Süddeutsche Zeitung

Vaterstetten:Vaterstettener bei den Hartmanns

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Doris Häuser vermittelt Flüchtlinge ans Filmset

Von Sandra Langmann, Vaterstetten

Flüchtling Diallo wird von einer deutschen Bilderbuch-Familie aufgenommen, deren Fassade schnell zu bröckeln beginnt, schließlich stellt der Neuling ihr Leben ordentlich auf den Kopf. Mit der Filmkomödie "Willkommen bei den Hartmanns" hat Regisseur Simon Verhoeven die Flüchtlingsthematik aufgegriffen, und das kam Doris Häuser aus Vaterstetten, die als Förderlehrerin an einer Grund- und Mittelschule mit Flüchtlingskindern arbeitet, gelegen. Es sei ihr wichtig, dass "echte" Asylbewerber im Kino zu sehen seien - deswegen habe sie zur Agentur von Verhoeven Kontakt aufgenommen. So kam Häuser mit dem Regisseur ins Gespräch. Er habe ausführlich recherchiert, erzählt sie, dennoch hätten sie und viele weitere Lehrer ihm wertvolle Informationen zur Arbeit mit Flüchtlingen, zu deren Leben und Verhalten geben können.

Verhoeven habe Häuser als "engagierte Frau mit viel Humor kennengelernt", schreibt die Agentur, und sie habe ihm geholfen, indem sie eine Umfrage unter Flüchtlingskindern durchgeführt habe. Außerdem gelang es Häuser, zwei Komparsenrollen für zwei anerkannte Flüchtlinge zu ergattern, einen 18- und 19-Jährigen."Dadurch konnten sich die beiden ein kleines Taschengeld dazuverdienen", freut sich Häuser. Zudem sei es ihr wichtig gewesen, ihnen den deutschen Film als Teil der hiesigen Kultur näher zu bringen.

Als sie die jungen Männer ans Filmset brachte, wurde auch Doris Häuser eine Rolle als Komparsin angeboten, die die ehemalige Grünen-Kreisrätin gerne annahm. Ihr habe es großen Spaß gemacht, im Hintergrund mitzuwirken. Nun tanzt und schäkert sie auf einer Party des Flüchtlings Diallo über die Leinwand und läuft auch in einer anderen Szene vor die Linse. Vor allem der respektvolle Umgang mit den Flüchtlingen sei ihr positiv in Erinnerung geblieben, erzählt die Vaterstettenerin. Der Nacht-Dreh bis vier Uhr morgens sei zwar anstrengend gewesen, doch habe sie die Atmosphäre als sehr angenehm empfunden. Der Regisseur habe sie alle wie echte Schauspieler behandelt und ihnen zum Abschied die Hand gereicht. Doch damit nicht genug aus dem Landkreis: Wenn man genau hinhöre, so Häuser, falle in dem Film sogar einmal der Name Vaterstetten, sie habe das im Kino ganz deutlich gehört. Wer es aber genau wissen will, muss wohl selbst die Ohren spitzen.

Live erleben kann man Häuser und einen der beiden Filmflüchtlinge am Samstag, 19. November, bei der Vaterstettener "Musikkneipe", die Häuser organisiert. Sie findet diesmal nicht in der Landlust, sondern im Alten Hof statt. Fhtawi aus Eritrea wird mit seiner Krar aufspielen, Günter Glier am Hackbrett Eigenkompositionen zum Besten geben. Nachwuchskünstlerin Katrin Haindl spielt Klavier und singt dazu Blues, Schlager und mehr. Host Ühlein präsentiert Songs von Peter Maffay mit neuen Texten singen. Beginn ist um 19 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2016
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