Süddeutsche Zeitung

Musik in Forstinning:Stimmenzauber

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Gesangslehrerin Karin Wick gibt mit Schülern und Kollegen regelmäßig Konzerte im Forstinninger Pfarrheim

Von Alexandra Leuthner, Forstinning

Die Uraufführung von Mozarts Oper "Die Zauberflöte", im September 1791 im Wiener Freihaustheater, soll ein durchschlagender Erfolg gewesen sein - noch im Oktober desselben Jahres wurde sie 20 mal gespielt und ist seither zumal von europäischen Opernbühnen nicht wegzudenken. Die Wiener Zuhörerschaft aber musste sich mit dem Werk des Wunderkinds erst einmal anfreunden. An manchen Stellen war es mit seinem durchaus humanistischen Anspruch zu ernsthaft für das an die Tradition der Wiener Kasperl- und Zauberoper gewöhnte Publikum. Ein Zuschauer soll sogar bei feierlichen Szenen gelacht haben. Was der Erfolgsgeschichte des Stücks mit seinen ebenso schillernden wie farbenfrohen Märchenfiguren nichts anhaben konnte.

Farbenfroh und fantasievoll soll es auch an den kommenden beiden Samstagen, 31. Oktober und 7. November, jeweils ab 15 Uhr im Pater-Rupert-Mayer-Haus zugehen, wenn Forstinninger Sänger, Solisten des Gärtnerplatztheaters und Preisträger von "Jugend musiziert" gemeinsam einen Querschnitt von Melodien der Oper zum Besten geben. Und es darf sogar gelacht werden - wenn nicht Corona Konzertleiterin Karin Wick und ihren Mitstreitern einen Strich durch die Rechnung macht. "Dann wird der gesamte Block verschoben, beide Konzerte, mit allen verkauften Plätzen", sagt Wick, die als Gesangslehrerin Nachwuchskünstlerinnen wie die inzwischen an der Staatsoper Nürnberg engagierte Sopranistin Lisa Eisenreich zu ihren Schülern zählen kann.

Es hat in Forstinning inzwischen Tradition, dass sich Nachwuchsmusiker aus Karin Wicks Kaderschmiede ein bis zweimal im Jahr präsentieren können. Ein Jahres- und eine Neujahrskonzert stellt die Musiklehrerin regelmäßig auf die Beine. Ausgestattet werden die Konzerte aus der Requisitenkammer des Gärtnerplatztheaters, wo Karin Wick selbst 15 Jahre lang im Chor gesungen hat, wie sie erzählt. Ein Engagement, das für die 62-Jährige - die sich aber längst nicht so fühlt - immer noch Früchte trägt. So kommen nicht nur die Kostüme für die Forstinninger Konzerte aus dem Münchner Staatstheater, sondern auch die eine oder andere Stimme. Diesmal übernehmen Petra Nynke (Sopran) die Pamina, Gerwita Hees (Alt) die Dritte Dame. Die erste Dame singt Petra Frantz, Ärztin und ausgebildete Sopranistin aus Zorneding, die zweite Dame (Mezzosopran) Karin Wick selbst. Den Papageno gibt Christoph Birgmeier, Tenor aus München und ebenfalls Musiklehrer. Besonders stolz ist Karin Wick auf die drei Knaben, die alle ihre Schüler sind. Josephine und Sophia Hees und Theresa Gantner. Alle drei sind erfolgreiche Teilnehmer bei Jugend musiziert, die beiden Hees-Schwestern singen auch im Kinderchor des Gärtnerplatztheaters.

Wenn sie ihre Schützlinge auf der Bühne stehen sieht, dürfte der gebürtigen Münchnerin Wick das Herz übergehen. Die Tochter eines Konzertpianisten hatte sich schon früh der Musik verschrieben. Nachdem sie für Konzerte und sogar Rundfunkaufnahmen auf der Bühne gestanden habe, sei es nicht gerade der Blumenladen ihrer Mutter Clara gewesen, in dem sie ihre Zukunft gesehen habe. Allerdings war es dann gerade dieser Laden, der sie vor 20 Jahren nach Forstinning geführt hat - wo sie ihrer Mutter helfen wollte.

Die Gesangsausbildung von Kindern und Erwachsenen aber, das sei immer schon ihre Leidenschaft gewesen, der sie bereits als Sängerin am Staatstheater gefrönt habe. "Kinder sind unsere Zukunft", sagt Wick, die auch als Logopädin arbeitet und "Stimmen repariert", wie sie sagt. Wenn es die denn brauchen. Wick ist davon überzeugt, mit einem Vorurteil aufräumen zu müssen: "Von wegen, einer trifft keinen Ton - das gibt's nicht", sagt sie, "Singen ist doch nichts anderes als Sprechen auf verschiedenen Ebenen."

Über den musikalischen Erfolg hinaus sei das Singen aber auch eine Art Therapie. Kinder, die singen, "werden viel selbstbewusster, sie sind mit Begeisterung dabei". Sogar wenn es um Volkslieder gehe, auf die sie viel Wert lege, und wovon vor allem die Eltern begeistert seien. Oberste Prämisse ihres Unterrichts aber sei das Erfolgserlebnis, das jeder Schüler aus jeder Stunde mitnehmen solle. Ein solches Erfolgserlebnis sollen auch die Zauberflöten-Aufführungen werden. Wenn sie denn stattfinden dürfen.

Karten für die Veranstaltungen am 31. Oktober und 7. November gibt es bei Post/Schreibwaren & mehr, Mühldorfer Straß 24, Forstinning. Bei einer Verschiebung werden Kartenbesitzer informiert, die Tickets behalten ihre Gültigkeit.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2020
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