Süddeutsche Zeitung

Landkreis:4,5 Millionen Euro für 22 Kilometer

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Sicherer soll das Radfahren im Landkreis werden, und auch attraktiver: Der Freistaat finanziert den Ausbau des Erdinger Radnetzes an sieben Stellen entlang von Bundes- und Staatsstraßen

Von Denis Giessler, Landkreis

Bis 2019 soll im Freistaat das Radwegenetz verbessert werden. Das Bayerische Innenministerium veröffentlichte nun konkrete Pläne, auch für den Landkreis Erding: So soll im Laufe der nächsten fünf Jahre das Radwegenetz im Landkreis für 4,5 Millionen Euro um 22 Kilometer ausgebaut werden. Mit den neuen Strecken soll die Sicherheit der Radfahrer, aber auch die Attraktivität der Routen verbessert werden.

Bereits im März vergangenen Jahres stellte Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) die Ziele seines 200 Millionen Euro schweren Ausbauplans vor, der für ganz Bayern gilt. Der Radverkehr müsse weiter gefördert werden, indem "wir das Angebot an Radwegen ausbauen, den Radverkehr besser mit anderen Verkehrsträgern verknüpfen und auch die Sicherheit des Radverkehrs verbessern", sagte er. Von 2015 bis 2019 will Herrmann in Bayern das Radwegenetz an den Straßen erweitern, dafür stehen 75 Millionen Euro für Bundesstraßen und 50 Millionen Euro für Staatsstraßen zur Verfügung.

Insgesamt sieben Bauvorhaben lassen sich aus der Broschüre des Staatsministeriums für den Landkreis Erding entnehmen. Verantwortlich für die Umsetzung des Projekts ist das Staatliche Bauamt Freising. Vor allem die stark befahrenen Bundesstraßen 15 und 388 stehen im Fokus: "Für 250 000 Euro erweitern wir den Radweg von St. Wolfgang an der B 15 bis zur Landkreisgrenze im Süden um einen Kilometer, dann übernehmen die Kollegen vom Rosenheimer Landkreis", sagt Robert Braun, Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt.

Weiterhin soll der von Taufkirchen nach Norden führende Radweg an der B 15 ausgebaut werden und über Hohenpolding und Sulding bis zur Landkreisgrenze nach Landshut führen. Die Kosten belaufen sich für die 2,4 Kilometer lange Strecke auf insgesamt 590 000 Euro.

Eine weitere Lücke schließt das Bauvorhaben entlang der B 388 im Erdinger Osten, die über Grünbach bei Bockhorn in Richtung Taufkirchen verläuft. Bisher reicht der von Erding kommende Radweg nur bis zur Abzweigung nach Mauggen, dann endet er abrupt. "An der B 388 kann man mit dem Rad nicht fahren, das ist bei dem hohen Verkehrsaufkommen viel zu gefährlich", sagte Heinz Schoder, Geschäftsstellenleiter der Gemeinde Bockhorn. Deswegen sei die einzige Alternative der Weg über Mauggen. "Das ist aber ein Umweg, der Zeit kostet. Ein neuer Radweg an der B 388 würde die Sicherheit und Effizienz der Route erheblich verbessern", sagt Schoder. Der zehn Kilometer lange Streckenabschnitt von Erding über Grünbach bis Ottering verschlingt mit 2,5 Millionen Euro mehr als die Hälfte des verfügbaren Geldes für den Landkreis.

Den Antrag für das Bauunternehmen habe die Kommune Bockhorn im Februar beim Bauamt Freising gestellt, bald werde der Grunderwerbsplan in Absprache mit den Grundstückseigentümern ausgearbeitet, um das Bauvorhaben umzusetzen, sagt Schoder. Bauamts-Mitarbeiter Braun sagt, dass die von den Gemeinden eingereichten Vorschläge in Absprache mit den Behörden analysiert und dann auf einer Liste notiert und bewertet worden seien. Von den Ämtern nicht berücksichtigte Vorschläge können die Kommunen individuell umsetzen und erhalten finanzielle Unterstützung.

Von Ottering bis Heldering über Hienraching soll der Radweg auf einer Strecke von 1,4 Kilometern weiterlaufen und an den bestehenden Radweg anknüpfen, der bis nach Taufkirchen führt. Die Kosten liegen für dieses Teilstück bei 300 000 Euro.

An der Staatsstraße 2332 von Buch am Buchrain bis Markt Schwaben ist ein weiteres Bauvorhaben geplant. Horst Weise vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Erding hält diesen neuen Streckenabschnitt für dringend erforderlich. Das Radwegenetz im Erdinger Land weise gefährliche Lücken auf, die Unfälle provozieren würden. Allein im Erdinger Stadtgebiet gab es im Jahr 2014 laut Angaben der Polizeiinspektion 69 Fahrradunfälle, im gesamten Landkreis waren es 152. "Verstärkt wird die Problematik durch die einzelnen Gemeinden, die ihre Radwege alle selbst verwalten. Ein einheitlicher Qualitätsstandard ist so nur schwer zu erreichen", sagt der Vorsitzende des ADFC. "Das neue Radwegenetz ist aber ein Schritt nach vorn. Nur gibt es immer noch viel zu tun." Weise wünscht sich etwa mehr Radwege, die unabhängig von der Straße verlaufen und so die Sicherheit der Radfahrer weiter erhöhen würden. Ein zusätzlicher Radweg mit 2,5 Kilometern Länge ist vom Erdinger Stadtteil Langengeisling bis ins nördlich gelegene Tittenkofen für 650 000 Euro vorgesehen.

Verkehrsminister Herrmann betont, dass das zur Verfügung gestellte Budget bewusst um ein Drittel höher als der eigentliche Finanzrahmen angesetzt sei, um auf etwaige Probleme "flexibel reagieren zu können". Braun begrüßt diesen Ansatz, denn beim Bau von neuen Fahrradwegen können unerwartete Komplikationen auftreten: "Umweltauflagen und der Grunderwerb können Probleme verursachen."

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SZ vom 04.05.2015
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