Süddeutsche Zeitung

Großes Bauprojekt in Erding:Leben und Arbeiten im Gewerbegebiet

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In Bergham soll ein Grundstück neben dem Edeka-Markt bebaut werden, der Großteil der Gebäude ist für Wohnungen vorgesehen. Wohnen zwischen Supermarkt und S-Bahn? Der Stadtrat ist skeptisch, wischt das Vorhaben aber nicht vom Tisch.

Von Regina Bluhme, Erding

Ein interessantes Bauprojekt im Erdinger Stadtteil Bergham stand jüngst auf der Tagesordnung des Stadtrats: Wohnen im Gewerbegebiet, und zwar auf dem Grundstück neben dem Einkaufszentrum Sempt-Markt. Grundstückseigentümer Jürgen Freiwald hatte beantragt, die bisherige Nutzung "Industrie" in ein "gemischt genutztes Quartier" zu ändern. Dazu ist es in der Sitzung nicht gekommen. Die Stadträte beschlossen aber, dem Projekt noch eine Chance zu geben, denn Neuzugänge kann das Gebiet gut vertragen. Der Bauwerber wird sein Konzept nun überarbeiten - hin zu mehr Gewerbe und weniger Wohnen.

Aktuell liegt die Fläche laut Bebauungsplan im "Industriegebiet östlich der Bundesbahn in Bergham im Bereich südlich der Pretzener Straße". Dort sollten laut ursprünglich eingereichtem Plan lediglich zwischen 18 bis 20 Prozent für Gewerbe, also Büros, Praxen, Gastronomie oder Einzelhandel, zur Verfügung stehen. Der Großteil, 80 bis 82 Prozent, war für eine "wohnwirtschaftliche Nutzung" vorgesehen. Inwieweit sich das Verhältnis von Gewerbe zu Wohnen nun verschieben wird, kann Jürgen Freiwald auf Nachfrage der SZ noch nicht sagen.

Wohnen und Arbeiten in einem Quartier, ein "Urbanes Gebiet" könnte hier entstehen

Aber er kann sich dort ein "urbanes Gebiet" sehr gut vorstellen - Wohnen und Arbeiten in einem Quartier, mit Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie gleich ums Eck. Von der S-Bahn-Haltestelle in der Nähe ganz zu schweigen. Auch eine Kita oder betreutes Wohnen könnte sich Freiwald vorstellen. Die Höhe der Gebäude ist noch nicht in Stein gemeißelt, noch sei alles im Fluss, "wir sammeln noch Ideen", erklärt Freiwald. Auch mit Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) sei er in Kontakt. Gotz selbst hat bereits gesagt, dass sich in Bergham "was tun muss". Das sieht Jürgen Freiwald natürlich genauso. In Erding gibt es mehrere Gewerbegebiete, die Konkurrenz ist nicht gerade klein.

Auf dem Areal gleich neben dem Edeka-Markt sollen nach den Plänen des Grundstückeigentümers mehrere Baukörper entstehen. Bei den Plänen, die im Ausschuss präsentiert worden waren, stach vor allem ein Gebäude mit 18 Geschossen ins Auge. Ein 18-geschossiger Turm mit Höhenangabe: zirka 55 Meter. Freiwald arbeitet mit der Münchner Architektin Ruth Berktold, Geschäftsführerin von Yes Architectures, zusammen. Berktold ist Professorin an der Hochschule München und sitzt zudem in der Stadtgestaltungkommission. Das von ihr gegründete Architekturbüro Yes Architecture hat den Hauptsitz in München und eine Niederlassung in New York.

Der 18-geschossige Turm ist bereits durchgefallen: Viel zu hoch, so die Stadträte

Der 18-geschossige Wolkenkratzer für Bergham ist allerdings bereits im Stadtentwicklungsausschuss Anfang Oktober durchgefallen: In dieser Dimension passe er nicht nach Bergham, war dort die mehrheitliche Meinung.

Von Seiten der Stadträte gab es in der Stadtratssitzung keine längere Diskussion mehr. Jürgen Freiwald soll sein Projekt nochmals überplanen, da waren sich alle einig. Dann wird im Dezember oder im Januar neu beraten. Eins müsse aber auch klar sein, so viel sagte Oberbürgermeister Max Gotz im Stadtrat zum Schluss: Es gebe in Erding noch weitere Gewerbegebiete: Was in Bergham zugelassen wird, gelte dann für alle.

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