Süddeutsche Zeitung

Dorfen:Vollendeter Rufmord

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Eine erlogene, verleumderische Anzeige führt zur Entlassung von Stadtwerkechef Figl

Von Florian Tempel, Dorfen

Die 2015 begonnene Rufmordkampagne gegen den Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen, Karl-Heinz Figl, wird 2016 fortgesetzt und zu einem bitteren Ende gebracht. Der 52-Jährige, der 14 Jahre lang die Stadtwerke geführt und zu einem Musterbetrieb eines kommunalen Versorgungsunternehmens ausgebaut hat, wird im April auf schier unglaubliche Art und Weise eiskalt abserviert. Wenige Woche vor der entscheidenden Stadtratssitzung hatte Figl im Aufsichtsrat noch einstimmig einen neuen Arbeitsvertrag zugesichert bekommen. Von den acht Mitgliedern des Aufsichtsrats, der ausschließlich mit Stadträten besetzt ist, heben dann aber vier Männer in einer nicht-öffentlichen Sitzung im Stadtrat die Hand gegen Figl - ohne auch nur mit einem einzigen Wort zu erklären, warum sie Figl nun doch los werden wollten.

Später werden sie jammern, der eigentliche Skandal sei es, dass die Öffentlichkeit durch einen SZ-Bericht von dem unglaublichen Vorgang in einer geheimen Stadtratssitzung erfahren haben. Die Verleumdungen gegen Figl hatten eine Woche vor der Abstimmung ihren Höhepunkt erreicht. Da war bekannt geworden, dass gegen ihn eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Landshut eingereicht worden war. Die Vorwürfe, Figl habe Mitarbeiter zu falschen eidesstattlichen Versicherungen genötigt - die in einem Rechtsstreit gegen eine CSU-Stadträtin nicht mal eine Rolle spielten - waren allerdings von vorne bis hinten erlogen. Die Anzeige war eine kriminelle Tat, die ihren offensichtlich von Anfang an beabsichtigten Zweck jedoch voll und ganz erfüllte.

Als die Ermittlungen eindeutig ergaben, dass Figl das Opfer eine strafbaren falschen Anschuldigung geworden war, juckte auch das die Dorfener Stadträte, die ihn abserviert hatten, nicht im Geringsten. Sie vergaben die Chance, den auf kriminellen Verleumdungen basierenden Rausschmiss Figls wieder gutzumachen: Auch er hatte sich erneut um seinen Posten beworben. Der Stadtrat hätte ihm seinen gestohlenen Arbeitsplatz zurückgeben müssen.

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Quelle:
SZ vom 28.12.2016
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