Süddeutsche Zeitung

Feldmoching/Hasenbergl:Sehnsuchtsort Gartenstadt

Lesezeit: 1 min

CSU beantragt Ausweisung für bestimmte Quartiere im Viertel

Von Jerzy Sobotta, Feldmoching/Hasenbergl

Wer möchte nicht in einer Gartenstadt leben? Das hört sich nach Wiesen und Parks, viel Platz und lauen Sommerabenden an. Auch die Lokalpolitiker im hohen Münchner Norden wünschen sich Gartenstädte in ihrem Stadtgebiet. Denn die Gartenstadt ist nicht nur die sehnsüchtige Fantasie vieler Bürger, sondern ein Begriff, mit dem Stadtplaner in der Verwaltung operieren. Die fassen den Begriff der Gartenstadt nüchtern: "Diese kleinteilige, locker bebaute und sehr grüne Siedlungstypologie zeichnet sich durch einen wertvollen Baumbestand, zusammenhängende private Freiflächen und begrünte Vorgärten aus", heißt es etwa in einer Beschreibung des städtischen Planungsreferats. Vor sechs Jahren hat der Stadtrat solche Gebiete unter einen besonderen Schutz gestellt. Für die sechs Gebiete, die bisher in ganz München den sogenannten Gartenstadtcharakter haben, gelten besonders strenge Vorschriften, insbesondere für Neubau, Abstandsflächen und Nachverdichtung.

Diese sind es auch, die sich die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl wünscht. Laut Antragstext will sie verhindern, dass in solchen Quartieren die Abstandsflächen für Neubauten verkleinert werden. Das sei mit einer Novelle der Bayerischen Bauordnung möglich, die zum 1. Februar in Kraft getreten ist, sagt BA-Vorsitzender Rainer Großmann (CSU). "Das wollen wir verhindern." Der Antrag fand ein gemischtes Echo im Gremium. Die Grünen befürchten, dass damit reine Villensiedlungen festgeschrieben würden. "Kann sich ein Polizist und eine Krankenschwester so etwas leisten?", fragte Fraktionssprecherin Christine Lissner. Auch die SPD zweifelt an dem Vorstoß und fürchtet übermäßige Eingriffe in das Eigentumsrecht von Hausbesitzern. "Das schafft eine Zweiklassengesellschaft von Eigentümern. Gartenstadt hört sich zwar gut an, ist aber keine Lösung", sagt Klaus Mai. Nur in neuen Baugebieten sei diese Idee sinnvoll. Trotz der Einwände fand bekam der CSU-Antrag eine Mehrheit im BA. Das städtische Planungsreferat soll nun prüfen, ob bestimmte Gebiete im Stadtbezirk als Gartenstadt ausgewiesen werden können, wünschen sich die Stadtviertelpolitiker.

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Quelle:
SZ vom 10.04.2021
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