Süddeutsche Zeitung

Oberding:Pächtersuche wird zur Chefsache

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Nach dem Tod ihres Mannes betreibt Getrud Link den Kiosk am Notzinger Weiher übergangsweise alleine weiter. Der Landkreis sucht seit Monaten einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Bislang ohne Erfolg. Jetzt verhandelt der Landrat persönlich.

Von Regina Bluhme, Oberding

50 Jahre hat Heinrich Link den kleinen Kiosk am Notzinger Weiher betrieben. Am 1. Januar dieses Jahres ist der 72-Jährige unerwartet gestorben. Diese Saison versorgen seine Frau Gertrud und Tochter die Gäste mit Eis, Pommes, Würstl und Limo. Übergangsweise, so war es ausgemacht, bis der Landkreis einen neuen Pächter gefunden hat. Die Sache zieht sich allerdings. Bereits im April ist die Bewerbungsfrist abgelaufen, die Zahl der Kandidaten seither äußerst überschaubar.

Dass bei den Bewerbern das Feld "nicht so frequentiert" ist, räumt Karin Fuchs-Weber, Büroleiterin des Landrats, auf Nachfrage der SZ ein. Die Bewerbungsfrist für den oder die neuen Pächter ist am 8. April zu Ende gegangen. Im Anschluss sollte die Entscheidung über die vorhandenen Bewerbungen im Ausschuss für Klima, Natur, Struktur, Verkehr und Umwelt fallen. Der Ausschuss jedoch hat entschieden, dass Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) selbst die Verhandlungen "mit dem wirtschaftlichsten Anbieter" führen soll, so Fuchs-Weber. Woran es liegt, dass das Interesse bislang eher mäßig ist, das könne sie nicht sagen. Derzeit liefen aber Verhandlungen.

Gertrud Link weiß auch nicht, warum sich nicht mehr Leute für die Pacht interessieren

Bis dahin, und so ist es auch vertraglich vereinbart, wird Gertrud Link mit ihrer Tochter den Kiosk, den Heinrich Link 1971 selbst gebaut hat, weiterführen. Solange das Landratsamt, dem das Grundstück gehört, keinen neuen Pächter gefunden habe, werde es auf jeden Fall weiter Currywurst geben, Pommes und Toast und ihren selbstgebackenen Kuchen geben, erklärt Gertrud Link. So recht kann sie sich nicht erklären, warum sich nicht mehr Leute für die Pacht interessieren. Es kämen zwar schon immer wieder mal Nachfragen, aber wie ernst gemeint diese sind, das sei die Frage. Einmal habe sich der Betreiber eines griechischen Lokals vorgestellt. Doch auch daraus ist nichts geworden.

Laut Ausschreibung sucht das Landratsamt jemanden, der den Kiosk während der Badesaison, "aber gern auch an allen anderen schönen Tagen", betreibt. Eine Generalsanierung nach der Saison gehört auch zu den Aufgaben sowie - und das ist neu - die Reinigung der öffentlichen Toilette gleich nebenan. Die reichlich große Toilettenanlage für die Badegäste, die im Zuge des Umgestaltung des Areals 2019 errichtet wurde, fand Heinrich Link immer viel zu überdimensioniert und auch Gertrud Link kann sich gut vorstellen, dass die Reinigung der Toiletten - vier Damen-WCs und zwei Herren-WCs - das Bewerberfeld nicht gerade vergrößert.

Die Lage an dem kleinen Weiher ist idyllisch. In der Hochsaison gibt es aber viel zu tun

Die Arbeit am Kiosk hat Gertrud Link immer gut gefallen: der Kontakt zu den Badegästen, zu den Kindern, die sich ein Eis holen, und den Eltern, die sich für einen Kaffee oder ein Stück Kuchen an einen der Tische vorm Haus setzen, oder zu den Stammgästen, die hier am Ufer des Notzinger Weihers auch mal die Mittagspause verbringen. Und dann ist da die idyllische Lage an dem kleinen, noch immer verträumten Weiher.

In der Hochsaison ist an Wochenenden aber auch ganz schön was los. Derzeit gibt es vor dem Kiosk etwa 100 Sitzplätze. Die Öffnungszeiten unter der Woche sind von 13 bis 19 Uhr, am Sonntag öffnet der Kiosk schon um 11.30 Uhr. "Man sollte schon zu zweit sein", sagt Gertrud Link, sie könnte sich als Pächter gut ein Rentnerpaar vorstellen.

Spätestens Ende der Saison ist Schluss mit der Ära Link am Notzinger Weiher. Vor dem Kiosk hat Getrud Link eine Blumenschale mit dem Bild ihres verstorbenen Mannes aufgestellt, ein Stein mit Inschrift ist geplant. Zum Andenken an Heinrich Link, der im Sommer hier 50 Jahre jede freie Minute verbracht hat. Das wird der neue Pächter wohl kaum schaffen.

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