Süddeutsche Zeitung

"Of Fathers and Sons" in Grafing:Kinder des Kalifats

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Das KBW zeigt oscarnominierten Film im Capitol Kino

Im Rahmen der Filmreihe "KBW im Kino" stellt das Kreisbildungswerk seit einigen Jahren außergewöhnliche Filme vor. In diesem Jahr zeigt die katholische Familien- und Erwachsenenbildungseinrichtung in Kooperation mit dem Capitol Theater Grafing den oscarnominierten Dokumentarfilm "Of Fathers and Sons - die Kinder des Kalifats". Im Mai wurde der Streifen in Berlin bei der Verleihung des 69. Deutschen Filmpreises als "Bester Dokumentarfilm" und für den besten Schnitt mit der "Lola" ausgezeichnet.

Im Anschluss wird sich der Produzent des Films, Tobias N. Siebert, den Fragen der Kinobesucher stellen und von den Produktions- und Dreharbeiten erzählen. Siebert wohnt in Berlin, ist aber in Grafing geboren und hat das Gymnasium in Grafing besucht. Er hat an der Filmhochschule in München studiert, bevor er seinen Wirkungskreis nach Berlin verlegte.

Für den 99-minütigen Film kehrte Filmemacher Talal Derki in seine Heimat Syrien zurück. Dort gewann er das Vertrauen der radikal-islamistischen Familie Abu Osama und begleitete mehr als zwei Jahre lang inkognito deren Alltag. Dabei beobachtete er hauptsächlich die Kinder, wie sie zum Spaß aus harmlosen Chemikalien Bomben bauen, wie sie zwischen zerstörten Panzern und Ruinen im Staub spielen, wie sie sich prügeln und zur Strafe vom Vater kahl geschoren werden. Es gibt kein Spielzeug, kein Fernsehen, nur die mal strenge, mal liebevolle Hand des Vaters und die alles umgebende Religion. Der Satz "Allah ist groß" bildet quasi den Mittelpunkt ihres Daseins. Der Dokumentarfilm vermittelt einen Einblick in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen, die traumatisiert sind von einem jahrelangen, blutigen und zerstörerischen Krieg, ohne Hoffnung auf ein Ende und eine friedliche Zukunft. Er zeigt, was mit Heranwachsenden geschieht, wenn Familien Hass und Rache predigen, vom Wunsch nach Vergeltung beseelt sind. Ziel ist die Schaffung eines Kalifats auf den Schultern der kommenden Generationen. So liefert der Film einen einzigartigen Einblick in eine Kindheit, die von der systematischen Heranführung an radikal-islamistisches Gedankengut geprägt ist. Im Ausbildungslager einer IS-nahen Untergruppe der al Qaida lernen sie, dass Leben nichts bedeutet, dass das Glück im Jenseits wartet.

Nach dem Schulabschluss in North Carolina, USA und München und dem Studium der Theater- und Kommunikationswissenschaft arbeitete Tobias N. Siebert als Video Editor und Video Artist für verschiedene Fernsehsender. Er studierte Produktion und Medienwirtschaft an der HFF in München. Er ist Partner und Herstellungsleiter zweier Berliner Produktionsfirmen und arbeitet als freier Produzent und Berater. Er produzierte zahlreiche TV Formate, betreute in der Postproduktion mehr als 100 Kinofilme.

Of Fathers and Sons - Die Kinder die Kalifats wird am Dienstag, 19. November, um 20 Uhr im Capitol Theater, Grandauerstr. 2, gezeigt. Der Eintritt kostet acht Euro.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2019 / SZ
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