Süddeutsche Zeitung

Verkehr in Erding:Berliner Kissen mit Bremseffekt

Lesezeit: 1 min

Tempo 30 in Erding: Daran halten sich nicht alle. Jetzt will der Stadtrat gegen die Raser vorgehen - und zwar mit sogenannten Berliner Kissen.

Florian Tempel

Tempo-30-Schilder werden von eiligen Autofahrern einfach ignoriert, gepflasterte oder betonierte Bremsschwellen aber will keiner mehr haben. Neue Hoffnung auf effektive und akzeptable Geschwindigkeitsreduzierung verheißen sogenannte Berliner Kissen, die laut eines einstimmigen Beschlusses des Bauausschusses nun in Erding in zwei noch vom Planungsausschuss auszuwählenden Straßen ein halbes Jahr lang getestet werden sollen.

Ein Berliner Kissen besteht aus mehreren flachen, mit einander verbundenen festen Gummielementen, die quer über die Fahrbahn direkt auf den Asphalt geklebt werden. Zu den Bordsteinen hin bleibt etwa 1,20 Meter Abstand, so dass Fahrradfahrer die Schwellen nicht überfahren müssen. Autofahrer können einem Berliner Kissen aber nicht ausweichen. Sie müssen über die 6,5 Zentimeter hohe Schwelle drüber und das geht nur in relativ langsamer Geschwindigkeit.

"Ich finde es schade, das wir solche Maßnahmen brauchen", sagte Bürgermeister Max Gotz (CSU), doch leider gebe es "nahezu keine Straße in der Stadt, aus der nicht regelmäßig Meldungen kommen, dass zu schnell gefahren wird". Berliner Kissen wirken zwar wie fest eingebaute Bremsschwellen, haben jedoch gegenüber jenen diverse Vorteile: Mit einem Preis von 1500 Euro sind sie vergleichsweise günstig; sie sind leicht zu demontieren und halten etwa 15 Jahre; das Überfahren eines Berliner Kissens macht keinen Krach. Ein Nachteil gibt es allerdings, wie bei allen Arten von Bremsschwellen: Im Winter, beim Schneeräumen, müssen die Schneepflüge die Stellen auslassen, da sie diese sonst beschädigen würden.

Stadtbaumeister Sebastian Henrich hat sich in verschiedenen Orten, in denen Berliner Kissen bereits installiert sind - zum Beispiel in Moosburg und Plattling -, über die dortigen Erfahrungen erkundigt und die Antworten sind ihm zufolge einhellig positiv ausgefallen: "Ich habe nirgendwo gehört, dass es nicht funktioniert hätte." Auch die örtlichen Rettungsdienste und Feuerwehren haben nichts gegen Berliner Kissen einzuwenden.

Nach dem Grundsatzbeschluss des Bauausschusses sollen nun so rasch wie möglich zwei Straßen ausgewählt werden. Zur Diskussion stehen untere anderem die Rotkreuzstraße, die Ottostraße und der Heilig Blut Weg.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1019515
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.11.2010
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.