Süddeutsche Zeitung

FFH-Gebiet Isental:Späte Hilfe für bedrohte Arten

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Regierung stellt Entwurf des Managementplans für FFH-Gebiet Isental mit Nebenbächen vor. Da die Teilnahme der Eigentümer auf Freiwilligkeit beruht, ist fraglich, was davon umgesetzt wird

Von Thomas Daller, Dorfen

Zwei Schmetterlingsarten, die Bachmuscheln und die Mühlkoppen stehen im Natura 2000-Gebiet "Isental mit Nebenbächen" unter besonderem Schutz. Die Regierung von Oberbayern hat am Dienstag in Dorfen den Entwurf eines Managementplans vorgestellt, wie man bessere Lebensbedingungen für diese Arten schaffen könnte. Was jedoch davon umgesetzt wird, ist noch völlig offen, denn der Plan ist nur für Flächen verbindlich, die dem Staat gehören. Für Privateigentümer, in der Regel Landwirte, ist die Umsetzung freiwillig. Sie dürfen lediglich nicht gegen das Verschlechterungsverbot verstoßen.

Das FFH-Gebiet Isental erstreckt sich über 30 Kilometer in den beiden Landkreisen Erding und Mühldorf und umfasst zudem weitere zehn Kilometer Nebenbäche. Im Rahmen einer umfangreichen Kartierung hat sich herausgestellt, dass es noch Koppen gibt. In der Isen lediglich im Oberlauf bei Außerbittlbach, außerdem kommen sie in einigen südlichen Nebenbächen vor. Anders sieht es bei den Bachmuscheln aus: Die Biologen haben zwar noch Schalen früherer Bestände gefunden, aber kein einziges lebendes Exemplar. Und die beiden Schmetterlingsarten Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling kämpfen ums Überleben. Nur noch kleine Populationen, Restbestände, sind auf wenigen Wiesen zu finden.

Beim Auwaldbestand sieht es ebenfalls nicht sonderlich gut aus: Von den zwölf Baumarten, die man üblicherweise finden könnte, kommen lediglich vier vor, wobei Schwarzerle und Esche dominieren. Es gibt zu wenig Totholz und Biotopbäume, die Altersstruktur ist zu einheitlich und der Erhaltungszustand der Bäume ist "eher negativ", sagte Anna Deischl vom Kartierteam. An den Ufern ist das Springkraut dominant und hindert den Aufwuchs anderer Pflanzen.

Zum Schutz der Koppenbestände wäre es hilfreich, Pufferstreifen an den Ufern auszuweisen, damit die Landwirte nicht zu nahe am Bach ackern. Bei Regen schwemmt es sonst Nähr- und Schwebstoffe in den Bach, die die Kiesbetten verschlammen, die der Lebensraum der Koppen sind. Für Landwirte, die sich daran halten, gibt es Förderprogramme.

Bei den Bachmuscheln, die ebenfalls kiesigen und sandigen Gewässergrund benötigen, hoffen die Biologen auf eine Wiederansiedelung, wenn alte Wehre und Abstürze beseitigt würden. Denn die winzigen Larven der Muscheln haften sich an die Kiemen von Fischen und reisen dabei durch den Bach. Aber wo die Fische nicht mehr weiterkommen, ist auch der Weg der Muscheln zu Ende.

Die beiden Falterarten, die an Feuchtwiesen gebunden sind, kommen insbesondere im Schwindegger und Thalhammer Moos vor. Sie benötigen für ihre Raupen die Pflanzenart Großer Wiesenknopf und können nur überleben, wenn erst spät im Jahr gemäht wird. Auch dafür stünden Fördermittel zur Verfügung.

Ein Anwohner aus Lengdorf beschwerte sich bei der Veranstaltung, dass die Isen an den Autobahnbaustellen verschlammt und versandet werde. "Tonnen von Dreck" würden bei Regen eingeschwemmt, in den Nebenbächen finde man teilweise bis zu einem halben Meter Sand. Christine Herfort von der Autobahndirektion Südbayern wies darauf hin, dass nicht ihre Behörde baue, sondern die Arge A 94: "Der Staat hat sich das aus der Hand nehmen lassen." Der Vorwurf sei jedoch zutreffend: "Die Einschwemmungen sind groß, die Schäden auch. So geht es nicht weiter." Ein Sanierungskonzept sei bereits erstellt worden, die Arge müsse nachbessern.

Andreas Hartl vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) bemängelte, dass nur die Isen, nicht aber der Isenflutkanal in das Gebiet aufgenommen worden sei. Denn bei Hochwasser spüle es den Flutkanal durch, Kiesbetten würden wieder freigelegt und anhand des relativ hohen Bestandes von Jungnasen sehe man, dass diese Laichplätze angenommen würden. Die Fische müssten jedoch am Wehr weiterziehen können und auch die drei Abstürze in der Isen müssten durch raue Rampen ersetzt werden. Außerdem wies Hartl noch auf ein Steinkrebsvorkommen im Oberlauf der Isen hin.

Thomas Eberherr von der Regierung von Oberbayern sowie Simon Putzhammer vom Planungsbüro Schober sowie Anna Deischl nahmen diese und weitere Anregungen auf. Sie sollen in den Entwurf eingearbeitet werden. Sobald der Managementplan fertiggestellt ist, wird er erneut in den beiden Landratsämtern ausgelegt und soll danach seine Gültigkeit entfalten. "Dann geht die Arbeit erst richtig los", sagte Eberherr.

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Quelle:
SZ vom 24.10.2018
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