Süddeutsche Zeitung

Entsorgung in Markt Schwaben:Wilkommen auf dem Wertstoffhöfchen

In Markt Schwaben ist für Schrott kein Platz. Wer einen Kühlschrank entsorgen will, muss eine lange Reise machen. Es sei denn, man findet andere Wege.

Glosse von Korbinian Eisenberger

In Markt Schwaben steht ein Wertstoffhof, über den böse Zungen sagen, dass er diesen Namen nicht verdient hat. Ganz unrecht haben die Kritiker nicht, denn es handelt sich bestenfalls um ein Wertstoffhöfchen, weil man dort Kleidung und Glas, keinesfalls aber Kühlschränke, Mikrowellen oder Fernseher hinbringen sollte. Wuchtigen Elektroschrott möge man zum Entsorgen nach Ebersberg verfrachten, heißt es, weil man sich sonst auf ein "Bußgeld in empfindlicher Höhe" einstellen darf.

Wenn es um Geld und Schrott-Platz geht, dann sind sie in Markt Schwaben sehr sensibel, was verständlich ist, weil die Gemeinde von beidem deutlich zu wenig besitzt. Die Markt Schwabener müssen sich deswegen mit ihren Stehlampen und Röhrenbildschirmen auf eine 40-Kilometer-Rundreise nach Ebersberg einlassen. Weil das recht weit ist und viel Benzin verschluckt, hat die Freie-Wähler-Fraktion diesen Zustand nun als Dilemma ausgemacht. Auf ihren Antrag vom Dienstag hin hat der Gemeinderat dazu einen Beschluss gefasst: Die Verwaltung soll mit dem Landratsamt nach einer besseren Lösung suchen.

Vielleicht gibt es die ja. Bis es so weit ist, bleibt der Markt Schwabener jedoch weiter in einer Zwickmühle gefangen, aus der es kein Entrinnen gibt: Mache ich mit meinem Auto eine Recycling-Reise durch den Forst? Oder breche ich diese in einer finsteren Ecke am Waldrand ab, tue was zu tun ist, und erspare der Natur so haufenweise CO₂? Beide Varianten haben immerhin eines gemeinsam: Nie waren sich Umweltschutz und Umweltfrevel näher.

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Quelle:
SZ vom 28.09.2017
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