Süddeutsche Zeitung

Dorfener Grundschule:"Nur mit Nachweis eines negativen Testergebnisses"

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Der Ernst des Lebens beginnt für die Erstklässler in diesem Jahr mit einem Nasenabstrich und 15 Minuten Wartezeit

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Einschulung ist seit jeher ein mit Freude, Stolz und Bangen erwarteter Tag, an dem der sogenannte Ernst des Lebens beginnt. Die Erstklässler gehören fortan richtig dazu und lernen deshalb, bevor sie ihre Schule überhaupt betreten dürfen, worauf es für sie, für die es keine Coronaschutzimpfung gibt, dieser Tage und wahrscheinlich noch lange ankommt: Man muss getestet sein.

Das ist ja klar und es regt niemanden auf. Die Stimmung an der Dorfener Grundschule am Mühlanger ist jedenfalls ganz entspannt. Um Viertel vor neun stehen die Erstklässler-Familien locker verteilt im Pausenhof, halten Abstand, begrüßen Bekannte, machen Fotos von ihren Buben und Mädchen mit Schultüte und Ranzen - und warten ab.

Ein Auszug aus dem einschlägigen Schreiben des bayerischen Kultusministeriums: "Der besonderen Ausnahmesituation geschuldet, ist es auch in diesem Schuljahr erforderlich, bei der Gestaltung des ersten Schultages die Erfordernisse des Infektionsschutzes angemessen zu berücksichtigen." Und weiter: "Die Teilnahme an der Schuleingangsfeier und am Präsenzunterricht ist auch für Erstklässlerinnen und Erstklässler nur mit Nachweis eines negativen Testergebnisses möglich." Testpflicht gilt, wohl gemerkt, nur für die Erstklässler. Eltern und Großeltern - zugelassen zur Einschulungsfeier sind zwei Erwachsene pro Schulkind - müssen nichts nachweisen. Im Schreiben des Kultusministeriums heißt es: "Um eine sichere Schuleingangsfeier zu ermöglichen, appellieren wir dringend und nachdrücklich an Sie als teilnehmende Sorgeberechtigte, möglichst vollständig geimpft, genesen oder getestet an der Schuleingangsfeier teilzunehmen. Eine Nachweispflicht gegenüber der Schule diesbezüglich besteht jedoch nicht."

Warum das so ist, "hat uns auch gewundert", sagt eine Lehrerin an der Einlasskontrolle. "Wir machen das so, weil wir es so machen müssen", sagt Rektor Thomas Emrich, "das ist unser Weg zur Normalität".

Die meisten der 59 Erstklässler der Mühlanger-Schule waren schon am Montag in einem Testzentrum oder einer Apotheke. Ihre Eltern können eine Negativ-Bestätigung bei der Einlasskontrolle am Schuleingang vorzeigen. Doch immerhin 13 Kinder machen einen Schnelltest direkt vor der Schule. Für jede der drei Eingangsklassen gibt es einen Tisch, an der die Klassenlehrerinnen die Testkits bereithalten, erklären, wie es funktioniert, und das getestete Kind in einer Namensliste abhaken.

Da man eine Viertelstunde aufs Ergebnis warten muss, beginnt die Einschulungsfeier in der Aula eine Viertelstunde später als geplant. Die Kinder der Klasse 2b stehen auf der Bühne und tragen ein Alphabet-Gedicht vor. "A ist der Affe...", "B ist der Bär..., "C ist das Chamäleon..." und so weiter. Die Klasse 2a hat am Ende des vergangenen Schuljahrs ein Lied für die Neulinge eingeübt, das nicht zum Vortrag kommt. "Das Singen ist derzeit nicht erlaubt", erklärt Rektor Emrich. Auch er selbst hält sich kurz und fragt in die Runde, wer denn wisse, was man alles in der Schule lernen werde. Na klar wissen die Kinder das: Rechnen, Schreiben und Lesen. "Das sind so die Dinge, die dir die Großeltern immer über die Schule erzählen", sagt Emrich, das stimme schon. Aber: "Du wirst noch ganz viele andere Dinge lernen - lass dich überraschen."

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SZ vom 15.09.2021
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