Süddeutsche Zeitung

Bürgerentscheid Wartenberg:Windradpläne abgelehnt

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Eine Mehrheit spricht sich gegen das Bauleitplanverfahren "Sondergebiet Windenergie Auerbach" aus und somit wird die Gemeinde das Projekt nicht weiterverfolgen. Aber das Kapitel ist noch nicht zu Ende.

Von Regina Bluhme und Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Die Wartenberger Bürger und Bürgerinnen haben am Sonntag nicht nur ihr Kreuzchen bei der Landtags- und Bezirkstagswahl machen dürfen, sondern auch beim Bürgerentscheid über das bereits eingeleitete Bauleitplanverfahren "Sondergebiet Windenergie Auerbach". Das Ergebnis: Eine Mehrheit, nämlich 56,8 Prozent, stimmte gegen das geplante Windrad. 43,2 waren dafür. Bürgermeister Christian Pröbst (CSU) hatte sich mit dem Projekt "einen Schub in den Landkreis hinein" erhofft. Nun wird die Gemeinde das Verfahren stoppen.

Bürgermeister Christian Pröbst ist Vorsitzender der Energievision Landkreis Erding Projektentwicklungs GmbH (EVE). Die EVE ist ein Zusammenschluss von Gemeinden und Unternehmen aus dem Landkreis, gegründet 2013 mit dem Ziel, vor allem die Windkraft voranzubringen - und Pröbst hatte sich immer zuversichtlich gezeigt, dass es auch klappen würde in Auerbach mit dem ersten Windrad im Landkreis Erding. "Ich dachte, die Zeit ist dafür reif, dass wir mit der Energiewende starten, auch mit der Windenergie". Enttäuscht sei er nicht von dem Votum, aber schade sei es halt um die drei Jahre Arbeit, die er in das Projekt gesteckt habe. Nun gelte es, das relativ deutliche Ergebnis zu respektieren, sagt er am Montag. Er werde sich an das Votum halten. "Der Ort hat so entschieden und so soll es sein."

Im Ort hatte eine sehr rührige Bürgerinitiative (BI) gegen die Windradpläne gekämpft. Die BI warnte unter anderem vor einer Verschandelung der Landschaft, sah die Existenz von Flora und Fauna bedroht und fürchtete den Infraschall und Lärmbelästigung durch Rotoren. Zudem wurde bezweifelt, ob überhaupt ausreichend Wind vor Ort herrsche und Kritik an den Kosten geübt. Er habe immer versucht, mit Gesprächen und Informationen die Bevölkerung mitzunehmen, erklärt Pröbst. Die Windkraftgegner hätten Flyer und Plakate verteilt "mit Behauptungen, die ich nicht bestätigen kann und die ich als Halbwahrheiten bezeichnen würde".

Mit dem Votum ist das Kapitel aber nicht zu Ende. Das Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung sieht unter anderem vor, dass bis 2027 in Bayern 1,1 Prozent der Fläche als Windkraftgebiete ausgewiesen werden. Pröbst ist Mitglied im Planungsverband 14, der ermittelt, welche Flächen in den Landkreisen des Verbands für Windräder geeignet sind und welche nicht. Am Ende bleiben die sogenannten Windvorranggebiete übrig. Auerbach dürfte ziemlich sicher dazugehören, so Pröbst. In diesen Vorranggebieten benötige ein Investor oder Grundstücksbesitzer dann nur noch einen einfachen Bauplan, um auf dem Areal ein Windrad zu errichten.

Die Gemeinde lässt die Pläne fallen. Aber das muss nicht das Ende sein

Es könnte also gut sein, dass über kurz oder lang ein Privatmann anklopft. Denn Geld lasse sich mit einem Windrad verdienen, so Pröbst. Die Gemeinde hatte das Windrad als Gemeinschaftsprojekt mit Beteiligung von Landkreis, Kommunen, EVE - und der Bürgerschaft vorgesehen. Letztere hätten sich auch finanziell einbringen können - bei aktuell interessanter Rendite. Daraus wird jetzt natürlich auch nichts. Christian Pröbsts Fazit: "Jeder will die Energiewende, aber nicht vor der eigenen Haustür."

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