Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:Wenn das Geld für die Miete fehlt

Lesezeit: 3 min

Immer mehr Menschen können sich das Wohnen nicht mehr leisten. Am Monatsende müssen sie entscheiden, ob sie die Miete bezahlen oder Lebensmittel kaufen - für beides zusammen reicht es nicht.

Von Regina Bluhme, Erding

Die Angst, die Wohnung zu verlieren, treibt inzwischen auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft um. Die steigenden Kosten für Strom und Wasser und die explodierenden Lebensmittelpreise bringen immer mehr Menschen in finanzielle Bedrängnis. Florian Attenberger von der Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit des Caritas Zentrums Erding wird täglich mit den Ängsten und Sorgen konfrontiert: "Viele Leute sind akut von Obdachlosigkeit bedroht und es werden stetig mehr." Die Caritas versucht, mit den verzweifelten Menschen eine Lösung zu finden, die Not zu lindern, sie zu stützen. Der SZ-Adventskalender möchte die Arbeit der Caritas unterstützen.

Die Wohnungsnot im Speckgürtel von München ist seit Jahren ein Problem. Für viele Menschen wird es immer schwieriger, ein bezahlbares Zuhause zu finden. "Das gilt vor allem für Familien mit mehreren Kindern", sagt Florian Attenberger, "denn eine große bezahlbare Wohnungen zu finden, ist praktisch unmöglich." Die Angst vor dem Verlust der Wohnung treibt längst auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft um. Attenberger schildert den Fall der Familie M. (Nachname geändert) aus dem Landkreis Erding, die sich in ihrer Verzweiflung an die Caritas gewandt hat. Der Vater geht arbeiten, die Mutter ist zu Hause bei den Kindern, fünf und zehn Jahre alt. Mit dem Einkommen und zusätzlich Geld vom Jobcenter kommen sie gerade so über die Runden. Da kündigt ihnen der Vermieter wegen Eigenbedarfs.

Noch in der Krankheitsphase erhält der Familienvater die Kündigung

Es beginnt die frustrierende Suche nach einer neuen Wohnung. Währenddessen macht der Vermieter weiter Druck, es kommt zur Gerichtsverhandlung und schließlich zum Räumungsbeschluss. Das alles belastet die Familie unendlich. Herr M. erkrankt an Depression. Noch während der Krankheitsphase kündigt ihm sein Arbeitgeber. Die Familie lebt nun von Krankengeld und aufstockendem Arbeitslosengeld. Die Kinder leiden ebenfalls sehr unter der Situation. Der zehnjährige Sohn verschlechtert sich in der Schule, die fünfjährige Tochter reagiert verängstigt. In ihrer Verzweiflung wendet sich die Familie an das Caritas Zentrum Erding.

Die Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit findet nach langer gemeinsamer Suche mit der Familie eine Wohnung. Noch vor der Räumung kann Familie M. ausziehen. Allerdings ist die neue Wohnung etwas zu teuer, so dass das Jobcenter weder Umzug noch Kaution übernimmt, so Florian Attenberger. "Dies kann nur mit Hilfe von Stiftungen und Spenden ermöglicht werden."

In vergangenen Jahre hat die Caritas im Landkreis Erding vielen Familien in Not auch durch Spenden des SZ-Kalenders unter die Arme greifen können. Und die Not wird nicht kleiner. Die Fälle von Kündigungen aufgrund von Eigenbedarf nähmen zu, aber oft liege der Grund eben in Mietschulden. Es klingt nahezu unvorstellbar: Aber auch in einem wohlhabenden Landkreis im Speckgürtel von München haben immer mehr Menschen am Ende des Monats nicht einmal mehr genügend Geld für Lebensmittel.

Immer wieder landen Familien für eine Zeit in Obdachlosenunterkünften

Immer wieder landen Familien aber tatsächlich für eine Zeit in Obdachlosenunterkünften. Manche Gemeinden mieten übergangsweise auch Hotelzimmer, Ferienwohnungen, Monteurwohnungen an. Was das für die Familien bedeute, mag man sich nicht vorstellen. Und so versuchen Attenberger und sein Kollegenteam alles, um die Menschen vor der Obdachlosigkeit zu bewahren. Zum Beispiel durch vermittelnde Gespräche mit den Vermietern, die ja ihrerseits auf die Miete angewiesen sind. So sei es durchaus schon gelungen, dass die Leute nicht von heute auf morgen ausziehen mussten, manchmal können Mietschulden auch in ein Darlehen umgewandelt werden und manchmal kann auch ein Aufschub erreicht werden.

Zugleich helfen Attenberger und seine Kollegen und Kolleginnen beim Ausfüllen von Anträgen, zum Beispiel für finanzielle Unterstützung oder für einen Platz in einer Sozialwohnung. Sie nehmen auch schon mal mit dem Arbeitsamt Kontakt auf, vermitteln und unterstützen die Menschen auch bei der Wohnungssuche. Zugleich versuchen sie im Akutfall durch Gutscheine für Lebensmitteilkäufe die Not zu lindern. Denn es komme immer wieder vor, dass am Freitag ein Elternteil vor der Tür stehe und nicht weiß, wie das Essen fürs Wochenende bezahlt werden soll.

"Die Spendengelder des SZ-Adventskalenders sind für unsere Arbeit essenziell", betont Florian Attenberger. Die SZ will auch dieses Jahr helfen.

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