Süddeutsche Zeitung

Neues Projekt:Geschichten von morgen

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Das neue Projekt "Gemeinsam Zukunft machen" in der Stadt Ebersberg will mehr Bürgerbeteiligung erreichen. Dazu gibt es verschiedene Workshops, bei denen vor allem erzählt werden soll

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Pünktlich zu Ostern war sie wieder auf diversen TV-Kanälen zu sehen: Die größte Geschichte aller Zeiten. Die Mischung aus Sandalen- und Religionsfilm zieht seit nunmehr fünfeinhalb Jahrzehnten die Zuschauer in ihren Bann, die Vorlage dafür bereits seit knapp zwei Jahrtausenden. Denn "Geschichten gestalten unser soziales Miteinander", sagt Lakhena Leng. Die Grünen-Stadträtin und Dritte Bürgermeisterin von Ebersberg hat darum nun das Projekt "Gemeinsam Zukunft machen" für mehr Mitsprache und Mitgestaltung der Einwohnerschaft initiiert, der Weg dahin sind Geschichten.

Die Methode sei als "navigate by fiction" bekannt, einige Unternehmen und andere Organisationen nutzten sie bereits. Dabei gehe es zunächst nicht um eine konkrete Agenda - etwa Lösungsvorschläge für bekannte Probleme zu finden oder bestimmte Projekte vorzubereiten - sondern die Teilnehmer erzählen sich Geschichten darüber, die im Ebersberg der Zukunft spielen. Aus diesen Geschichten könnten dann Initiativen entstehen, Dinge aus den Erzählungen umzusetzen. Die Kreisstadt wäre die erste Kommune, in welcher die Methode zur Anwendung kommt.

Die Idee dazu hatten Leng und Kerstin Gollner, die zweite Initiatorin des Projektes, schon vor einiger Zeit. "Wir saßen zusammen und haben überlegt, wie wir alle mehr mitgestalten können." Denn für die meisten Ebersberger sei es doch so, dass sie sich über Entwicklungen in der Stadt entweder freuten oder ärgerten, aber nur sehr wenig Einflussmöglichkeiten hätten. Zumindest was den Werdegang von Projekten und Entwicklungen angehe, gefragt würden die Einwohner dann zwar bei den Wahlen oder auch in Form von Bürgerentscheiden. "Aber da geht es dann nur noch um ja oder nein", sagt Leng, aber nicht um die Frage nach dem Was und Wie.

Die Initiatoren hoffen auf eine bunte Mischung von Teilnehmern

Das Bürgerprojekt soll mit seiner unkonventionellen Herangehensweise auch diejenigen ansprechen, die in den bestehenden Strukturen vielleicht nicht so aktiv sind und trotzdem Interesse an Mitgestaltung haben. Am schönsten fänden es die Organisatorinnen, wenn sich möglichst aus allen Generationen, Einkommensgruppen und Berufen Leute finden, Alteingesessene genauso wie frisch Zugezogene: "Je bunter die Mischung der Menschen ist, desto vielfältiger die Zukunftsszenarien" heißt es darum auch in der Einladung.

Konkret geplant sind mehrere Treffen, die allerdings wegen Corona nicht persönlich sondern nur im Internet stattfinden. Auf der Website des Projekts kann man sich dazu zu verschiedenen Terminen anmelden. Mehrere Gruppen zu je sieben Leuten soll es geben, diese treffen sich dann regelmäßig und erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten. Diese werden im Übrigen keinesfalls nur Utopien sein, sagt Leng. Die Teilnehmer sollen für ihre Erzählungen ganz unterschiedliche Prämissen wählen: Also ein positives Zukunfts-Szenario, ein negatives sowie ein neutrales und darum ihre Geschichten spinnen.

Am Ende steht ein Festival

Diese werden am Ende des Projektes auch öffentlich präsentiert, geplant ist eine Veranstaltung über zwei Tage. Am Freitag und Samstag, 11. und 12. Juni, sollen die Szenarien im Rahmen eines Festivals vorgestellt und die Geschichten vorgelesen werden. Auch einen Erzählband oder einen Podcast mit den gesammelten Fiktionen soll es geben. Ob das Festival nun als Präsenzveranstaltung oder ausschließlich Online stattfinden wird, hänge natürlich von der weiteren Entwicklung der Corona-Krise ab, sagt Leng. Sie hofft aber, dass zumindest ein bisschen Präsenz möglich ist. Für diese optimistische Zukunftserzählung haben sich die Organisatorinnen bereits gerüstet und den Alten Speicher reserviert.

Wer an dem Projekt teilnehmen möchte, kann sich auf www.gemeinsam-zukunft-machen.de für einen der Termine anmelden. Dort gibt es auch weitere Informationen und Hintergründe.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2021
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