Süddeutsche Zeitung

Erpressung von Susanne Klatten:Kennwort "Kuschelbär"

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Und noch ein Versuch: Die Trittbrettfahrer im Fall Klatten lassen nicht locker.

Alexander Krug

Langsam wird diese Masche zur unendlichen Geschichte: Der spektakuläre Erpressungsfall der Quandt-Erbin Susanne Klatten scheint sogenannte Trittbrettfahrer weiter magisch anzuziehen.

Bei den drei Männern aus Duisburg, die den Fahndern am Mittwoch ins Netz gingen, handelt es sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung um Ingo J., 46, Wladen M., 43 und Nedeljko M., 33. Zwei der Beschuldigten sollen wegen Betrugs und Drogendelikten vorbestraft sein, alle drei sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. "Ich hoffe, dass diese Leute endlich begreifen, dass es sich nicht lohnt, Frau Klatten zu erpressen", meinte der ermittelnde Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Freitag zur SZ. Ob das Nachahmer abschreckt, da ist er sich aber selbst nicht sicher.

Am 9. März dieses Jahres hatte das Landgericht den Schweizer Gigolo Helg Scarbi, 44, wegen versuchter Erpressung und Betruges zu sechs Jahren Haft verurteilt. Scarbi gestand, die Milliardärin Klatten mit Lügengeschichten und einem kompromittierenden Video um rund sieben Millionen Euro erleichtert zu haben. Angaben über den Verbleib des Geldes und über das Video verweigerte er.

Der ominöse Film scheint seither die Phantasie der Unterwelt zu beflügeln. Nur wenige Tage nach dem Urteil versuchte ein Bochumer Arbeitsloser Klatten um 75000 Euro zu erpressen. Er sei über Mittelsmänner in Besitz des Videos gekommen, behauptete er. Am 27. März wurde der 50-Jährige festgenommen, sein Prozess im Münchner Amtsgericht ist noch nicht abgeschlossen.

Mitte Juni starteten nun die drei Duisburger ihren Versuch, Kapital aus der Geschichte zu schlagen. Ihre Forderung an Klatten: ein BMW X5 und 800.000 Euro. Mittels einer Zeitungsanzeige (Kennwort: "Kuschelbär") nahmen die eingeschalteten Fahnder Kontakt mit dem Trio auf. Bei der Übergabe der Limousine in Duisburg schlugen sie zu. Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch bewertet den Vorgang als Erpressungsversuch in einem besonders schweren Fall. Damit drohen den Männern Haftstrafen bis zu 15 Jahre. Genug, um weitere Trittbrettfahrer abzuschrecken. Eigentlich.

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SZ vom 18.07.2009
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