Süddeutsche Zeitung

Einschreibungs-Premiere:Online an die Schule

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Das Adolf-Weber-Gymnasium in Neuhausen ist das erste städtische Schule, bei der man sich über das Internet vormerken kann. Bei der Einschreibung stellte die Schulleitung fest, dass das die Arbeit enorm vereinfacht

Von Melanie Staudinger, München

Das alte Anmeldeverfahren hat das Adolf-Weber-Gymnasium in Neuhausen längst hinter sich gelassen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Eltern stundenlang im Schulgang anstehen mussten, bevor sie ihre Kinder in die fünfte Klasse einschreiben konnten. Vergangen sind die Zeiten, in denen Familien mühevoll Formulare per Hand ausfüllen mussten, die wiederum von Lehrkräften oder Verwaltungsangestellten ebenfalls händisch in einen Computer eingegeben werden mussten. Das Adolf-Weber-Gymnasium bietet nämlich eine Online-Voranmeldung und ist damit eine Art Sonderling unter den 14 städtischen Gymnasien. "Das vereinfacht uns die Arbeit enorm", sagt Konrektorin Elisabeth Seitz.

Einschreibe-Formulare zum Ausdrucken gibt es zum Beispiel auch am Elsa-Brändström-Gymnasium, am Bertolt-Brecht-Gymnasium, am Lion-Feuchtwanger- und am Thomas-Mann-Gymnasium. Doch das Internetprogramm des Adolf-Weber-Gymnasiums bietet weitaus mehr, ist gleichzeitig im Bildungsreferat aber so unbekannt, dass der Pressesprecher erst bei der zweiten Nachfrage einräumt, dass ein solches Angebot besteht. Eltern können den Namen des Kindes, die erforderlichen Noten, die derzeitige Grundschule und eventuell auch das Handicap, also eine Hörschädigung etwa oder Legasthenie, eintragen und online an die Schule übermitteln. Kommen müssen die Eltern am Anmeldetag dennoch: Zum einen müssen sie ihre Ausweise vorlegen, zum anderen das Übertrittszeugnis im Original und die Geburtsurkunde. Alles kann das Internet dann doch nicht abnehmen.

Für Seitz hat das Vorgehen ihrer Schule nur Vorteile: Weil ihre Kollegen die Anmeldedaten nur noch aus dem richtigen Akt heraussuchen müssten, verringert sich die Dauer der Einschreibung. "Außerdem verringert sich die Fehlerquote", sagt Seitz. Kein Name sei mehr falsch geschrieben, kein Geburtsdatum enthalte mehr einen Zahlendreher. "Außerdem wissen wir vorher, wie viele Leute in die Ganztagsklasse wollen und wer am Probeunterricht teilnehmen muss", erklärt die Konrektorin. Das erleichtere die Planung enorm. 104 Kinder haben sich am Adolf-Weber-Gymnasium angemeldet, 96 davon hatten sich online vorgemerkt. Der Schule gefalle besonders, dass sie alle Interessenten aufnehmen konnte und zusätzlich sogar noch ein paar Schüler vom benachbarten Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das nicht alle seiner 198 Bewerber berücksichtigen konnte.

Eine Idee, die die Planung mit 104 Anmeldungen erleichtert, vereinfacht natürlich erst recht die Einschreibung, wenn 222 Anwärter vor der Schule stehen. Das ist in diesem Jahr Leonhard Baur vom neuen staatlichen Gymnasium München Nord passiert. Damit liegt er an der Spitze aller 39 öffentlichen Gymnasien in München. Freuen kann er sich nicht so richtig, denn knapp 90 Schüler musste er abweisen. "Das war absehbar, als wir die Zahlen aus den Online-Voranmeldungen gesehen haben", sagt Baur. Schon vor der persönlichen Anmeldung in der vergangenen Woche habe er gewusst, dass die Plätze an seiner Schule keinesfalls für alle Interessenten reichen werden. Deshalb berechneten Baur und seine Kollegen schon vor dem persönlichen Anmeldetermin, wie weit die Schüler vom Gymnasium entfernt wohnten, denn dies ist das zentrale Kriterium bei der Einschreibung. "Wir haben einigen Eltern dann erklärt, dass sie bei uns eigentlich keine Chancen haben und es lieber woanders probieren sollen", sagt Baur. Obwohl viele es dennoch versuchten, habe die Online-Voranmeldung sich bewährt.

Ganz so einfach ist die Sache mit der internetbasierten Vormerkung aber nicht. Denn eine Voranmeldungs-Software für Gymnasien ist offiziell nicht vorgesehen. Auch haben die Schulen kein Budget, um ein solches Programm zu kaufen - das dürfte wohl auch der Grund sein, warum nur wenige Schulen überhaupt das Angebot schalten. "Bei uns haben das technisch versierte Lehrer und ein ehemaliger Schüler gemacht", berichtet Seitz vom Adolf-Weber-Gymnasium. Das Gymnasium München Nord habe sich auf ihren Systemadministrator Andreas Kolmeder verlassen. Er hat ein Tool programmiert, das die Entfernung von der Schule zum Wohnort der potenziellen Schüler berechnet. "Eine große Erleichterung", sagt Baur. Dennoch hofft er, dass er es im kommenden Jahr nicht mehr 222 Mal bemühen muss.

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Quelle:
SZ vom 18.05.2017
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