Süddeutsche Zeitung

Festival:Miteinander statt nur dabei

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"Ander Art" auf dem Odeonsplatz ergänzt multikulturell das Oktoberfest-Einerlei.

Von Michael Zirnstein

Wollte man das ganze Ander-Art-Festival in einer einzigen Darbietung erleben, man müsste sich wohl die von Jaromir Konecny nachmittags um halb sechs anschauen: Da liest der Münchner nicht nur aus seinem Roman "Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Nemec". Weil er eben Poetry Slammer ist, "performt" er dies auch noch, wie es auf Neudeutsch heißt, wobei er sich unter anderem der Künste der Jonglage und des Gitarrespielens bedient. Zudem erzählt er frei von der Leber weg weitere Anekdoten aus der Heimat von Flüchtlingen, groteske Geschichten über die Flucht und kulturelle Missverständnisse.

Um solche zu vermeiden, wurde Ander Art vor gut 20 Jahren vom Münchner Kulturreferat ins Leben gerufen, quasi als multikulturelle Ergänzung zum durchaus monokulturell bayerisch geprägten Oktoberfest. Bei freiem Eintritt will die Stadt auch bei dieser Auflage des Festivals auf dem Odeonsplatz zeigen, "was Münchner Flair" außer Masskrugstemmen und Karussellfahren ausmacht: Internationalität, Interkulturalität und Gastfreundschaft.

Die zeigt sich besonders schön beim Ander-Art-Musikantenstammtisch, den die Volksmusik-Fachfrau Franziska Eimer organisiert: Sie bringt zwischen 13 und 20 Uhr in viertelstündigen Sessions immer jene Musiker von nah und fern zusammen, die gerade da sind und kein Konzert auf der Hauptbühne spielen. Auch bei den Einzel-Auftritten geht es ums Miteinander: Wenn etwa Musiker aus Afrika und Deutschland in der Performance "Yo Wa - Zusammen? Leben!" nigerianische und antike Fabeln vertonen. Es folgen Auftritt des Monaco Swing Ensembles (13.15 Uhr), der Latino-Chanson-Band Louva Marguerite, des Münchner Rap-Kollektivs Diaspora, der Latin-Hip-Hopper Calle Mambo und der römischer Musik-Zirkus-Truppe Veeblefetzer. Während des Festivals können die Besucher in Zelten Informationen einholen, künstlerisch aktiv werden und Ausstellungen sehen, etwa Masken des Irakers Kadir Fadhei und 50 Flüchtlingsporträts des italienischen Fotografen Marco Pejrolo.

Ander Art, Samstag, 23. September, 12-22 Uhr, Odeonsplatz, Eintritt frei

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SZ EXTRA vom 21.09.17
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