Süddeutsche Zeitung

Musiker aus Taufkirchen:Das Beste nach dem Fest

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Für den "dritten Weihnachtsfeiertag" hat sich Stefan Lenz aka "Turbolenz" in diesem Jahr die Erdinger Stadthalle gemietet. Am 27. Dezember wird er dort mit einer Revivalband sein neues Album präsentieren

Von Florian Tempel, Erding

Man muss sich trauen und darauf vertrauen, dass es klappt. Sonst kann es sowieso nichts werden, so viel ist klar. Es ist zwar nicht so, dass bei Stefan Lenz immer alles klappen würde. Früher war der Taufkirchener kurz davor, mit seiner Band Turbolenz richtig durchzustarten - und musste dann doch den Steigflug abbrechen. Aus einem Leben als Popstar im grellen Rampenlicht wurde also nichts, aber Turbolenz lebt, spielt, singt, textet und komponiert befreit und unverdrossen weiter. Stefan Lenz, 45, hat die Sache selbst in der Hand und bringt in seiner eigenen Plattenfirma Seilenzmusic (sic!) sein sechstes Album raus. "Musi" heißt das neue Werk, das er in seinem Studio am Fliegerhorst ganz alleine aufgenommen hat, und das er nun mit einer "Bande" großartiger Musiker in der Stadthalle Erding präsentieren wird. Wann ist klar: Am dritten Weihnachtsfeiertag, den Stefan Lenz aka Turbolenz vor 16 Jahren erfunden hat. Am 27. Dezember steht er also, wie jedes Jahr seit 2003, auf der Bühne. Diesmal wird es aber ein ganz besonderes Fest - in die Stadthalle passen locker 1000 Leute.

Stefan Lenz ist ein ziemlich guter Musiker. Die meisten seiner Songs - nicht alle - sind sehr positive Stücke, denn er "weiß um die Macht positiven Denkens", sagte er. Er singt mit seiner warmen Stimme am liebsten auf Bairisch und er spielt natürlich und ganz wunderbar Gitarre. Am liebsten die "Schüttelgitarre", die er auch erfunden hat. Die Schüttelgitarre ist eine tolle Sache: Im Korpus des Instruments liegen eine Handvoll Cent-Münzen. Während er Gitarre spielt, kann er sich durch geschicktes Ruckeln perkussiv begleiten. In der Beschreibung mag das ein bisschen komisch klingen, in Echt ist das super.

Als 12-Jähriger hat er seine erste Stromgitarre aus einem Fichtenbrett selbst gebaut

Sein Talent zeigte sich früh. Als Grundschüler holte er Mamas Gitarre von der Wand im Wohnzimmer und brachte sich mit Selbstlernheften die Grundzüge des Instruments selber bei. Dann erhielt er Unterricht bei Dieter Geitz, der sein großes Talent erkannte und ihm Förderunterricht an der Kreismusikschule ermöglichte. Die Schule schmiss Stefan Lenz nach der 11. Klasse für ein freieres Musikerleben. Er zog nach München und spielte in verschiedenen Bands in Schwabinger Musikkneipen. In den 1990er Jahren studierte er dann Jazzgitarre am Richard-Strauss-Konservatorium und schloss als Diplommusiker ab. Und um die Jahrtausendwende wäre dann beinahe der Traum vom umjubelten Popmusiker in Erfüllung gegangen.

Die ursprüngliche Triobesetzung von Turbolenz war musikalisch ungemein fit und optisch ein Hingucker. Der Plattenvertrag war vielversprechend. Aber einfach ist das Popbusiness nicht, vor allem wenn Produzenten der Ansicht sind, dass sie und ihre Meinung wichtiger sind. Stefan Lenz akzeptierte es, auf Hochdeutsch zu singen. Aber dass er sein rollendes "R" zu einem reibenden Unlaut abschleifen sollte, das waren so Punkte, die mit ihm nicht lange zu machen waren.

Stefan Lenz wurde kein Star, blieb dafür aber Musiker. Erfinderisch war er schon immer. Als 12-Jähriger hat er seine erste Stromgitarre aus einem Fichtenbrett selbst gebaut, die Tonabnehmer beim Musikgeschäft Graf in Grünbach gekauft und sein Instrument daheim mangels Verstärker an die Stereoanlage angeschossen. Seine ersten Homerecordings machte er mit einem Doppelkassettendeck und einem Kopfhörer als Mikrofon. Als erwachsener Musiker hat Stefan Lenz später dann auch erkannt, dass ihm sein Beruf bei allen Unwägbarkeiten doch ein freies Leben ermöglichen kann. Als er das Surfen und den Strand als zweite große Leidenschaft entdeckte, verbrachte er ganze Sommer in an der Atlantikküste - auch in Frankreich, Spanien und Portugal hören die Leute gerne gute Musik. Stefan Lenz wurde gewissermaßen zum fahrende Musiker.

Am dritten Weihnachtsfeiertag ist der bayerische Troubadour mit einer 2009er-Revivalband in der Stadthalle: Mit dem Erdinger Musiker Johannes Rothenaicher am Klavier und Reimo Oberth, einem Meister an der Zigeunergitarre, mit Benno Rott am Bass und seinem Bruder Peter Lenz am Schlagzeug. Gemeinsam habe sie vor zehn Jahren im Taufkirchener Bürgersaal mit dem "Turbochor", bestehend aus Nichten und Neffen, das Publikum begeistert. So soll das wieder werden. Nur diesmal noch ein bisschen größer.

Turbolenz - 3. Weihnachtsfeiertag , Freitag, 27. Dezember, 20 Uhr, Stadthalle Erding, Vorverkauf www.turbolenz.com und bei der Stadthalle.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2019
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