Süddeutsche Zeitung

Bahnstrecke München-Mühldorf:"Wichtige Eindrücke gewonnen"

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Mitglieder des Petitionsausschusses des Bundestags befassen sich bei einem Ortstermin in Dorfen mit dem geplanten Bahnausbau. Dabei wird eine weitere Variante in die Diskussion gebracht

Von Thomas Daller, Dorfen

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) war nach dem Besuch des Petitionsausschusses des Bundestags zuversichtlich: "Sie haben wichtige Eindrücke an der Strecke gewonnen. Insgesamt sehe ich eine reale Chance für Dorfen, das Optimum herauszuholen." Auch Georg Brandhuber, Gründer der Bürgerinitiative "Für einen Bahnausbau ohne Mauern und Schranken", sagte, "ich habe Hoffnung, dass der ebenerdige Bahnausbau vom Tisch ist". Sein Eindruck sei, dass man "schon vorher in Berlin in der Sache diskutiert hat". Versprechungen wurden den Dorfenern jedoch keine gegeben. Gero Storjohann (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses, wies auf die "missliche Lage vor einer Bundestagswahl" hin und erklärte, vor März oder Mai kommenden Jahres werde es zu keiner Entscheidung des Petitionsausschusses kommen.

Auf die Petition von Georg Brandhuber hin waren am Dienstag drei Mitglieder des Petitionsausschusses nach Dorfen gekommen, um sich die beschriebene Problematik anzusehen. Neben Storjohann nahmen auch Anette Sawade (SPD) und Harald Weinberg (Die Linke) daran teil. Darüber hinaus waren auch Vertreter der Bahn beigeladen, wie Klaus Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB AG und Klaus-Peter Zellmer, Gesamtprojektleiter für den Streckenausbau. Zellmer hatte erst Ende vergangener Woche die Ergebnisse der Bodenuntersuchungen im Raum Dorfen vorgestellt und dabei auf die problematischen Grundwasserverhältnisse hingewiesen. Eine Troglösung für den gesamten Stadtbereich sei zwar machbar, so Zellmer, würde aber Mehrkosten von etwa 100 Millionen Euro verursachen. Weil aber die Stadt Dorfen diese Mehrkosten nicht bezahlen könne, stelle sich die Frage, wer sie dann übernehme.

Bei der Ortsbegehung präsentierte Bürgermeister Grundner einen anderen Vorschlag: Man könnte die beiden neuen Gleise südlich des alten verlegen. Das hätte für den Bahn den Vorteil, dass der Zugverkehr während der Bauphase ungehindert weiter rollen könnte. Für Dorfen bestünde der Hauptnutzen darin, dass die Züge auf Höhe der Bundesstraße B 15 im Hausmehringer Hang in einem Tunnel verschwinden würden. Dann wäre das Brückenbauwerk über die Gleise nicht mehr in der massiven Bauweise erforderlich, wie es derzeit Planungsstand ist. Eine Tieferlegung wäre zwar nach wie vor unumgänglich, aber die Verkehrsanbindung der Bahnhofsstraße in Form eines Kreisels wäre dadurch im Bereich des Möglichen.

Bislang habe man diese Überlegung nicht berücksichtigt, erklärte Grundner den Mitgliedern des Petitionsausschusses, weil das Gelände der ehemaligen Ziegelei Meindl nicht zur Verfügung gestanden habe. Die Ziegelei unter dem Dach der Creaton AG sei 2015 noch ein florierender Betrieb gewesen und 2016 überraschend geschlossen worden. Auf dem ehemaligen Firmengelände, das 23 Hektar umfasst, seien auch wichtige Projekte der Stadtentwicklung vorgesehen: Ein Teil davon soll Gewerbegebiet bleiben, ein anderer soll Wohngebiet werden. Allerdings müsse man dabei auch für eine vernünftige Anbindung sorgen. Bei einer Südverschwenkung der Gleise sicherte Grundner der Bahn auch die Bereitschaft der Stadt zu, beim Grunderwerb behilflich zu sein.

Storjohann sagte bei einem anschließenden Pressegespräch, der Wunsch der Stadt sei aus städtebaulichen Gründen nachvollziehbar. Mit dieser neuen Variante könnte man das Wohn- und Gewerbegebiet wesentlich eleganter anschließen. Bei den Mitgliedern habe "ein bisschen nachdenken" eingesetzt: "Mehr kann ich dazu nicht sagen." Hinsichtlich zusätzlicher Kosten sagte Anette Sawade, man werde ausloten, was der Freistaat Bayern für Dorfen tun könne. Harald Weinberg nannte die Neutrassierung eine "bemerkenswerte Variante", die nun in die Diskussion eingebracht worden sei.

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SZ vom 07.06.2017
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