Süddeutsche Zeitung

Viel Ärger mit dem Müll:Sofa im Altglas

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Immer mehr Abfälle landen in und neben den Wertstoffcontainern - den Gemeinden entstehen dadurch Arbeit und Kosten.

Inga Rahmsdorf

Unterirdische Container, Überwachungskameras, Reinigungsfirmen und Aufrufe im Gemeindeblatt - die Kommunen im Landkreis haben sich schon einiges einfallen lassen. Doch das scheint alles nicht zu helfen: Überall machen Müllsünder den Gemeinden zusätzliche Arbeit und verursachen Kosten, die letztendlich alle Bürger tragen müssen. Das größte Problem sind Abfälle, die eigentlich auf den Sperrmüll, zum Elektroschrott oder in den Restmüll gehören, stattdessen aber bei den Wertstoffinseln abgeladen werden.

Das ist nicht nur ärgerlich für unsere Mitarbeiter, sondern auch für jeden braven Kunden, der alles säuberlich trennt", sagt der Kirchseeoner Bürgermeister Udo Ockel (CSU), der nun im Gemeindeblatt einen Hilferuf veröffentlicht hat. Regelmäßig müssten die Mitarbeiter der Gemeinde Kirchseeon den Müll, der neben den Containern liegt, entfernen. Es sei schon eine ganze Sofagarnitur dort abgeladen worden, sagt Ockel.

Die Stadt Ebersberg überwacht ihre Wertstoffinseln bereits mit Videokameras. Glonn hat vor kurzem schon seine zweite Wertstoffinsel geschlossen; die Gemeinde hatte keine andere Lösung mehr gesehen, um gegen die Vermüllung vorzugehen. In Vaterstetten hat man den Abfall zwar teilweise in unterirdische Container verlegt, doch oben an den Einwurfschächten sieht es oft genauso dreckig aus wie zuvor. Nun kommt dreimal wöchentlich eine Reinigungsfirma, um die Plätze zu säubern. Im Ebersberger Forst wurden am Wochenende mehrere Computer gefunden - Elektroschrott, der illegal im Wald abgeladen worden waren.

Es sei schwierig die Situation zu ändern, sagt Ockel. "Die Leute, die Müll abladen, wo er nicht hingehört, machen es doch wissentlich. Sie nehmen in ihrem Haushalt die kleinste Tonne, um Kosten zu sparen." Wenn der Platz dann aber nicht für den ganzen Restmüll reicht, werde er einfach irgendwo abgeladen.

Ein weiteres Problem entsteht regelmäßig, wenn die Container an den Wertstoffinseln voll sind. Viele stellen dann ihre Glasflaschen, das Altpapier und die Säcke mit dem Plastikmüll neben die Container. Die Gemeinde lasse die Behälter so häufig wie möglich leeren, sagt Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Kirchseeons Bürgermeister will zudem weitere Wertstoffinseln installieren, um gegen das Problem vorzugehen. Die Gemeinde sei im Gespräch mit Hausverwaltungen, sagt Ockel, doch keiner möchte den Müll vor seiner Haustür haben.

Auch das Abfallsystem mit den gelben Säcken ist vielerorts im Landkreis umstritten. Seit 2007 werden Verpackungsabfälle in den meisten Gemeinden abgeholt. Grafing jedoch hat das System vor zweieinhalb Jahren wieder abgeschafft. Der Hauptgrund war, dass die Säcke nur einmal im Monat abgeholt wurden. Auch in vielen anderen Gemeinden ruft der monatliche Abholzyklus Kritik hervor. Viele würden sich nicht an die Abholtermine halten und die gelben Säcke zu früh oder zu spät auf die Straße stellen. Im Großen und Ganzen funktioniere das System aber gut, so Ockel. Der Vertrag läuft noch bis Ende 2012. Bis dahin müssen die Gemeinden sich erneut überlegen, ob sie Plastikmüll auch in Zukunft in gelbe Säcke stecken oder zu den Wertstoffinseln bringen lassen wollen. (Seite 3)

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Quelle:
SZ vom 08.11.2011
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