Süddeutsche Zeitung

Ungebrochenes Wachstum:Alle wollen nach Forstern

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Die Bevölkerung im Landkreis Erding wächst stärker als in jeder anderen Region Bayerns, das bestätigt die neueste Studie des Statistischen Landesamtes

Florian Tempel

Erding - Die Bevölkerung im Landkreis Erding wird weiter wachsen, stärker als irgendwo anders in Bayern. Das bestätigt das Statistische Landesamt in seiner aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung. Bis 2029 soll die Zahl der Landkreisbürger um etwa zwölf Prozent auf 142200 ansteigen. Zum ersten Mal legen die Statistiker nun auch Prognosen für jede einzelne Gemeinde vor.

Der Demografie-Spiegel soll nicht nur die zu erwartende Veränderung der allgemeinen Bevölkerungszahl aufzeigen, sondern auch die Änderungen in den verschiedenen Altersgruppen. Dass die Senioren überall deutlich mehr werden, ist klar. Die Zahl der Kinder-und Jugendlichen wird den Prognosen nach hingegen nur noch wenige Jahre lang und nur leicht sinken und sich dann langfristig stabil halten.

Die Einzelprognosen liefern zum Teil sehr erstaunliche Zahlen. Für Kommunen unter 5000 Einwohner wurde ein Prognosezeitraum bis 2021 gewählt. In vier Gemeinden sollen die Einwohnerzahlen entgegen dem allgemeinen Landkreisdurchschnitt von plus 7,9 Prozent in den kommenden zehn Jahren sogar leicht zurückgehen: In Wörth sowie in den Holzlandgemeinden Kirchberg, Inning und Steinkirchen. Erstaunlicherweise wird für die Holzlandgemeinde Hohenpolding hingegen ein Wachstum von 13,7 Prozent bis 2021 vorausgesagt.

Die Prognosen schreiben dabei nur den Trend der vergangenen Jahre fort. Die Einwohnerzahl in Hohenpolding hat rückblickend überproportional zugenommen, also geht die Prognose von einer weiter überdurchschnittlichen Entwicklung aus. Tatsächliche Umstände wie die Ausweisung von Baugrundstücken fließen nicht in die Vorhersagen ein. Dass Hohenpolding so stark wachsen wird, glaubt Bürgermeister Heribert Niedermaier, der auf ein "behutsames Wachstum" setzt, deshalb nicht.

Mit 18,9 Prozent Zuwachs soll Forstern am stärksten wachsen - weil Forstern mit 23 Prozent zwischen 1999 und 2009 bereits das stärkste Wachstum hatte. Eine weitere und auch massive Steigerung der Einwohnerzahl ist in Forstern allerdings auch real nicht unwahrscheinlich. Die Nachfrage nach Baugrundstücken ist ungebrochen stark, wie Bürgermeister Georg Els bestätigt.

Auch Sankt Wolfgang gehört mit einer prognostizierten Zuwachsrate von 13,8 Prozent zu den klaren Wachstumskandidaten. Bürgermeister Jakob Schwimmer hält die Prognose für realistisch. Aber nicht aus statistischen Erwägungen, sondern weil tatsächlich viel neuer Wohnraum geschaffen wird. Zudem werden der Weiterbau der A94 und der Ausbau der Bahn mit Anbindung an den Flughafen für mehr Zuzug sorgen, da ist sich Schwimmer sicher. Das müsste zwar auch für Dorfen gelten. Die Prognose sagt jedoch für die Stadt nur 5,6 Prozent Zuwachs vorher, während Bürgermeister Heinz Grundner von einem viel größeren Anstieg ausgeht.

Die Schwäche der statistischen Prognose zeigt sich an anderer Stelle. Denn ob der Bau einer dritten Startbahn und ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum in Eitting (12,7 Prozent) und Berglern (13,5 Prozent) zusammen passen, erscheint fraglich. Alle Daten sind im Internet unter www.statistik.bayern.de abrufbar.

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Quelle:
SZ vom 12.05.2011
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