Süddeutsche Zeitung

Stadtrat Dorfen schlägt Alarm:Geplante Gefahrenstelle

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Der neue Weg für Fußgänger und Radfahrer zum Tonwerkgelände erweist sich als inakzeptable Zumutung.

Von Florian Tempel, Dorfen

"Wenn man daran denkt, wird einem richtig schlecht. Irgendetwas müssen wir an dieser Stelle machen." Stadtrat Martin Bachmaier (CSU) ist von Beruf Polizeibeamter und leitet in München die Polizeiinspektion Laim, eine der größten Dienststellen der Landeshauptstadt. Seine Einschätzung, wie gefährlich der Weg ist, den Fußgängerinnen, Radfahrer und Partygänger fortan zum Tonwerk-Gelände nehmen sollen, war also mehr als nur ein Redebeitrag in der Stadtratssitzung am Mittwochabend.

Bachmaiers Urteil, dass es so, wie es geplant ist, nicht gehen kann, war ein polizeiliches Statement. Zuvor hatte Heiner Müller-Ermann (SPD) gefragt, was denn die Polizei zu dem Schlamassel sage, auf den die ÜWG mit einem Dringlichkeitsantrag aufmerksam gemacht hatte. Während Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) ausweichend geantwortet hatte, man werde das noch bei einer allgemeinen Verkehrsschau ansprechen, sprach Bachmaier Klartext. Und er war dabei sichtlich geknickt, weil auch er, der Polizeioberrat, die Situation nicht richtig eingeschätzt hatte. "Das ist unprofessionell", räumte er und meinte damit erstmal nur sich selbst.

An diesem Freitag wird der Bahnübergang von der Bahnhofstraße zum Tonwerk-Gelände geschlossen. Für immer, weil er veraltet und nicht sicher genug ist. Bislang war das der bevorzugte und normale Weg auf das Areal der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl, ob mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß. Auf dem Tonwerk-Gelände werden schon seit Jahren keine Ziegel mehr gebrannt, aber es gibt zahlreiche neue Nutzungen: Hier befinden sich Büros und Werkstätten, Lager und Ateliers, eine Dependance der Wasserburger Beamtenfachschule, ein Studierendenwohnheim und eine Montessori-Kita, Restaurants und Bars, der Club "Heizwerk" und Veranstaltungshallen.

Mit dem Auto kann man das Tonwerk auch hintenrum anfahren. Der Weg ist freilich mehrere Kilometer länger. Man muss raus aus der Stadt, den Berg hoch Richtung Autobahn, dann links durch zwei Kreisverkehre Richtung Schwindkirchen und schließlich über eine Fabrikstraße wieder runter. Das ist mit dem Auto umständlich, geht aber. Der Ersatzweg für Leute, die zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, ist jedoch eine Zumutung.

Der Weg, der gerade in aller Eile angelegt und planiert wird, geht parallel zu den Geisen auf der südlichen Seite entlang. Es braucht noch einen soliden Zaun, damit man nicht einfach offen über die Gleise zum Bahnhof abkürzen kann. Was leicht passieren könnte, denn der Weg für Fußgänger und Radfahrer vom Tonwerk zum Bahnhof geht künftig bis zur Bundesstraße B 15 vor, über den Bahnübergang und retour durch die Bahnhofstraße. Das sind ein paar hundert Meter Umweg. Doch auch das nicht noch nicht das Schlimmste.

Dorfens Dritter Bürgermeister Sven Krage (ÜWG) erläuterte anhand von Fotos, dass der Übergang an der viel befahrenen B 15 das größte Problem ist. Auf der östlichen Seite gibt es am Bahnübergang keinen Geh- und Radweg, nur wilde Trampelpfade und eine Leitplanke, die den Weg einengt. Auf der anderen Seite gibt es zwar einen soliden Fußweg. Doch es gibt keine Querungshilfe. Dort mit Kindern die Straße zu überqueren, "ist eine Katastrophe", sagte Susanne Streibl (GAL). Außerdem macht es gar keinen Sinn, wenn man vom Bahnhof kommt oder dorthin will.

Wer hat Schuld an der Misere? Bürgermeister Grundner sagte, alle seien "wissend und sehenden Auges" in diese ungute Situation getappt, die "sicherlich nicht befriedigend" sei. Der Stadtrat beschloss schnell ein Paket mit Not- und Hoffnungsideen: Der Bürgermeister soll mit der Deutschen Bahn reden, ob der kleine Bahnübergang nicht doch in Betrieb bleiben kann; der Bau einer Fußgängerbrücke über die Gleise soll geprüft werden; der Geh- und Fußweg sollte nachts beleuchtet werden; bei größeren Veranstaltungen könnten eventuell Ordner die Leute über den Bahnübergang weisen. Passieren muss etwas.

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