Süddeutsche Zeitung

Klimaneutrale Landwirtschaft:Alternativer Antrieb

Lesezeit: 2 min

Der Fuhrpark der Bayerischen Staatsgüter ist schon jetzt beinahe zu 100 Prozent mit emissionsarmen Kraftstoffen und Antriebstechnologien unterwegs. Geschäftsführer Anton Dippold hat darüber am Standort in Grub informiert.

Von Johanna Feckl, Poing

Seit Ende März steht fest: Die Bundesregierung steigt stufenweise bis 2026 aus der Agrardieselbeihilfe in der Landwirtschaft aus. Dieser Beschluss lenkt den Fokus auf alternative Antriebstechnologien und damit auch auf Entwicklungsabteilungen der Landtechnikhersteller. Die Bayerischen Staatsgüter haben sich bereits auf den Weg gemacht und ihren Fuhrpark auf emissionsarme Kraftstoffe umgestellt. Am Mittwoch hat Geschäftsführer Anton Dippold darüber in Grub informiert.

"Stolz sind wir darauf, dass wir seit August 2023 unsere landwirtschaftlichen Maschinen und die Betriebs-Pkw zu beinahe 100 Prozent mit emissionsarmen Kraftstoffen und Antriebstechnologien betreiben", heißt es in der Pressemitteilung dazu. So darf an öffentlichen Tankstellen 100-prozentiger HVO-Kraftstoff erst seit diesem April angeboten werden, einzelne Unternehmen jedoch können bereits auf mehrere Jahre Erfahrungen mit diesem klimaschonenden Kraftstoff zurückblicken - dazu zählen auch die Staatsgüter.

HVO (Hydrotreated Vegetable Oil, zu deutsch: Hydriertes Pflanzenöl) wird aus Abfallprodukten wie Fetten und Ölen aus der Ernährungswirtschaft hergestellt, damit reduziert der Kraftstoff CO₂-Emissionen um mehr als 90 Prozent. Den Erfahrungen der Staatsgüter zufolge verträgt sich HVO gut mit Maschinen aus dem bisherigen Bestand, auch Logistik und Handling seien unkompliziert. Für die Lagerung und den Tankvorhalt könne man herkömmliche Tankstellen für fossilen Diesel verwenden, und zwar ganz ohne jegliche Anpassungen. Der einzige Wermutstropfen: Der HVO-Kraftstoff kostet "aktuell rund 0,20 bis 0,25 Euro mehr als fossiler Diesel", wie aus der Pressemitteilung hervorgeht.

Der Fuhrpark fährt nicht nur mit HVO 100, sondern auch mit Rapsöl oder Strom

Bei den acht Standorten der Bayerischen Staatsgüter tanken bereits 184 von 204 landwirtschaftlichen Maschinen HVO 100, darunter auch Traktoren. 16 weitere werden mit Rapsöl betrieben und vier Maschinen fahren mit selbst erzeugtem Strom. Darüber hinaus tanken auch alle 15 Lkw und 64 von 68 Pkw bereits HVO 100, zwei Pkw haben einen E-Antrieb und einer einen hybriden. Diese erneuerbaren Kraftstoffe konnten laut Pressemitteilung circa 400 000 Liter Diesel ersetzen.

Als unmittelbarer Teil der Staatsverwaltung müssen die Bayerischen Staatsgüter bis 2028 in der Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebs klimaneutral sein. Dazu sind bereits unterschiedliche Maßnahmen ergriffen worden, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. So sei auch der CO₂-Fußabdruck der Staatsgüter erfasst worden, anhand des Landwirtschafts-Klima-Checks, den die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ins Leben gerufen hat. Damit soll der Status quo aller klimarelevanten Emissionen dokumentiert und Stellschrauben für weitere Reduktionsmöglichkeiten identifiziert werden. Neben der Umstellung auf erneuerbare Kraftstoffe würden auch Moorflächen wieder vernässt sowie Biogasanlagen, Hackschnitzelheizanlagen und PV-Anlagen errichtet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6563920
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.