Süddeutsche Zeitung

Zornedinger Ausflugsziel:Schwitzen für den Waldspielplatz

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Eine Bürgerinitiative setzt sich für Verbesserungen an der Pöringer Einrichtung ein. Jeden Sonntag treffen sich die Mitglieder zum Training - denn beim Anzinger Forstlauf wollen sie möglichst viele Sponsorengelder sammeln

Von Elisabeth Urban, Zorneding

Unter dem Schutz des Blätterdachs verbergen sich Schaukeln, Rutschen und ein großes Kletternetz. Wer an einem heißen Sommertag auf den Spielplatz gehen, aber nicht zu sehr schwitzen will, der ist auf dem Pöringer Waldspielplatz genau richtig. 1973 war die Einrichtung mit damals 20 Spielgeräten von Förster Hanns Stierhof initiiert worden. Viele helfende Hände waren zur Stelle: Waldarbeiter, Bundeswehr, Burschenverein, die Ingelsberger Holzhacker und auch die Gemeinde arbeitete mit Stierhof an dem Projekt. Nun, gut 46 Jahre später, will eine Initiative den Spielplatz wieder auf Vordermann bringen.

An einem sonnigen Sonntagmorgen tummeln sich nicht nur ein Kindergeburtstag und Familien auf dem Gelände, unter den Baumwipfeln trifft sich auch eine Laufgruppe. Um kurz nach 10 Uhr beginnt das Training unter der Leitung von Mariella Welke und Thomas Heer. Die beiden sind die Ansprechpartner der Initiative "Waldspielplatz 2.0", die vom Verein "Bürger für Pöring" ins Leben gerufen wurde. Während sich der Verein grundsätzlich für aktives Gestalten rund um Pöringer Angelegenheiten und für die Interessen junger Familien einsetzen will, ist das Lauftraining Vorbereitung auf den Anzinger Forstlauf. Pro gelaufenen Kilometer will die Initiative mithilfe von Sponsoren Geld für Verbesserungen auf dem Spielplatz sammeln.

Auf deren Internetseite läuft außerdem eine Umfrage, bei der man zwischen fünf Ideen für ein neues Spielgerät auswählen und im Freitext eigene Anregungen einbringen kann - vier Wochen nachdem die Umfrage online gegangen ist haben das fast 150 Menschen getan. "Gemeinde ist ja auch ein Zusammenschluss", sagt Thomas Heer. Die Bürger wollen "nicht nur hier schlafen, sondern auch wohnen". Das bedeutet für den Mitinitiator auch proaktives Vorgehen, selber anpacken um der Gemeinde neuen Input zu geben. Ja, man hätte für die gewünschten Verbesserungen auch einen Antrag stellen können, aber das sei zeitaufwendig und müsse außerdem über eine politische Fraktion passieren. "Die Gemeinde hat genug zu tun", deswegen wolle man eben zum Beispiel durch die Onlineumfrage Vorarbeit leisten.

Wie Heer sagt, habe man die Initiative in einem Brief der Gemeinde vorgestellt, zum Mitmachen eingeladen und aufgeführt, wo man aktuell Probleme sehe. Dazu zählen etwa die offenen Mülleimer oder fehlende Angebote für Kleinkinder. Mariella Welke zeigt auf einen Mülleimer, der direkt in der Einflugschneise von Vögeln liege, die dann auf der Suche nach Essbarem den Eimer durchstöbern. Und auch an diesem Sonntag liegt der Inhalt eher um den Eimer verstreut als darin.

Die Gemeinde hatte im Jahr 2000 die volle Zuständigkeit für den Spielplatz von der Forstbehörde übernommen. Seither wurden laut André Younes, dem Leiter des Fachbereichs Bautechnik der Gemeinde Zorneding, immer wieder aufwendige Renovierungsarbeiten durchgeführt, zum Beispiel an der Röhrenrutsche. Er empfindet die Darstellung des Spielplatzes auf der Internetseite als einseitig, die Bilder, die dort mit den Überschriften "kaputt", "langweilig" und "vermüllt" zu finden sind, seien nicht passend gewählt. Der Bauhof leere zweimal wöchentlich die Mülleimer und kontrolliere wöchentlich die fast 20 Spielstationen. Es werde also schon mit "hoher Regelmäßigkeit" nach dem Rechten gesehen, erklärt Younes. Nach dem Eingang des Briefes von der Initiative habe man außerdem sämtliche genannte Punkte überprüft.

Den Einsatz des Bauhofs erkennen auch Welke und Heer an. Man bedaure zwar, dass es keine direkte Antwort auf den Brief gegeben habe, dennoch seien schon einige positive Veränderungen aufgefallen. Man sei sich aber auch bewusst, dass der Bauhof auch so schon viel zu tun habe, es wäre doch einfacher, wenn dann zum Beispiel nicht noch der verstreute Müll eingesammelt werden müsste. Mit der Beteiligung an ihrer Initiative sind sie bislang zufrieden, nach den ersten vier Treffen seien schon 17 Teilnehmer in der Chatgruppe des Projekts, jeden Sonntag sind ein paar neue Gesichter dabei. "Meine Enkel werden hier ja auch spielen und meine Kinder waren mit mir da", sagt die älteste Teilnehmerin zu den Gründen für ihr Engagement.

Um die 15 Sponsorenzusagen hätte man schon für den Lauf am 3. Oktober, die genauen Summen würden aktuell aber noch festgelegt so Welke und Heer. Die Sponsoren kommen dabei nicht nur aus Pöring und Zorneding, sondern zum Beispiel auch aus Poing. Man habe die Anfragen bewusst in einem größeren Umkreis gestellt, schließlich werde der Spielplatz, der ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen und Kindergärten aus dem gesamten Umland ist, eben nicht nur von den Pöringern genutzt. Die Rückmeldung auf die Aktion sei bisher nur positiv ausgefallen. Auch wenn der Fokus momentan auf den Kindern liegt, ist schon das nächste Projekt in Planung: Der Verein wolle sich in Zukunft auch für ein Begegnungszentrum einsetzen, wo Alt und Jung zusammenkommen könnten, sagt Mariella Welke.

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SZ vom 13.08.2019
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