Süddeutsche Zeitung

Fahrgeschäfte im Test:Teufelsrad

Wie treuherzig sich die Menschlein aneinander schmiegen, solange das Rad still steht. Doch kaum kommt es in Bewegung, beginnt der Kampf.

Jörg Häntzschel

Typ: Die Welt ist eine Scheibe

Los geht's: Teufelsrad heißt es, doch der Richter über die armen Seelen, die sich wie Würmer am Boden wälzen, ist dem mittelalterlichen Gott ähnlicher: Unbarmherzig holt er sie zu sich. "So, Blondie, jetzt hamma di!", höhnt er, "Lederhose, aus is!"

Die Welt ist eine Scheibe, und Er sitzt am Regler. Wie treuherzig sich die Menschlein aneinander schmiegen, solange das Rad still steht! Doch kaum kommt es in Bewegung, zerfällt die rührende Szene, und einer tritt den anderen weg, so er ihn nicht braucht, um sich an ihm festzuklammern. Wer am Rand kauern muss, prallt schon nach drei, vier Umdrehungen gegen die Bande. Sein Leben auf dem Rad war kurz, sein Scheitern ohne Größe.

Niemand unter den tobenden Zuschauern weint ihm eine Träne nach. Was sie sehen wollen, ist der Kampf Mensch gegen Mensch, der Kampf Mensch gegen Rad. Wer die erste Phase überlebt hat, den ereilt nun die nächste Prüfung. Todesengel senken einen großen Ball in die verdutzte Gruppe, lustiger Ball!, doch er trifft die Köpfe wie eine Faust. So übersehen sie die Schlingen, die von der Seite gelegt werden. Bald verheddern sie sich und straucheln wie Pferde.

Fazit: Die Scheibe ist leer. Im Himmel sehen wir uns wieder.

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