Süddeutsche Zeitung

Neue Kooperation:Vaterstettener Duett

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Von Herbst an wollen Realschule und Musikschule eng zusammenarbeiten: Letztere übernimmt einen Teil des Unterrichts im musischen Zweig

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die letzten Wochen eines Schuljahres gelten als eher ruhige Zeit. Das dürfte an der Vaterstettener Realschule nicht anders sein - mit einer Ausnahme: In den letzten Tagen des alten Schuljahres hat man dort nun eine Neuerung auf den Weg gebracht, eine Kooperation mit der Musikschule Vaterstetten. Diese wird vom kommenden Schuljahr an Teile des Unterrichts für den musischen Zweig der Realschule übernehmen. Umgekehrt kann die Musikschule auch in der unterrichtsfreien Zeit Räume der Realschule nutzen.

Dass man an der Realschule Vaterstetten nicht nur mit Mathematik, Wirtschaft oder Fremdsprachen einen Abschluss machen kann, sondern auch mit Musik, gibt es seit Herbst 2012. Damals wurde für die Siebtklässler der musische Zweig als zusätzliches Wahlfach eingeführt. Hintergrund war, dass an der Schule ohnehin schon viel musiziert wurde. Neben dem Schulchor und einigen Bands gab es in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe bereits seit 2010 die Bläserklassen. Auch das Kultusministerium zeigte sich geneigt, in einem Bewerbungsverfahren wurde das Konzept der Vaterstettener angenommen, die Realschule war damit die siebte in Bayern mit einem entsprechenden Wahlpflichtfach für die Siebtklässler.

Welches diese offenbar gut annehmen, wie Schulleiterin Anita Ruppelt und Angela Rötzer-Doll von der erweiterten Schulleitung sagen. Aktuell gebe es etwa 60 Schülerinnen und Schüler in den vier Jahrgangsstufen der Musikklassen. Unterrichtet werden eigentlich alle Instrumente, welche die Schüler spielen wollen, aktuell beliebt seien Schlagzeug, Klavier und Geige, aber natürlich auch Blasinstrumente, die viele schon aus der fünften und sechsten Klasse kennen. Eine der siebten Klassen besteht sogar komplett aus jungen Musikern, alle haben dort das Fach gewählt. Und sind damit auch bei ihrem Abschluss erfolgreich: im zu Ende gehenden Schuljahr haben 28 Realschüler ihre Mittlere Reife auch mit Musik erlangt.

Dabei sollen vom kommenden Schuljahr an die Lehrer der Musikschule helfen. Wie deren Leiter Bernd Kölmel erklärt, gibt es dafür sogar eine Finanzierung durch die Regierung von Oberbayern. Pro Schulstunde im musischen Zweig werden 22 Minuten Lehrerzeit an die Musikschule erstattet. "Wir freuen uns über diese aktive Partnerschaft", sagt Kölmel, weiß aber auch um "die Herausforderung, den Unterricht in enger Abstimmung mit der Fachschaft Musik zu gestalten". Trotzdem hoffe man seitens der Musikschule "auf Synergieeffekte", sagt Kölmel.

Denn nicht nur bekommt die Realschule mehr Musiklehrer - bislang musste man bei den Musikklassen oft auf befristete Stellen zurückgreifen, wie Ruppelt erklärt - die Musikschule bekommt dadurch endlich wieder einen Standort in S-Bahn-Nähe. Denn neben den Schul- und den Musikstunden für die Realschüler soll in der Neuen Poststraße auch regulärer Unterricht der Musikschule stattfinden.

So wie bis vor vier Jahren in der Wendelsteinschule, wo es wegen steigender Schülerzahlen aber zu eng wurde. Zwar ließ sich der Platzmangel mit dem Umzug in die neuen Räume an der Baldhamerstraße lösen - es gab aber auch Kritik, dass man damit zu weit ab vom Schuss sei. Was letztlich eine Entwicklung in Gang setzte, die 2016 das Ende der jahrzehntealten Vereinsstruktur von VHS und Musikschule bedeutete. In der Folge wurden zwei neue Trägervereine geschaffen, in denen im Gegensatz zu früher nicht mehr Privatpersonen, sondern nur noch die an der Finanzierung der beiden Bildungseinrichtungen beteiligten Gemeinden Mitglied sein können.

Peer Frieß, nach Helmut Wörner der mittlerweile zweite Vorsitzende dieser beiden Vereine, nennt die wieder erlangte zentrale Lage zwar einen "schönen Bonus" der neuen Kooperation mit der Realschule, will dieses Detail aber nicht zu hoch hängen. Der wichtigste Punkt sei doch, dass diese Zusammenarbeit überhaupt zustande gekommen sei.

Was, wie alle Beteiligten sagen, tatsächlich nicht ganz einfach war, schließlich mussten sich nicht nur die beiden Schulen auf ein Konzept einigen, sondern auch noch den Bezirk davon überzeugen. Von September an wird es sich dann in der Praxis bewähren müssen. Sowohl vonseiten der Musik- sowie der Realschule gibt man sich aber zuversichtlich, dass das klappt - und hat sogar schon neue Pläne: "Wir hoffen, dass wir das noch ausbauen können," sagt Frieß, ohne dabei konkret werden zu wollen - aber jetzt sind auch erst einmal Ferien.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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