Süddeutsche Zeitung

Stadtentwicklung:Erholungsgebiet unterm Tower

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Der nördliche Teil des Fliegerhorsts Erding soll nach Abzug des Militärs in eine Parklandschaft verwandelt werden. Ideen dazu liefert ein Wettbewerb angehender Landschaftsarchitekten aus Weihenstephan.

Von Regina Bluhme, Erding

Wie integriere ich einen Tower und eine Landebahn in eine Parklandschaft? Vor dieser herausfordernden Frage stehen gerade Studierende der Landschaftsarchitektur an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Die Stadt Erding hat bei der Fakultät einen studentischen Wettbewerb für die Gestaltung der Freiflächen am Fliegerhorst ausgelobt und erhofft sich zukunftsweisende Ideen. Die Ergebnisse werden von 1. bis 13. Juli im Museum Erding ausgestellt.

Der letzte Tornado hat vor neun Jahren vom Fliegerhorst Erding abgehoben. Seither jagen Bussarde und Falken über die Start- und Landebahn. Auf dem Militärgelände, auf dem von Erding aus einst auch Rosinenbomber für die Luftbrücke nach Berlin starteten, geht es mittlerweile recht ruhig zu. Hier fühlen sich Rehe und Hasen wohl. Die weitläufigen Wiesen bieten genügend Auslauf, die dichten Hecken und Gehölze sind gute Rückzugsorte. In den alten Baumbeständen tummeln sich Vögel und Fledermäuse, es wurden schon Grün- und Buntspechte, Schleiereulen und eine Waldohreule gesehen. Bedrohte Arten haben sich in die Wiesen rechts und links des Rollfelds zurückgezogen.

Im nördlichen Teil soll das ehemalige Militärgelände, das Ende 2024 geschlossen wird, in eine Parklandschaft verwandelt werden oder in einen "erlebbaren Naturraum", wie es Michael Backes von der Stadtentwicklung im Erdinger Rathaus in einer Pressemitteilung formuliert. Ziel sei, "Flächen zu schaffen, die sowohl einer Erholungsfunktion der Bürgerschaft zugutekommen als auch Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen beinhalten", so Backes. Ein Ort soll mithilfe der Studierenden aus Weihenstephan entwickelt werden, an dem sich die Erdinger und Erdingerinnen gerne aufhalten und ihre Freizeit verbringen können. In dem aber auch Flora und Fauna ihren Platz haben. Oder wie es Michael Backes ausdrückt: Die besondere Herausforderung sei, "ein verträgliches Verhältnis zwischen natürlicher und menschlicher Nutzung zu finden".

"Einen belastbaren Lösungsansatz" für diese Aufgabe soll nun mithilfe des studentischen Wettbewerbs gefunden werden. Eine der Vorgaben: Ins Konzept sollen die landschaftsprägenden Elemente wie Runways, Start- und Landebahn, Shelter, Tower und Flugzeughallen integriert werden. Das klingt spannend. Und spannend bleibt auch nach wie vor die Frage, wann Erding nun in den Besitz der Fläche kommt. Die Stadt möchte insgesamt 360 Hektar erwerben. Die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) sind weiter am Laufen.

Für den Fliegerhorst hat die Stadt Erding bereits 2021 einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Planungswettbewerb auf den Weg gebracht. Das Büro Hähnig Gemmeke aus Tübingen hatte mit seinem Wettbewerbsbeitrag überzeugt und die Ideen für ein zukunftsweisendes Stadtquartier entwickelt. Im Süden soll Wohnraum für bis zu 3500 Menschen geschaffen werden. Im Eingangsbereich entsteht der neue Bahnhof Erding, der Teil des Erdinger S-Bahn-Ringschlusses ist. Stabsgebäude, Kirche und Offiziersheim sollen als Erinnerung an den Fliegerhorst stehen bleiben. Der aktuelle Rahmenplan wird am kommenden Dienstag im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.

Die Ergebnisse des Studentischen Wettbewerbes für die Freiflächen am Fliegerhorst sind von Dienstag, 1. Juli, bis Donnerstag, 13. Juli, jeweils von 13 bis 17 Uhr im Museum Erding zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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