Süddeutsche Zeitung

Weitere Veranstaltungen folgen:Liberal und digital

Lesezeit: 3 min

Beim Vaterstettener Impuls Forum spricht FDP-Fraktionsvorsitzender Martin Hagen über Zukunftsstrategien von Firmen

Von Jonas Wengert, Vaterstetten

"FDP und Steuern, habt ihr denn keine anderen Themen?", fragt sich Martin Hagen selbst und liefert seine Antwort gleich hinterher: "Doch haben wir, aber es ist eben ein wichtiger Punkt." Der Fraktionsvorsitzende der FDP im bayerischen Landtag ist am Mittwochabend Gast beim ersten Vaterstettener Impuls Forum im Purfinger Haberer, welches sich der Unternehmensgestaltung im digitalen Zeitalter widmet.

Wenn es in Vaterstetten um Unternehmertum gehe, dann zuletzt hauptsächlich wegen der Diskussion um das Gewerbegebiet in Parsdorf, sagt der FDP-Ortsvorsitzende Klaus Willenberg zu Beginn der Veranstaltung. Dabei gebe es in der Gemeinde weit mehr als 500 Gewerbetreibende und Selbständige. "Diese Menschen sorgen für eine lebendige Gemeinde und schaffen Arbeitsplätze vor Ort", so Willenberg. Es gehe darum, gemeinsame Anliegen zu finden und zu formulieren. "Netzwerken" nenne man das heute und gerade im Bereich der Digitalisierung müssten kleine und mittlere Unternehmen für die Zukunft fit gemacht werden.

Als erster Redner präsentiert Hauke Scheffler Strategien, um den Online-Auftritt von Unternehmen im Internet zu verbessern. Das Ziel sei dabei stets zu verkaufen und Umsatz zu machen, so der Fachanwalt für Gewerberecht. Es beginne bereits damit, im Internet überhaupt gefunden zu werden. Mit speziellen Schlagworten können Homepages "suchmaschinenoptimiert" werden, so Scheffler. Ein großer Teil seines Vortrags handelt von Möglichkeiten im Bereich der Werbung, beispielsweise von Umständen, unter denen sogenannte Schock-Werbung oder der Kauf von Online-Bewertungen legal oder illegal sei. Der Jurist nimmt dabei keine persönliche Wertung vor, sondern bezieht sich bei seinen Ausführungen auf bestehende Gerichtsurteile.

Um ein Unternehmen für das digitale Zeitalter vorzubereiten, seien in der Regel Investitionen nötig, so Petra Rawe. Die Beisitzerin im FDP-Kreisvorstand Ebersberg und Geschäftsführerin eines Unternehmens im Bereich IT-Beratung stellt den "Digitalbonus Bayern" vor. Das Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung unterstütze kleine und mittlere Unternehmen dabei, ihre Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen zu digitalisieren, so Rawe. Bis zu einer Summe von 50 000 Euro könne die Hälfte bezuschusst werden. Bei höheren Beträgen bestünde die Möglichkeit eines zinsvergünstigten Darlehens. Sie selbst helfe bei der Formulierung und Betreuung solcher Anträge. Ein Zuhörer stellt die Frage, ob es bei der Bewilligung von Fördermitteln denn nicht nach Bedarf gehe? Sprich, ob ein Unternehmen finanzielle Unterstützung benötigt oder die Maßnahmen mit den eigenen Gewinnen umsetzen könnte. Rawe verneint, der Antrag werde vor allem nach Sinnhaftigkeit geprüft. "Was ein Schwachsinn", kommentiert der Fragesteller. Die Mittel seien im Haushalt vorgesehen, erklärt Rawe. "Warum sie also nicht wahrnehmen? So kann man sich einen geringen Teil der bezahlten Steuern zurückholen."

Die hiesige Steuerpolitik sei ein Grund, warum große deutsche und bayerische Unternehmen weitaus älter seien als die in anderen Ländern, so FDP-Fraktionschef Hagen. Mit Verweis auf die gesenkten Unternehmenssteuern in den USA sagt er: "Es muss steuerlich attraktiver gemacht werden, Risikokapital zu investieren. Bayern muss wieder Gründerland werden." In seinen Ausführungen bezieht sich der Abgeordnete aus Baldham nicht konkret auf die ortsansässigen Unternehmen in Vaterstetten, sondern hält sich allgemein. "In Bayern geht's uns objektiv gut", so Hagen. Daher habe man es als Opposition manchmal schwer mit Themen durchzudringen. Es gehe jedoch jetzt darum, Weichen zu stellen, "ein Update für Bayern", wie Hagen es nennt. "Der Wohlstand von heute ist nicht automatisch auf die Zukunft übertragbar." Statt Wahlgeschenken wie dem Baukindergeld müsse mehr in Bilder, Forschung und Entwicklung investiert werden. Zudem wünsche er sich bereits in der Schule einen größeren Appell, dass Gründen und Unternehmertum etwas tolles sei. "Wer in Deutschland erfolgreich ist wird erst einmal kritisch beäugt. Wir sollten weg von einer Neiddebatte, hin zu einer Anerkennungskultur." Bezogen auf eine Zuhörerfrage zum Thema Ökologie kritisiert Hagen die Idee einer CO₂-Steuer. "Woher soll die Politik wissen, was der richtige Preis für eine Tonne CO₂ ist?" Diese Frage würde beim von ihm bevorzugten Emissionshandel der Markt aus Angebot und Nachfrage klären.

Insgesamt sind bei der Veranstaltung knapp 15 Personen anwesend. Er habe sich etwas mehr Interesse erhofft, sagt Ortsvorsitzender Klaus Willenberg, allerdings habe man mit sommerlichem Biergartenwetter konkurriert. Nichtsdestotrotz ist das nächste Impuls Forum bereits geplant. Im Oktober soll es dann um das Thema Fachkräfte gehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4511485
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.