Süddeutsche Zeitung

Europawahl:Jugendliche wollen mitbestimmen

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Kreisjugendring und Gymnasien laden zur U18-Europawahl ein

Am 26. Mai findet die Europawahl statt. Der Kreisjugendring (KJR) Erding hat sein Wahllokal bereits vorher geöffnet - für Kinder und Jugendliche. Bei der bundesweiten Aktion "U18-Wahl" sollen junge Erwachsene ein Gefühl für spätere Wahlen bekommen. Auch zwei Schulen im Landkreis haben mitgemacht.

Stilecht mit Stift und Wahlzettel ausgerüstet nahmen 17 Kinder und Jugendliche an der U18-Wahl in Erding teil. Der KJR hatte im Vorfeld mit Plakaten geworben. Zur Unterstützung wurde den zehn- bis 17-Jährigen Infomaterial zu den Parteien an die Hand gegeben. "Danach sind sie in die Wahlkabine, haben ein Kreuz gemacht, den Zettel zweimal gefaltet und in die Urne geworfen," sagte der Geschäftsführer des Kreisjugendring Erding, Reinhard Egger.

Dass die Teilnehmerzahl so niedrig ausfiel, liege vor allem daran, dass an diesem Tag wenige Menschen den Weg in den Innenhof des Kreisjugendring suchten. "Wir haben uns mehr erhofft", sagte Egger. Dennoch merke er ein großes Interesse junger Menschen an der Politik. Er habe seine Tochter gefragt, was sie von der U18-Wahl halte: "Sie hat mich gefragt, warum Erwachsene über ihre Zukunft bestimmen sollen, sie möchte das selber entscheiden," sagte Egger. Vor allem freue er sich, dass die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen detailliertes Wissen über die europäische Politik hatten. Egger sehe das vor allem an der Fridays For Future-Bewegung: "Daran merke ich, dass Jugendliche eine Stimme haben und diese politisch einsetzen."

Das Ergebnis der U18-Wahl fiel eindeutig aus: Nur zehn der vierzig Parteien bekamen Stimmen. Dabei handele es sich laut Egger um "die gängigen Parteien" - Bündnis 90/Grüne, Tierschutz hier!, Die Partei, ÖDP, FDP, Freie Wähler, Grüne, SPD und CSU. Es lasse sich erkennen, "dass Jugendliche konservativ, sozial und umweltfreundlich eingestellt sind", sagte Egger.

Ziel der U18-Wahl ist es, junge Menschen in ihrer Demokratiebildung zu unterstützen. "Demokratie ist die einzige Staatsform, die man nicht erlernen kann, sondern erfahren muss", so Egger. Für die Kinder und Jugendlichen solle es real werden, einen Wahlschein in der Hand zu halten. "Sie sollen es mit Augen, Hand und Stift, mit allen Sinnen erleben", sagte Egger. Hauptmotivation sei es, den Jugendlichen die Scheu vor zukünftigen Wahlen zu nehmen. Einen Appell an die jungen Erwachsenen hält Egger ebenfalls bereit: "Ob ich meine Stimme abgebe ist unglaublich wichtig," sagte er, "jede Stimme zählt."

Auch an zwei Erdinger Schulen konnten Kinder und Jugendliche eine "echte" Wahl durchleben. Am Korbinian-Aigner-Gymnasium (KAG) und am Gymnasium in Dorfen durften die Schüler ihre Stimme zur Europawahl abgeben. Beide Schulen wollen aber mit der Veröffentlichung der Ergebnisse noch bis zum Ende der "richtigen" Europawahl abwarten. Vom KAG wurde mitgeteilt, dass alle 9. bis 11. Klassen teilgenommen haben. Kein Schüler habe sich verweigert, "jeder wollte mitmachen", freut sich Lehrerin Alexandra Wächtler von der Fachschaft Sozialkunde. Zum Ergebnis könne sie nur so viel sagen: Man sei oft überrascht, was Jüngere im Vergleich zu älteren Menschen wählen. Ziel dieser Wahl sei auch, die Erwachsenen zum Nachdenken zu bringen, darüber, welche Politik den Jüngeren wichtig sei. Zu den Kommunalwahlen 2020 soll es wieder eine U18-Wahl geben. Diesmal will sich der Kreisjugendring Erding laut Reinhard Egger mit den örtlichen Schulen zusammentun.

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SZ vom 23.05.2019 / alkl,peic
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