Süddeutsche Zeitung

Erding:Zerwürfnis bei Freien Wählern

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Es fällt den Freien Wählern schwer, an einem Strang zu ziehen: Jetzt ist eine Vorstandssitzung nötig, um aus zwei Arbeitskreisen zur Nordumfahrung einen zu machen.

Antonia Steiger

Die Freien Wähler im Landkreis stehen vor einer Zerreißprobe: Die geplante Gründung eines Arbeitskreises zur Nordumfahrung Erding, in den alle Bürgermeister der Freien Wähler eingebunden werden sollten, droht zu scheitern. Denn die UWE (Unabhängige Freie Wähler Erding) hat einen eigenen Arbeitskreis Verkehr gegründet und damit Kritik auf sich gezogen.

Nun lässt Rainer Mehringer als Kreisvorsitzender der Freien Wähler sein Amt ruhen, ebenso Schriftführer Benedikt Hoigt. Beide sind Mitglieder der UWE in Erding. Am Donnerstag kommt es zur Aussprache. Harte Kritik hatte an dem Vorgehen der UWE Hans Egger geübt, auch er ein Freier Wähler in Erding, aber Mitglied der Gruppierung "Erding jetzt".

Wie er der SZ erläuterte, habe wenige Tage vor der Gründung des UWE-Arbeitskreises (wir berichteten) eine Vorstandssitzung der Freien Wähler stattgefunden, in der es auch um den landkreisweiten Arbeitskreis Nordumfahrung gegangen sei. Weder Mehringer noch Hoigt hätten zu erkennen gegeben, dass die UWE einen eigenen Arbeitskreis Verkehr gründen wolle.

Egger ist der Auffassung, damit würde das Projekt des Arbeitskreises Nordumfahrung "torpediert", weil sich die Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden vor den Kopf gestoßen fühlen könnten. Einer von ihnen ist Hans Schreiner aus Bockhorn. Er gibt Egger recht und sagt, er fürchte eine zu starke Gewichtung Erdinger Interessen.

Er wolle die Brücken nicht einreißen, sehe aber nicht mehr die unbedingte Notwendigkeit für den Arbeitskreis Nordumfahrung. Es wäre ohnehin sehr schwierig, zur Nordumfahrung eine einheitliche Meinung bei den Freien Wählern zu finden. Egger beklagt einen Vertrauensbruch, weil Mehringer und Hoigt den Erdinger Arbeitskreis gegründet hätten, ohne dies mit dem Kreisvorstand abzusprechen.

Man sei sich einig gewesen, sagt Egger, dass ein Arbeitskreis nur ernst genommen werden würde, wenn er landkreisweit arbeite und die Bürgermeister eingebunden würden. Das Projekt hätte "langsam und vorsichtig" vorangetrieben werden sollen. Seinem Ärger machte Egger in einer Mail an die Vorstandskollegen Luft, er ist Beirat in diesem Gremium.

Daraufhin entschloss sich Mehringer, sein Amt als Kreisvorsitzender ruhen zu lassen. Hoigt tat es ihm gleich und sagte am Sonntag, er warte die Vorstandssitzung am Donnerstag ab. Es bestehe Klärungsbedarf nicht nur wegen der Vorwürfe Eggers, sondern auch weil dessen Kritik an die Öffentlichkeit gelangt war.

Hoigt nimmt für die UWE das Recht in Anspruch, einen eigenen Arbeitskreis zu gründen, und sagt, dieser hätte sich vor allem um die Innenstadt gekümmert. Kernproblem sei, dass es in Erding zwei Freie Wähler-Gruppen gibt: die UWE und "Erding jetzt". Und beide wollten möglichst viele Mandate gewinnen. "Auch der UWE muss es möglich sein, dieses Thema für sich zu besetzen."

Mehringer sagte am Sonntag, er verstehe die Vorwürfe Eggers überhaupt nicht. Zwei unterschiedliche Arbeitskreise beschäftigten sich mit unterschiedlichen Themen. Egger habe nie das Wort an ihn gerichtet, obwohl sie sich mehrmals gesehen hätten. Die Vorstandssitzung wird Manfred Ranft leiten, Mehringers Stellvertreter im Kreisvorstand.

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Quelle:
SZ vom 08.11.2010
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