Süddeutsche Zeitung

Internet-Infrastruktur:Hoffnung für "graue Flecken"

Lesezeit: 3 min

Im Dorfener Stadtbereich gibt es noch viele Internetanschlüsse mit langsamen Kupferkabeln. Es neues Förderprogramm könnte Abhilfe schaffen. Stadtwerke und Bürgermeister sind interessiert

Von Thomas Daller, Dorfen

Der Breitbandausbau in den "weißen Flecken" im Dorfener Außenbereich sollte ursprünglich zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Aufgrund der Pandemie kam es aber zu Verzögerungen. Nun rechnet man mit einer Fertigstellung bis 30. Juni 2021. Damit hängt jedoch längst nicht ganz Dorfen am Glasfasernetz. Im Stadtgebiet gibt es noch viele "graue Flecken", in denen Kupferkabel verlegt sind. Die Staatsregierung hat erst vor zwei Wochen ein üppiges Förderprogramm veröffentlicht, mit dem auch diese langsamen Leitungen ausgetauscht werden können. Die Entscheidung, ob man auch diesen Bürgern eine vernünftige Infrastruktur anbietet, muss der Stadtrat treffen. Für Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) ist es ein erklärtes Ziel, dass man auch die grauen innerstädtischen Flecken rasch nachbessern müsse.

Dorfen hat gute Voraussetzungen, schnelles Internet anbieten zu können. Beim Bau der Autobahn haben die Stadtwerke Dorfen dafür gesorgt, dass ein Glasfaserbackbone entlang der Trasse Richtung München verlegt wird. Die Schächte sind gesetzt, im Januar kommenden Jahres soll der Anschluss in Unterföhring fertig werden.

Auch in Teilen der Stadt wurde bereits Glasfaser verlegt und zwar dort, wo die Leitungen nicht einmal 30 MBit/s gewährleisten konnten. So sahen es die Vorgaben des Förderprogramms vor. Aktuell läuft der zweite Schritt mit einem Förderprogramm Breitband im Außenbereich. Eigentlich sollte der Ausbau des Glasfasernetzes im Bereich der weißen Flecken zum Ende diesen Jahres abgeschlossen sein. Aufgrund der Pandemie kam es jedoch bereits heuer im Frühjahr zu ersten Verzögerungen. Die aus Osteuropa stammenden Mitarbeiter der mit der Durchführung der Tiefbau- und Verlegearbeiten beauftragten Firma RKE, Ruhland-König + Co. Elektro GmbH, Hohentann, hatten Schwierigkeiten, nach dem Osterurlaub wieder nach Deutschland einzureisen. Aufgrund des Coronavirus gestalteten sich zudem die Arbeiten im Bereich der privaten Haushalte sehr schwierig. "Manche Eigentümer wollten wegen der Pandemie keine Fremden auf ihr Grundstück lassen", erläuterte Klaus Steiner, Geschäftsführer der Dorfener Stadtwerke.

Zum Stand Ende Oktober 2020 sind nun bereits 451 Gebäude tiefbauseitig erschlossen, davon sind bereits 284 Objekte an das Glasfasernetz angeschlossen. Insgesamt wurden überörtlich 104 von 156 Kilometern geplanter Trasse errichtet. In den Ortsteilen Schiltern, Oswaldberg, Stollnkirchen, Bachmaiertal, Wölling, Eglafing, Haus ist das Glasfaserkabel teilweise bereits eingeblasen, die Fertigstellung erfolgt in den nächsten Monaten Zug um Zug. Die Ortsteile Landersdorf, Dürneibach, Unterseebach, Zeilhofen, Rogglfing Harbach, Grass, Hienering werden größtenteils erst in 2021 erschlossen. Die voraussichtliche Fertigstellung soll bis Juni 2021 erfolgen.

Diese Glasfaseranschlüsse der Außenbereiche haben jedoch unter jenen Dorfenern, die in den "grauen" Bereichen der Stadt wohnen, für Unmut gesorgt. An manchen Stammtischen hieß es, im Außenbereich werde "jeder Kuhstall" angeschlossen und die Städter hätten das Nachsehen. Es dürften gar nicht so wenige sein, die sich mit den langsamen Leitungen abplagen. Es sind allein 600 "graue" Haushalte darunter, die Kunden der Stadtwerke sind, sagte Steiner. Diejenigen, die Kunden der Telekom sind, könne er gar nicht beziffern.

Während der Pandemie, als viele Dorfener im Homeoffice waren, hat man deutlich gemerkt, wie wichtig eine guten Datenleitung ist. Wenn in einem Mehrfamilienhaus mit mehreren Haushalten nur eine Kupferleitung mit 30 MBit/s zur Verfügung steht, wird der Arbeitsalltag zur Geduldsprobe. Täglich verliert man wertvolle Zeit.

Mit dem neuen bayerischen Gigabitförderprogramm könnten nun auch die grauen Flecken in der Stadt Dorfen beseitigt werden. Die Gigabitförderung orientiert sich an den Gebietskategorien im Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP). Der Förderhöchstbetrag ergibt sich aus der Anzahl der zu erschließenden Adressen. Finanzschwache Gemeinden können von einer Härtefallregelung profitieren. Mit Fördersätzen zwischen 80 und 90 Prozent sowie maximalen Förderbeträgen zwischen 3 und 8 Millionen Euro je Gemeinde unterstützt der Freistaat den Gigabitausbau massiv. Die Laufzeit ist von 2020 bis 2025.

Steiner sagte, die Stadtwerke würden sich sofort für das Projekt bewerben, wenn die Stadt es beschließen und ausschreiben würde. Bürgermeister Heinz Grundner sagte, seit zwei Wochen wisse man von diesem Förderprogramm und es sei ein erklärtes Ziel, sämtliche Bereiche gleich zu versorgen. In Kürze würden Stadtwerke und Stadtverwaltung Gespräche dazu führen, die Stadt sei interessiert. "Breitbanderschließung ist ein wichtiger Standortfaktor", sagte Grundner.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5119695
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.11.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.