Süddeutsche Zeitung

Jakobmayer:Jedem sein Solostück

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Die Kammermusikfreunde Dorfen veranstalten ihr drittes Weihnachtskonzert. Auf dem Programm stehen barocke Stücke in außergewöhnlichen Besetzungen

Von Julian Zieglmaier, Erding

Kammermusik ist keine Musik nur für das stille Kämmerlein. Der Begriff entstand im Barock als Bezeichnung für Musik nicht zu religiösen, sondern zu weltlichen Zwecken - was damals bedeutete, dass sie zum Amusement der Adligen gespielt wurde. Seither findet sie traditionell in kleinen Formationen und auf kleinen Bühnen statt. Im Jakobmayer, das sich für solche intimen Konzertsituationen bestens eignet, treten am Dritten Advent, nun schon das vierte Jahr in Folge, die Kammersolisten Dorfen mit barocken Stücken auf.

Deren Geschichte begann mit der Gründung eines Kammerensembles durch die Erdinger Violinistin und Geigenlehrerin Mirjam Brüllmann. "Jeder von uns ist ein begeisterter Kammermusiker und jeder bekommt auch seine Solostücke", so Brüllmann. 2015 fand ihr erstes weihnachtliche Barockkonzert daher unter dem Namen "Kammersolisten Dorfen" statt. "Wir sind kein volles Orchester, aber durch die Bank tolle Musiker." Ihre Idee sei gewesen, klassische Musik ins Jakobmayer in Dorfen zu bringen. Schnell sei allerdings klar geworden, dass vor allem die Finanzierung ein Problem darstellen würde. Also gründeten die Musiker 2016 den Verein "Kammermusikfreunde Dorfen". Er kümmert sich seither um Sponsoren und Mitgliedsbeiträge. Mittlerweile organisiert der Verein mehrere Konzerte im Jahr, neben dem jährlichen Weihnachtskonzert zum Beispiel auch ein Frühjahrskonzert, das sich auf andere Epochen der Klassik konzentriert. "Qualitativ hochwertiger Musik wird in Dorfen jetzt eine Bühne geboten. Man kann gute Kammermusik auch hier genießen und muss dafür nicht nach München fahren", stellt Jan Clausen fest, der Zweite Vorsitzende des Vereins.

Beim diesjährigen Weihnachtskonzert präsentieren die Kammersolisten Stücke von Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Georg Philipp Telemann, Giuseppe Torelli, François Couperin und Christian Ludwig Boxberg. Es spielen Mirjam Brüllmann an der Geige und Bratsche, der ehemalige Solocellist des Bayerischen Rundfunks Helmut Veihelmann, Majorie Danzer, ebenfalls an Geige und Bratsche, Yuka Grüner-Yamamoto an der Geige und Claudia Gondola de Hackel an der Querflöte. Als Unterstützer haben die Kammersolisten dieses Jahr auch noch einen Cembalisten und einen Kontrabassisten an Bord.

Die Sopranistin Kumiko Koike-Clausen singt "Machet die Tore weit" von Telemann und mehrere Werke von Bach. Die selbständige Sängerin ist froh, dieses Jahr wieder dabei zu sein: "Letztes Jahr war ich an Weihnachten in Japan, dieses Jahr können wir aber wieder alle gemeinsam musizieren. Wir haben Stücke mit herzlichen Texten ausgesucht." Auch bei Mirjam Brüllmann ist die Vorfreude bereits groß: "Besonders wird vor allem, dass wir das Brandenburgische Konzert No. 6 von Bach, das eigentlich für das Barockinstrument Viola da Gamba geschrieben wurde, mit vier Bratschen spielen." Als Kontrast dazu spielten sie ein Konzert von Telemann mit vier Geigen. Dazu stünden zum Beispiel eine Pastorale aus dem Weihnachtskonzert von Torelli und eine Trio Sonate von Bach auf dem Programm.

"Wir treffen uns jedes Jahr vor der Weihnachtszeit und besprechen, auf was wir Lust haben und welche Stücke zur Besetzung passen könnten. Vor dem Konzert üben wir dann schon sehr intensiv," beschreibt Brüllmann die Vorbereitungen. Die ausgewählten Werke seien zwar großteils nicht speziell für Weihnachten, aber die Musik und die Texte seien trotzdem festlich. Ein festlicher Glanz habe im Barock, unabhängig von bestimmten Anlässen, den Nerv der Zeit getroffen. "Das beste Beispiel dafür ist natürlich Bach mit seinen Oratorien und Konzerten." Für das Konzert am kommenden Sonntag gibt es noch Tickets an der Abendkasse.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2018
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