Süddeutsche Zeitung

Rundgang der Weggefährten:Mit Mut und Weitsicht

Lesezeit: 2 min

Altbürgermeister Martin Berger feiert 100. Geburtstag

Von Daniela Gorgs, Vaterstetten

Zum 100. Geburtstag gratuliert der Bürgermeister persönlich. Er überreicht Blumenstrauß und Präsentkorb mit allerlei Köstlichkeiten. In der Regel begleitet die Lokalpresse den Besuch. Am nächsten Tag erfährt dann der Zeitungsleser, wie der Jubilar es geschafft hat, stolze 100 Jahre alt zu werden. Zu einem kurzen Artikel gehört das obligatorische Foto, das den Jubilar zusammen mit dem Lokalpolitiker zeigt. In die Kamera schauen muss auch Martin Berger, der am Freitag 100. Geburtstag gefeiert hat. Seine Lebensgefährtin Hannelore Mairhofer ruft ihm im Vaterstettener Sportstadion zu: "Schau in die Kamera!" Und doch ist dieses Fest mit anderen runden Geburtstagen nicht zu vergleichen.

Zur Feier von Altbürgermeister Martin Berger kommt die gesamte Bürgermeisterriege: Altbürgermeister Peter Dingler, Bürgermeister Georg Reitsberger, Zweiter Bürgermeister Martin Wagner, Dritter Bürgermeister Günter Lenz. Und sogar Landrat Robert Niedergesäß, der auch mal Bürgermeister von Vaterstetten war. Zu diesen Gratulanten gesellen sich weitere Weggefährten. Unter ihnen ehemalige Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung: Gottfried Stelzl, Johann Patzer oder Johann Gunszt. Auch Vertreter vom örtlichen Partnerschaftskomitee Allauch sind da.

Die kleine Gruppe unternimmt einen Rundgang mit dem 100-Jährigen, um ihm die Früchte seiner Arbeit zu zeigen. Georg Reitsberger hatte die Idee zu dieser besonderen Geburtstagsfeier. Und so schiebt er den Rollstuhl des Jubilars eiligen Schrittes ins Sportzentrum. Es weht ein frischer Wind. Auf dem Rasen verweilt die festlich gekleidete Gruppe kurz, plaudert miteinander und lobt "den Mut und die Weitsicht" des Jubilars, der dieses Sport- und Freizeitgelände während seiner Amtszeit initiierte und umsetzte.

Zwölf Jahre lang, von Juli 1972 bis April 1984, leitete Martin Berger die Geschicke der Gemeinde Vaterstetten. In diese Zeit fiel die Gründung der Städtepartnerschaft mit Allauch, der Bau der Realschule und des Gymnasiums, die Gemeindegebietsreform und eben die Errichtung des Sport- und Freizeitgeländes. Als "zu überdimensioniert" erschien es seinen Kritikern damals, das Gelände so groß anzulegen. Ein Mekka des Mehrkampfs ist es heute. Und die großzügige Fläche, die Berger vorausschauend mit gutem Verhandlungsgespür gegen Ackerland eingetauscht hatte, erlaubte nun den Bau einer der modernsten Grund- und Mittelschulen Oberbayerns. Die Möglichkeit, diese Schule zwischen Stadion und Jugendzentrum zu bauen - "man hätte es nicht besser vorbereiten können", sagt der Landrat und zollt dem Jubilar Respekt.

Bevor es zurück in die Landlust zur gedeckten Geburtstagstafel geht, blickt sich die Gruppe in der neuen Schule um. Es geht hoch in den ersten Stock an den lichtdurchfluteten, offenen Klassenzimmern vorbei, zurück ins Erdgeschoss in die Schulküche. Beim Anblick der großen, blank gewienerten Arbeitsflächen sinniert der 100-Jährige über Kürbissuppen-Rezepte. Hier wäre ein guter Platz, den Hokkaido aufzuschneiden. Doch dafür ist an diesem besonderen Tag keine Zeit. Da wird gefeiert, nicht gekocht.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2019
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