Süddeutsche Zeitung

Jugendhilfeausschuss:Sportförderung unter Rechtfertigungsdruck

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15.000 Euro Bauzuschuss für ein halbes Dutzend aktive Jugendliche? Über die Verhältnismäßigkeit der Sportförderung ist eine Debatte entbrannt.

Florian Tempel

Acht Sport- oder Schützenvereine erhalten vom Landkreis für Sanierungen und Neubauten von Sportanlagen in diesem Jahr Zuschüsse zwischen 3500 und 15.000 Euro. Insgesamt hat der Jugendhilfeausschuss für "investive Sportmaßnahmen im Bereich Jugendsport" 74.500 Euro bewilligt.

Unter anderem wird auch der SV Eintracht Berglern beim Bau einer Überdachung seiner Stockbahnen mit 15.000 Euro unterstützt, damit "Mitglieder nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter (...) den Stocksport ausüben können". Auf die Frage von Kreisrätin Ulla Dieckmann (SPD), wie viele Kinder und Jugendlich denn bei den Berglerner Stocksportlern aktiv dabei seien, sagte Jugendamtsleiter Bernd Grabert, es handle sich seinem Kenntnisstand nach um etwa ein halbes Dutzend.

Cornelia Vogelfänger (CSU) monierte daraufhin, angesichts dieser geringen Zahl aktiver jugendlicher Stocksportler habe sie "ein Problem", den Zuschuss als gerechtfertigte Förderung der Jugendarbeit zu erkennen. Vogelfänger störte sich auch am großzügigen Volumen des Zuschusses. Die Förderung nichtsportlicher Investitionen laufe nicht so geschmiert: "Beim Kreisjugendring, der erheblich mehr Mitglieder hat, streiten wir um jeden Euro".

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte, die derzeit geltenden Richtlinien der Zuschussgewährung für Sportvereine sähe keine Quantifizierung vor, ab wie vielen Kindern oder ab einem wie großen Anteil Jugendlicher in einem Verein eine Förderung gewährt werde. In der Tischvorlage für die Kreisräte stand dazu: "Maßnahmen, die überwiegend dem Jugendsport dienen" werden mit "bis zu zehn Prozent der durch Kostenvoranschläge nachgewiesenen Herstellungskosten (...) höchstens 15.000 Euro" unterstützt.

Bayerstorfer sagte weiter, die Förderung von Sportvereinen bei Investitionen sei "traditionell bei der Jugendhilfe angesiedelt". Es sei durchaus zu diskutieren, ob das so richtig sei oder ob nur noch explizite Sport-Jugendarbeit vom Landkreis gefördert werden sollte.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2010
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