Süddeutsche Zeitung

Am Schießhallenplatz:Senioren-WG in bester Lage

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Die Stadt Dorfen wird in einem Neubau Platz für eine betreute Wohngemeinschaft für ältere Menschen schaffen. Das Marienstift will gerne Hauptmieter sein und seinen ambulanten Pflegedienst anbieten

Von Florian Tempel, Dorfen

Dass es so schnell gehen würde, hat Doris Minet (ÜWG), Seniorenreferntin des Dorfener Stadtrats, nicht gewagt zu hoffen. Im Januar hatte sie den Antrag gestellt, die Möglichkeiten für eine betreute Senioren-Wohngemeinschaft auszuloten. Doch nun scheint bereits alles Wesentliche geklärt. Die Stadt beabsichtigt, das alte und marode Haus mit Notunterkünften am Schießhallenplatz abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. In dem neuen Gebäude soll dann die beantragte Senioren-WG eingerichtet werden. Die vier Mietparteien, die aktuell noch in dem Haus wohnen, werden in ganz neue Sozialwohnungen in der Nähe des Bahnhofs umziehen. Eine Sanierung des gut 70 Jahre alten Gebäudes am Schießhallenplatz ist nicht mehr wirtschaftlich.

Was darf man sich unter einer ambulant betreuten Senioren-WG vorstellen? Marion Prey, die Leiterin des städtischen Marienstifts, hat sich die gesetzlichen Vorgaben und Vorschriften schon genau angeschaut und zusammen mit Doris Minet Informationsveranstaltungen zum Thema besucht. Eine betreute Senioren-WG muss - damit es staatliche Förderung gibt - mindesten acht und maximal zwölf Bewohnerhaben, zehn gelten als optimale Größe. Im Regelfall ist eine Institution der Hauptmieter der WG-Wohnung. In Dorfen würde das Marienstift die Rolle des Hauptmieters gerne übernehmen, sagt Prey. Mit einer Senioren-WG verbunden zu sein, wäre eine weitere Ergänzung für das Marienstift, das schon jetzt stationäre und ambulante Pflege, Kurzzeit- und Tagespflege anbietet.

Die WG-Bewohner mieten sich jeweils einzeln in der Wohngemeinschaft ein. Jeder hat sein eigenes Zimmer, dazu kommt ein Gemeinschaftsbereich mit einer großen Wohnküche. Hier liegt der große Unterschied zur gewöhnlichen ambulanten Betreuung zu Hause: Die WG-Bewohner leben nicht mehr allein. Sie können sich zwar in ihre Zimmer zurückziehen, aber auch viel in der Gemeinschaft tun. Gemeinsames Kochen und Essen ist wie die Erfahrungen in bereits bestehenden Senioren-WGs zeigen, ein zentraler Aspekt.

Neben einer weitgehenden Selbstversorgung ist auch die Selbstorganisation ein wesentliches Element. Prey sagt, dass die Bildung eines Bewohner-Gremiums notwendig ist. Der WG-Rat muss sich alle zwei Wochen zusammensetzen, um alles Wichtige zu besprechen. Bewohner, die zum Beispiel wegen fortschreitender Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, am WG-Rat teilzunehmen, können sich durch Betreuungspersonen vertreten lassen.

"Die Mischung der Bewohner ist wichtig", sagt Prey. Grundsätzlich sei wohl zu erwarten, dass jeder Pflegebedarf habe, aber eben in unterschiedlicher Ausprägung. Bei Pflegegrad 1 hat man beispielsweise Anspruch auf 125 Euro im Monat für hauswirtschaftliche Unterstützung. Die Bewohner der WG können sich also, erklärt Prey, gemeinsam eine Reinigungskraft engagieren. Ähnlich laufe es bei der ambulanten Pflege, "die wir vom Marienstift gerne übernehmen", sagt Prey. Durch die gemeinsame Finanzierung soll im Idealfall eine ambulante Versorgung in der WG mit Pflegekräften rund um die Uhr möglich werden. Die WG ist als langfristige Wohnform gedacht, in der die Bewohner bis zu ihrem Lebensende wohnen können. Nach dem Tod eines Bewohners entscheidet das WG-Gremium, wer in die Wohngemeinschaft nachzieht.

"Dass mein Antrag so schnell behandelt wird und man sofort eine Lösung hat, war für mich schon überraschend", freut sich Doris Minet. Sie ist auch deshalb so zufrieden, weil man sich eine bessere Lage für eine Senioren-Wohngemeinschaft kaum vorstellen kann. Das Haus liegt genau neben dem kleinen, aber hübschen Dorfener Stadtpark. Durch den Park oder an der Isener Straße entlang sind es nur wenige hundert Meter in die historische Altstadt mit ihren Geschäften und Cafés. Und wenn einer zum Bahnhof, dem Ärztehaus oder den Supermärkten will, die alle etwas weiter weg liegen, kann er an der Haltestelle direkt vor dem Haus in den Stadtbus steigen.

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Quelle:
SZ vom 26.03.2019
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