Süddeutsche Zeitung

Denkmalschutz:Umbaupläne stoßen auf Widerstand

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Dem Landesamt für Denkmalpflege und der Stadt Erding missfällt die Idee, den Innenhof des Widnmann-Palais zu überdachen. Dies wäre eine "technoide Lösung", die dem frühklassizistischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert schade.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Im Juli war Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) im Ausschuss für Bauen und Energie des Kreistags voller Zuversicht. Bei den Planungen für den Umbau des Widnmann-Palais, des Alten Landratsamts in der Langen Zeile in Erding, gehe man "sehr sensibel" mit dem denkmalgeschützten Gebäude um, befand Bayerstorfer. Und der Plan, den Innenhof zu überdachen, sei "grundsätzlich genehmigungsfähig", beteuerte Matthias Huber, Abteilungsleiter für die Liegenschaften des Landkreises. Doch jetzt bremst die Stadt Erding, deren Bauamt die zuständige Genehmigungsbehörde ist, in aller Deutlichkeit: "Anders als es Pressetexte nahelegten, ist noch nichts in trockenen Tüchern", sagt Oberbürgermeister Max Gotz. Auf Vorbehalte der Stadtverwaltung und des Landesamts für Denkmalpflege stoßen vor allem die Pläne des Landkreises, den Innenhof zu überdachen.

Umbau und Sanierung werden voraussichtlich knapp 21 Millionen Euro kosten

Beim geplanten Umbau, für den etwa 21 Millionen Euro veranschlagt sind, soll der denkmalgeschützte Bereich saniert, aber zu Teil auch neu gebaut werden. Im Januar 2023 wollte der Landkreis den Bauantrag einreichen. Die Genehmigung brauchen dann wohl ein halbes Jahr, hieß es im Juli in der Ausschusssitzung des Kreistags. Im Juli 2023 könnte dann mit dem Abbruch der Anbauten aus der Mitte des 20. Jahrhundert begonnen werden. Wenn alles nach Plan liefe, wäre man im dritten Quartal 2025 mit allem fertig. Dieser flotte Zeitplan sei realistisch, hieß es, da man mit der Stadt das Projekt eng abstimme und nur noch ein paar Punkte abklären müsse. Ein außergewöhnlicher Punkt der Planungen war die Überdachung des Innenhofs mit einer Konstruktion aus Luftkissenfolien. Die Stadt und das Landesamt für Denkmalpflege würden dabei Wert auf eine "filigrane Lösung" legen, sagte Huber.

Nun zeigt sich, dass das geplante Dach keineswegs als tolle Lösung super ankommt. Das geplante Luftfoliendach stelle vielmehr eine "technoide Lösung dar, die dem Palais schadet", heißt es in einer Stellungnahme des Denkmalschutz-Landesamts. Übersetzt heißt das: es ist eine scheußliche Idee. OB Gotz spricht sich nun lieber für einen als Garten gestalteten Hof aus: "Alle städtebaulichen Konzepte für Erding sehen grüne Innenhöfe vor. An dieser prominenten Stelle hat der Landkreis Vorbildfunktion." Dennoch wolle er sich, was die Überdachung betrifft, einer "vernünftigen Lösung nicht verschließen". Bisher lägen noch zu wenige technische Details vor. Ferner seien den bisherigen Planungen zufolge die Traufhöhen der den Hof umgebenden Gebäude eh zu unterschiedlich, um dort ein Dach errichten zu können.

OB Gotz betont zudem, dass es "von zentraler Bedeutung" sei, den Innenhof für den Fußgängerverkehr geöffnet zu halten. Der Innenhof stelle mit der Roßmayrgasse und den Fußgängerbrücken über die Sempt die fußläufige Anbindung an den Alois-Schießl-Platz dar, wo sich die Erdinger Stadthalle, die Sparkassen-Zentrale und das Landratsamt befinden. "Schneller kann man nicht in die Innenstadt kommen", sagt OB Gotz.

Zurzeit wird ein Modell vom Dach über dem Innenhof im Maßstab 1:200 gebaut

Der Bauherr, das Landratsamt Erding, zeigt sich zuversichtlich, dass die städtische Stellungnahme keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf des geplanten Umbaus haben werde. "Wir von der Liegenschaftsverwaltung sind seit Wochen in enger Abstimmung mit der Baugenehmigungsbehörde der Stadt. Die Stadt hat ihre grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit des Daches in Aussicht gestellt, hat uns aber schriftlich Auflagen gestellt. Und diese sind wir gerade dabei abzuarbeiten", sagt Abteilungsleiter Matthias Huber. Unter anderem erstelle man gerade ein Modell im Maßstab 1:200, um zu zeigen, wie schön sich das Dach einfügen werde. Der Bauantrag sei ein Entwicklungs- und Abstimmungsprozess zusammen mit dem Stadtbaumeister und dem Amt für Denkmalpflege, sagt Huber. Man sei optimistisch, den Bauantrag wie geplant im Januar 2023 bei der Stadt Erding einzureichen.

Bauherr des denkmalgeschützten Palais mit seiner im Empirestil gestalteten Fassade war Johann Nepomuk Josef Freiherr von Widnmann, der von 1781 bis 1803 erster Landrichter in Erding und Dorfen war. Seine Aufgaben im damals noch kurfürstlich regierten Bayern lagen - neben Gericht zu halten - auch in Verwaltungsaufgaben.

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