Süddeutsche Zeitung

Erding:Schnapsverbot auf dem Herbstfest

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Immer häufiger endeten Saufgelage und Schlägereien unter Jugendlichen auf der "Erdigner Wiesn" im Krankenhaus. Jetzt zieht die Stadt Konsequenzen.

Matthias Vogel

Einigen Fieranten könnte es sauer aufstoßen, einige junge Besucher könnten es verurteilen. Aber die Stadt Erding lässt dennoch ihrer Ankündigung Taten folgen: Auf dem kommenden Erdinger Herbstfest wird es keine branntweinhaltigen Getränke geben. Der Volksfestausschuss verankerte das Schnapsverbot in der Herbstfestsatzung, wie er am Montag bekanntgab. Damit hat die Polizei künftig die Handhabe, den Ausschank von Wirten und Fieranten sowie den Konsum von Minderjährigen zu kontrollieren.

Hintergrund der Maßnahme war eine Anhäufung von besorgniserregenden Vorfällen bei der jüngsten Ausgabe der Erdinger "Wiesn", die auf übertriebenen Genuss von Hochprozentigem durch Jugendliche zurückzuführen waren. Dazu zählten eine Handvoll brutale Schlägereien genauso wie die Einlieferung von einer "erheblichen Zahl" betrunkener Minderjähriger ins Krankenhaus, wie Bürgermeister Max Gotz (CSU) sagte.

Die Satzung wurde nun also um folgenden Wortlaut erweitert: "Die Mitnahme von alkoholischen Getränken aller Art auf das Festgelände sowie die umliegenden Parkplätze ist verboten. Der Verkauf von Waren und Getränken mit einem Alkoholgehalt von 15 Prozent und mehr ist auf dem gesamten Festgelände einschließlich der Parkplätze verboten.

Für alkoholische Mischgetränke mit einem höheren Alkoholgehalt (zum Beispiel Cocktails, Longdrinks), können Ausnahmen zugelassen werden." Nicht nur dem Ausschank von Schnaps soll mit dieser Formulierung, die aus rechtlicher Sicht laut Gotz nicht leicht zu treffen gewesen sei, Einhalt geboten werden, "sondern auch dem sogenannten Vorglühen und dem Mitbringen von Alkoholika zum Herbstfest." Gotz: "Die jungen Leute haben den Schnaps im Kofferraum."

Sicher bläst Gotz und dem Stadtrat nun der Gegenwind von all denjenigen ins Gesicht, die mit dem Verkauf von hartem Alkohol Geld verdienen. Gotz nimmt das in Kauf, denn: "Wir wirken einer gesellschaftlichen Entwicklung entgegen, wie sie auf allen Volksfesten zu beobachten ist. Sie gefährdet die öffentliche Sicherheit und macht es immer schwerer, den Ablauf des Herbstfestes zu händeln." Der Rathauschef glaubt, dass der "mutige Schritt" überall dort auf großes Interesse stoßen wird, wo Volksfeste stattfinden. Wenn andere Kommunen nachzögen, wäre ihm das gerade recht: "Ich bedauere, dass es soweit kommen muss. Aber es ist auch unsere Pflicht, den Jugendschutz verstärkt einzufordern."

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Quelle:
SZ vom 12.04.2011
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