Süddeutsche Zeitung

Dorfener Verkehrschaos:Umsteigen aufs Rad

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Wenn die Isenbrücke an der B15 im Jahr 2020 abgerissen wird, könnte der Verkehr in der Innenstadt kollabieren. Die Grünen wollen noch vorher mit schnell umsetzbaren Lösungen den Fahrradverkehr verbessern

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Dorfener Grünen haben sich in der Vergangenheit immer wieder mit dem Fuß- und Radverkehr in Dorfen beschäftigt und verschiedene Vorschläge eingebracht, wie Verbesserungen für den nichtmotorisierten Verkehr erreicht werden könnten. Nun steht mit der geplanten Erneuerung der Isenbrücke an der B15 im nächsten Jahr eine Maßnahme ins Haus, die die Verkehrsflüsse für den motorisierten Verkehr deutlich beeinträchtigen wird. Dies nehmen die Grünen zum Anlass, sich

erneut mit dem Thema Fahrradverkehr zu befassen: "Ja, mir san mim Radl da" ist das Thema eines Info- und Diskussionsabends, der am Dienstag, 23. Juli, 20 Uhr, im Jakobmayersaal stattfindet.

Durch die Sperrung der Ortsdurchfahrt auf der Bundesstraße ist ein großer Handlungsdruck gegeben, möglichst viele Autofahrer zum Umsteigen aufs Rad zu bewegen und ihnen die Vorteile dieses lärm- und abgasfreien, platzsparenden und obendrein gesundheitsfördernden Verkehrsmittels schmackhaft zu machen.

Die Dorfener Grünen möchten aber nicht nur örtliche Problempunkte aufzeigen, sondern auch grundsätzlich darüber informieren, welche Instrumente es gibt, den Radverkehr zu fördern. "Wir empfehlen, dass sich Dorfen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) anschließt", so Susanne Streibl von den Dorfener Grünen. "Mit deren Unterstützung könnte die Stadt ihre Fahrrad-Infrastruktur Schritt für Schritt optimieren."

Mit der wachsenden Verbreitung von Pedelecs, Fahrrad-Anhängern und Lastenfahrrädern habe sich der Radverkehr in den letzten Jahren sichtbar gewandelt. Die Infrastruktur müsse entsprechend mitwachsen, damit auch die schnelleren und größeren Zweiräder ungehindert vorankommen können.

Als ausgewiesenen Experten für alle Belange des Radverkehrs haben die Grünen Michael Stanglmaier als Referenten eingeladen. Als stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) sei er Radl-Fachmann schlechthin, und als langjähriger Kommunalpolitiker und 3. Bürgermeister von Moosburg kenne er speziell auch die Verhältnisse in kleineren Städten. Im zweiten Teil des Abends werden Hanna Ermann und Susanne Streibl von den Dorfener Grünen konkrete Beispiele aus dem Dorfener Stadtgebiet zeigen: wo sind Problempunkte und wie könnten sie entschärft werden? Das Publikum ist eingeladen, persönliche Anliegen und Vorschläge in die Diskussion einzubringen.

Bei einer kleinen Radltour mit der Presse durch Dorfen haben Hanna Ermann und Susanne Streibl bereits einige Punkte erläutert, wo sie ansetzen möchten. So soll der Weg übers Wehr, parallel zur B 15-Brücke, verbreitert werden. Dazu müsste man lediglich auch den Gang übers Wehr öffnen, der sonst nur zu Wartungszwecken genutzt wird. Rote Fahrradstreifen könnten zudem auf der Buchbacher und Erdinger Straße für mehr Sicherheit sorgen. Das würde kaum Einschränkungen für Autofahrer bedeuten, weil sie den roten Streifen ebenfalls befahren dürfen. Aber es wäre hilfreich, wenn man zusammen mit Kindern auf Rädern unterwegs ist und man ihnen einschärfen könnte: "Bleib auf dem roten Streifen", sagte Susanne Streibl.

Ferner könnte man, je nachdem wie groß die Brückenbaustelle ausfällt, auch die Verbindung Mühlangerstraße und Schäfflergasse für Fahrradfahrer präferieren. Am Johannisplatz stadtauswärts Richtung Oberdorfen könnte sich Ermann eine rotmarkierte Linksabbiegespur für Radfahrer vorstellen. Als Radfahrer müsse man dort immer bremsen und auf eine Lücke im Vorfahrtsverkehr warten. Die rote Abbiegespur böte dabei mehr Sicherheit.

Innerhalb der Stadttore soll das Shared Space-Prinzip beibehalten und ausgeschildert werden. Autofahrer und Radfahrer verständigen sich schon jetzt mit Blickkontakt und Handzeichen, wer wem Vorfahrt gewährt. Wenn während der Bauzeit der Brücke das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt steige, sollte man mit Tempo 30 und noch mehr Rücksichtnahme auf schwächere Verkehrsteilnehmer reagieren.

Rote Markierungen sollten auch an jenen Stellen eingesetzt werden, wo Fuß- und Radwege Straßen queren; beispielsweise wo der Herzoggraben über die Haager Straße führt, das Gässchen zwischen Martins Backstube und Metzgerei Widl. Und die Straße St. Sebastian könnte als Pilotprojekt für eine Fahrradstraße dienen, in denen der Radverkehr Vorrang habe. Dort seien jetzt schon mehr Radfahrer als Autos unterwegs, sagte Ermann.

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Quelle:
SZ vom 17.07.2019
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