Süddeutsche Zeitung

Einzelhandel:Salat und Sushi von der Tankstelle

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In München gibt es bald zwei neue Möglichkeiten, außerhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten frische Lebensmittel einzukaufen

Von Franziska Schwarz, München

Sonntags oder spätnachts sind es oft die Dosenravioli oder das Glas Pesto und die Packung Spaghetti. Die hätte man jetzt noch im Schrank. Aber der Salat fehlt, der dem Ganzen ein wenig Glanz verliehe oder ein paar Früchte zum Dessert. Die Supermärkte haben längst geschlossen. Wer nachts oder sonntags noch frisches Gemüse und Obst einkaufen will, muss in München bisher zum Hauptbahnhof.

Demnächst gibt es zwei weitere Möglichkeiten, außerhalb der in Bayern zulässigen Öffnungszeiten frische Lebensmittel einzukaufen. Zwei Tankstellen, eine in der Kapuzinerstraße und eine in der Boschetsrieder Straße, arbeiten von Mai an mit einem Supermarktkonzern zusammen. "Rewe To Go bei Aral" versteht sich nach den Worten eines Aral-Sprechers als "Convenience Shop", als Kleingeschäft für den sofortigen Bedarf.

Nancy Sporbert, Pächterin der Tankstelle in Obersendling, hat den Start für den 11. Mai geplant. Sie will dann auch frisches Obst und Gemüse sowie Fleisch anbieten, 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen in der Woche.

Das Angebot reicht allerdings nicht an das eines regulären Supermarktes heran. Es gibt es vor allem abgepackte verzehrfertige Lebensmittel: Sandwiches, Salatgerichte oder Sushi. Und eben Obst-und-Gemüse-Regale. Seit gut drei Jahren kooperiert der Supermarktkonzern mit dem Mineralölkonzern. 2014 eröffnete in Düsseldorf der erste dieser Shops in einer Tankstelle. Die zwei Ableger in München sind die ersten in Bayern. Alkohol werden die Tankstellenshops wie auch schon bisher im Angebot haben. Der Verkauf zu Nebenzeiten wird in Bayern geduldet.

Am Hauptbahnhof ist es schon möglich, zu Nebenzeiten in einen Supermarkt zu gehen: Der große Edeka im Untergeschoss hat wochentags von 7 bis 23 Uhr geöffnet, am Samstag und Sonntag von acht Uhr an. Der wenige Meter entfernte Rewe To Go hat sogar rund um die Uhr geöffnet. Weil sie im Hauptbahnhof liegen, gelten für beide Anbieter Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz: Reisende darf man demnach mit dem Nötigsten versorgen.

Dafür zahlt der Kunde erfahrungsgemäß ein bisschen mehr. Wie Sortiment und Preise in den Tankstellen mit dem Klein-Supermarkt-Angebot aussehen, entscheidet der Pächter. "Darüber mache ich mir auch gerade Gedanken", sagt Sporbert. "Es ist ein Lernprozess für alle." Auch bei der Gestaltung der Preise wird sie sich nach Erfahrungswerten richten.

Bislang gibt es in Deutschland etwa 80 Tankstellen mit Rewe-Sortiment, bis zum Jahr 2021 soll ihre Zahl bundesweit auf bis zu 1000 steigen. Ob das dann ausnahmslos 24/7-Filialen sind, liegt im Ermessen der jeweiligen Pächter. Der Aral-Sprecher erklärt, die Pächter dürften auch etwas früher schließen, wenn sie merken, dass spätnachts kaum ein Kunde im Laden steht.

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Quelle:
SZ vom 24.04.2017
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