit Wochen Aufregung in der Republik. Solche Irritationen setzen sich im Kleinen fort. Zum Beispiel an Grundschulen, wie derjenigen an der Königswieser Straße in Neu-Forstenried. Am "Köwie" tragen die Kinder während der Schulstunden keine Masken, jene Buben und Mädchen, die am Nachmittag den angegliederten Hort besuchen, ebenfalls nicht. Schülerinnen und Schüler, die die Mittagsbetreuung nutzen, dürfen wiederum nur mit Mund- und Nasenbedeckung auf den Pausenhof. Dabei entstammen viele Kinder demselben Klassenverband.

Nicht wenige Eltern halten die divergierenden Bestimmungen für verwirrend, wenn nicht für Irrsinn. Ihre Verärgerung ist inzwischen bei der Lokalpolitik angekommen. So befasste sich der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln jetzt mit einem Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion in dieser Angelegenheit.

Die Sprecherin der SPD im BA, Dorle Baumann, konstatierte, es gebe "offensichtlich unklare Regelungen", wie und wann eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen sei. Darauf reagierten Eltern zu Recht mit Unverständnis. Die Stadtteilvertretung sollte deshalb das städtische Referat für Bildung und Sport auffordern, die Pflichten der Kinder an Grundschulen eindeutig darzustellen. Ferner möge man den Oberbürgermeister bitten, beim Ministerpräsidenten auf Klarheit zu dringen. Ziel müssten einheitliche Regelungen für alle Grundschulen sein. Am "Köwie" resultieren die Probleme offenbar auch aus den unterschiedlichen Trägerschaften von Hort und Mittagsbetreuung.

Nach Darstellung der BA-Kinderbeauftragten Monika Reim (SPD) führt die Unübersichtlichkeit der Corona-Regeln an den Grundschulen bereits zu "Spannungen unter den Eltern". Denn niemand könne ihnen die widersprüchliche Situation erklären. Ähnlich hat sich Anke Sponer geäußert, die Vorsitzende des Gemeinsamen Elternbeirats der Münchner Grundschulen. Aller Aufwand werde ad absurdum geführt, wenn Kinder in der Schule strikte Regeln befolgen sollen, in den Horten oder Mittagsbetreuungen dann aber andere, laschere Hygienemaßnahmen gelten.

Unter den Stadtteilvertretern überwogen dennoch Zweifel, ob ein Bezirksausschuss das richtige Gremium sei, einheitliche Richtlinien für den Corona-Schutz an den Grundschulen anzumahnen. "Ich würde da lieber auf die Schulleitungen vertrauen", sagte Grünen-Fraktionssprecherin Henriette Holtz. Der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) warnte vor Schnellschüssen: "Man sollte den Schulleitungen nicht vorgreifen, die müssen flexibel reagieren können." CSU-Fraktionssprecher Dominik Kunkel stellte nach Internet-Recherche fest, dass die Staatsregierung durchaus Orientierung biete. Eben dies hatte die SPD in Abrede gestellt. Für deren Dringlichkeitsantrag fand sich letztlich keine Mehrheit.

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SZ vom 08.10.2020
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