Süddeutsche Zeitung

Wirte in Erding:Beheizter Biergarten

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Der Verwaltungs- und Finanzausschuss der Stadt Erding hat beschlossen, dass künftig alle Gastronomen in ihren Biergärten Heizstrahler einsetzen dürfen. ÖDP und Grüne haben jedoch Bedenken.

Die Erdinger Wirtshausbesucher müssen keine Angst mehr haben vor dem ersten Kälteeinbruch: Der Verwaltungs- und Finanzausschuss der Stadt Erding hat am Dienstag beschlossen, dass künftig alle Gastronomen auf ihren Freischankflächen Heizstrahler einsetzen dürfen. Bislang war es denjenigen verboten, die ihre Tische und Stühle auf öffentlichen Flächen wie Parkplätzen aufgestellt haben.

Mit ihrem Antrag stießen die Erdinger Wirte auf geringe Gegenwehr in der Politik, die sich selbst bezichtigte, 2009 bei der Abstimmung über die Sondernutzungssatzung einen Fehler gemacht zu haben. Diese Ungleichbehandlung wollte die Mehrheit rückgängig machen. Nur Nicole Sievers (Grüne) und Roswitha Bendl (ÖDP) räumten dem Umweltschutz einen deutlich höheren Stellenwert ein. Bendl sagte, die Heizstrahler seien "massiv umweltschädlich", das habe das Bundesumweltamt festgestellt.

Die Ungerechtigkeit, die die Stadt mit ihrer Satzung vom Dezember 2009 geschaffen habe, sei "ein großes Problem". Bürgermeister Max Gotz (CSU) stellte damit schnell klar, dass auch er dem Antrag der Wirte stattgeben wolle. Er rechne damit, dass die Gastronomen einen "sorgsamen Umgang" mit dem Thema Energie und Umwelt pflegten, fügte er an. Auch Rainer Mehringer (UWE), Hans Schmidmayer (SPD), Jakob Mittermeier (CSU) und Hans Egger (Erding jetzt) sprachen sich im Namen ihrer Fraktion dafür aus, den Umweltschutz dieses Mal hintanzustellen und "über den eigenen Schatten zu springen", wie es Mehringer formulierte.

Erwartungsgemäß kritischer sahen die Vertreterinnen von ÖDP und Grüne die Heizstrahler. "Wir geben so viel Geld aus für die Dämmung unserer Schulen", sagte Bendl. "Hier verzichten wir darauf, für den Umweltschutz Maßnahmen zu ergreifen." Sie regte ein grundsätzliches Verbot der Heizstrahler in der ganzen Stadt an. "Es gibt Städte, die verteilen mit den Gastronomen Wolldecken." Auch Sievers betonte: "Wir haben den Klimawandel; wir müssen Energie einsparen." Ihr wäre es lieber, man würde eine Vereinbarung treffen, dass "diese Dinger" nicht aufgestellt würden. Hier würde nur eine bundesweite Regelung Abhilfe schaffen, meinte Gotz. ts

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Quelle:
SZ vom 21.10.2010
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