Süddeutsche Zeitung

Erding:Erdinger bleiben ihrem Herbstfest treu

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Obwohl viele Besucher wegen der Inflation sparten, berichtet der Weißbräu von einem "schönen Plus von fünf bis sechs Prozent". OB Max Gotz spricht von der Rückkehr zur Normalität. Die Polizei meldet aber deutlich mehr Strafanzeigen als 2022.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Nach dem nasskalten Wetter zum Anfang fällt das Fazit zum 81. Erdinger Herbstfest nach starkem Endspurt zufriedenstellend aus. "In der Summe war es aber ein schönes, durchschnittliches Herbstfest. Das Wetter hat ein wenig Kapriolen gemacht die erste Hälfte, das Finale war aber wunderbar", sagt OB Max Gotz. "Es war nicht das 2022er-Jahrfest, aber es waren auch fünf Tage verregnet", sagt Schaustellersprecherin Gabi Rilke. Der Erdinger Weißbräu vergibt das Prädikat "gut" und meldet sogar "ein schönes Plus von fünf bis sechs Prozent" gegenüber dem Vorjahr, wie Marketingleiter Wolfgang Kuffner sagt. "Grundsätzlich eine positive Bilanz" zieht die Erdinger Polizeiinspektion. Allerdings hat sie gegenüber 2022 deutlich mehr Strafanzeigen stellen müssen: 44 statt 23. Darunter 17 Körperverletzungen.

"Die Corona-Angst wurden dieses Jahr durch die Konsumzurückhaltung aufgewogen"

OB, Schaustellersprecherin und Brauerei ist aber eines aufgefallen: Die Leute sparten heuer mehr. Im vergangenen Jahr habe wohl die Vorsicht, vor allem bei den über 60-Jährigen, nach der Corona-Pandemie, vorgeherrscht, sie kamen erst gar nicht. Heuer würden wohl viele Besucher wegen der Inflation gespart haben. "Die Corona-Angst wurde dieses Jahr durch die Konsumzurückhaltung aufgewogen. Trotzdem gab es gefühlt mehr Besucher", sagt Marketingleiter Kuffner. Und OB Gotz sagt, er habe in so manchen Gesprächen gehört, dass sich viele die Frage stellen, wie es weiter geht. "Ich will gar nicht von Zukunftsängsten reden, aber die Menschen schauen schon sehr genau auf den Geldbeutel." Es sei aber nicht falsch, "wenn etwas mehr Normalität einkehrt".

Max Gotz ist dennoch sehr zufrieden: Wichtig sei, dass alle Mechanismen funktioniert haben, von der Wiesnwache, über Ordnungsamt, Parkdienst und alle anderen Mitwirkenden. "Einen großen Respekt zolle ich dem Bauhof, der dafür sorgte, dass der Platz in der Frühe wieder sauber ist." Schön sei seinen Beobachtungen nach gewesen, dass sehr viele Familien mit ihren Kindern auf dem Fest gewesen seien. "Viele haben sich sichtbar gefreut auf das Herbstfest", sagt Gotz. Positiv sieht der OB auch die Sportveranstaltungen, die anlässlich des Herbstfestes stattfinden. "Die Erdinger Vereine gehören zum Fest und es ist eine schöne Bindung."

2024 sollen die Toilettenanlagen des Eisstadions geöffnet werden

Eine Verbesserung strebt die Stadt für 2024 an: "Wir werden schauen, dass wir nächstes Jahr die Toilettenanlagen des Eisstadions dazu bekommen." Weniger wegen möglicher Engpässe, sondern weil die Toilettenanlagen von den Fahrgeschäften in der Nähe etwas störend empfunden worden seien. Anstelle der Toiletten könne man ein kleines Fahrgeschäft oder Bude stellen, sagt Gotz.

Der Erdinger Weißbräu stuft das Herbstfest "als gut" ein. Bis zum endgültigen Ergebnis müsse man aber noch diese Woche abwarten, was an Bier zurück komme. "Aber wir werden auf jeden Fall ein schönes Wachstum gegenüber dem letzten Herbstfest haben", sagt Kuffner. Die Impulse, die Stadt, Volksfestausschuss und Brauerei gesetzt haben, hätten gefruchtet. Alle Festwirte hätten einen guten Job gemacht, sagt der Marketing-Chef. David Ritter und Manfred Kolbeck hätten sich mit der Urweißn-Hütten bei ihrem Debüt "überdurchschnittlich gut" geschlagen.

Man müsse nicht immer nach Rekorden streben, sagt Schaustellersprecherin Gabi Rilke

Das kalte und nasse Wetter bis Mittwoch hatte bei den Schaustellern zunächst für Frust gesorgt, aber das änderte sich am Donnerstag. "An den ersten fünf Tagen war der Platz oft leer, umso mehr freut es uns, dass die Erdinger und viele andere so zahlreich danach erschienen sind, so dass wir bei Sonnenschein doch noch was verdienen durften", sagt Gabi Rilke. Es seien viele Familien mit Kindern gekommen. Man müsse nicht immer nach Rekorden streben, sagt Rilke. "Man sollte zufrieden sein, mit dem was man hat, wie es ist."

Dass auch Frust eine positive Seite haben kann, meldet die Polizeiinspektion (PI). Das eher durchwachsene Wetter der ersten Tage und die daraus resultierenden geringeren Besucherzahlen dürften dazu beigetragen haben, dass es wenige Anlässe für polizeiliches Einschreiten gab, teilt stellvertretender PI-Leiter Harald Pataschitsch mit. Mit dem besseren Wetter sei die Zahl der Besucher aber gestiegen. "Insbesondere am Freitag- und Samstagabend hatten die Polizeibeamten der Wiesn-Wache zahlreiche Einsätze zu bewältigen." Die Zahl der Körperverletzungen habe im Vergleich zu den vorangegangen Tagen deutlich zugenommen. Insgesamt gab es aber weniger Verletzungen durch Schlägereien zu versorgen als 2022, teilt das BRK mit. Daneben sei es laut Polizei vereinzelt zu Diebstählen, Beleidigungen und Bedrohungen gekommen.

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